Die Körperbemalung auf der Osterinsel - Schmuck oder Abschreckung

Körperbemalung der Rapanui auf der Osterinsel


Körperbemalung der Rapanui auf der Osterinsel - Schmuck oder Abschreckung

Körperbemalung der Rapanui auf der Osterinsel Inselkarte und Die Körperbemalung auf der Osterinsel - Schmuck oder AbschreckungKurzbeschreibung:

Die frühen Bewohner der Osterinsel verzierten ihre Körper nicht nur mit dauerhaften Tattoos, sondern zeitweilig auch mit unterschiedlichen Farben. Diese Farben wurden aus den Säften verschiedener Pflanzen oder aus Pigmenten hergestellt, die aus zerriebenen Mineralien gewonnen wurden.

Die Körperbemalungen wurden nach den Berichten der Reisenden und Seefahrer vornehmlich eingesetzt, um sich während der anstehenden Festivals zu schmücken oder auch, um während der kriegerischen Auseinandersetzungen oder gegenüber unliebsamen Besuchern besonders grotesk und abschreckend zu wirken.

Wegen der Vergänglichkeit der Materialien, haben sich solche Farben leider nur an sehr wenigen Ritualgegenständen oder einigen Steinbildern erhalten.

 

Quelle:
- "Die Osterinsel" Alfred Métraux, 1957 (deutsche Fassung), S. 64 - 67
- "La Tierra de Hotu Matu´a", Sebastian Englert 1948, S. 210,

 

Körperbemalung der Rapanui auf der Osterinsel:

Die Körperbemalung der Rapanui auf der Osterinsel

Die Wirkung der Tätowierungen wurde laut Alfred Métraux noch durch Körperbemalung erhöht. Hierzu standen rote, weiße, schwarze oder graue Erde, sowie eine orangene Farbe aus der Curcuma-Wurzel zur Verfügung.

Die feuerrote "Ki'ea"-Farbe:

Die kräftigste aller Farben war laut Sebastian Englert die feuerrote "Ki'ea"-Farbe. Es ist die Farbe über die bereits Carl-Fr. Behrens (1722) berichtete. Das Material findet sich als Mineral in einer Abbaugrube am Fuße des Poike an einem Ort namens "Te Tiamo". Von dort wurde früher "Ki'ea" in großen Mengen gewonnen und es scheint immer noch [1948] eine unerschöpfliche Grube zu sein. Das Sediment wird zunächst abgebaut, dann tauchen sie einen Klumpen davon in Wasser und formen daraus eine Kugel, etwa in der Größe wie bei Käse. Solche Bälle, die von Frauen aufbewahrt wurden, sind ab und zu immer noch in unterirdischen Höhlen zu finden. Wenn die Menschen zu einem Fest gingen, trugen sie das "Ki'ea" in kleinen Körben aus Bananenblättern oder Zuckerrohr mit sich. Es war kein sehr haltbares "Rouge". Es verwischte aufgrund von Schweiß sehr leicht und deshalb war es notwendig, die Bemalung oft zu erneuern.

Ein weiteres rot, gelb, weiß und schwarz:

Es gibt eine weitere farbige Abbaustelle, die die Spanier unter dem Kommando von Felipe Gonzalez (1770) beschreiben. Sie liegt nicht weit von Vinapu entfernt in der Nähe einiger Klippen, die Te Pahu genannt werden. In dieser Mine gibt es 3 farbige Sedimente: "ki'ea", [eine rötliche Substanz] aber nicht so kräftig wie die in Te Tiamo; "pua oua", ein gelblich wirkendes Pulver und das aschweiße "Marikuru". Um sich mit schwarzer Farbe zu bemalen, wurden sie mit "Ngarahu" (Holzkohle, Ruß) verschmiert.

Orange aus der Curcuma-Wurzel:

Das gewonnene Pulver aus der Curcuma-Wurzel war laut Métraux besonders auch wegen ihres Duftes sehr beliebt. Dieser, für Polynesier sehr angenehme Duft (auf Europäer übt sie keine Wirkung aus), soll einst zwei weilbliche Geisterwesen am Rano Raraku angezogen haben, die in "ite-hiva" (auf fremder Erde) beheimatet waren. Sie sollen dem Mythos zufolge einst den Vorvätern der Rapanui gezeigt haben, wie man das Pulver aus der Wurzel herstellt.

Gelb und rot aus Pflanzensaft:

Laut Sebastian Englert nutzten die Rapanui den Saft bestimmter Pflanzenknollen ("pua" und "pia"), um daraus die Farbe gelb und rot herzustellen. Diese Substanzen nutzten die Insulaner allerdings mehr für die Einfärbung ihrer "Mahute"-Umhänge. Eugéne Eyraud, der noch Augenzeuge derart eingefärbter Bekleidungsgegenstände war schreibt allerdings, er habe sich nie an den Geruch dieser Gemüsesäfte gewöhnen können.

 

Rot bildete die beliebteste Körperfarbe bei den Frauen und Rot, Weiß und Schwarz war die beliebteste Farbkombination bei den Männern. Später und bis in die Neuzeit nutzen vor allem die Männer jede verfügbare Farbvariante. Laut Alfred Métraux sollen sich die Rapanui ihren Körper gerne komplett mit Farben eingerieben um bei den ersten Europäern "einen starken Eindruck" zu hinterlassen.

Mit den Farben hatten die Bewohner der Osterinsel allerdings so ihre Probleme. Das erkannte bereits Jacob Roggeveen 1722 bei der Entdeckung der Insel und schreibt:

"Der Boden des Landes (wie wir an mehreren Stellen sahen) ist rot und gelblich. Dieses Sediment lösen sie wohl in Wasser auf, tauchen darin ihre Kleider und lassen es dann trockenen. Die Mixtur ist allerdings nicht zum Färben geeignet, man sah Abfärbungen an den Fingern der Einwohner, nicht nur nach dem Berühren neuer Artikel, sondern auch von alten und abgenutzten."

Was für Textilien oder auch Felsmalereien schlecht war, hatte aber für die Körperbemalung keinen Nachteil. Im Gegenteil: Die unterschiedlichen Erdfarben brachten eine gewollte Abwechslung in den sonst nur bläulich schwarz wirkenden Tattoos.

Als erster Reisender beschreibt Don Francisco Antonio de Agüera (1770) Mitglied der Gonzalez-Expedition die Körperbemalung der Rapanui. Es heißt:

"Die Hauptmänner, oder jene in der Autorität, malen ihre ganzen Körper mit etwas Kraut oder Alkohol, mit einem hellen roten Farbton an. Zu sehen sind eine große Zahl von Linien, Pyramiden, Schwänzen mit oftmals abscheulichen Masken [rostros feisimos] zeichnend. Alle Muster sind in solcher Ordnung und Symmetrie ausgeführt, dass es den geschicktesten Zeichner erforderte, um sie nachzuahmen.

Insbesondere stellen sie auf der Rückseite ein Labyrinth von Windungen mit so viel Fähigkeit dar, dass es unser Wunder erregt, nicht ein Punkt noch eine Linie von der rechten Seite zur linken Seite, die in der Regelmäßigkeit wollen. Auf den leeren Teilen des Bauches stellen sie zwei fürchterliche Monstrositäten (rostros horrorosos) dar, die sie "pare"* nennen und ich glaube, sie schauen mit Verehrung auf sie, aber sie mögen es nicht, sie mit der Hand zu berühren." * "pare" = halb roh, schlecht gekocht

1774 folgt Georg Forster (Mitglied der Cook-Expedition) mit einer Beschreibung. Es heißt:

"Sie waren gemeiniglich mit ihrer natürlichen hellbraunen Farbe nicht zufrieden, sondern hatten sich noch das ganze Gesicht mit rotbraunen Röte überschmiert, über dem denn das schöne Orangenrot der curkuma-Wurzel gesetzt war. Zum Teil hatten sie sich auch das Gesicht mit zierlichen Streifen von weißem Muschel-Kalk verschönert. Die Kunst, sich anzumalen, ist also nicht bloß auf die Damen eingeschränkt, welche das Glück haben die französischen Moden nachzuahmen."

1816 folgt Otto von Kotzebue mit einer kurzen Beschreibung, mit der die Rapanui offenbar ihre ablehnende Haltung gegenüber Fremden zeigen wollten. v. Kotzebue schreibt:

"... Sie hatten jetzt ihre Gesichter rot, weiß und schwarz bemalt, was ihnen ein fürchterliches Aussehen gab ..."

1825: Frederick William Beechey, der eine ähnlich ablehnende Haltung der Rapanui wie Otto von Kotzebue erfahren musste, schreibt:

"Bei einigen waren die Gesichter schwarz bei anderen rot, bei manchen schwarz und weiß, oder rot und weiß, und zwei koboldartige Unholde hatten sich ganz schwarz bemalt."

1830: Und auch Robert Guthrie, der als Schiffsarzt auf der "HMS Seringapatam" keine Gelegenheit hatte, die Osterinsel zu betreten schreibt:

"Viele von den Männern bemalten ihre Gesichter mit einem roten Lehm, der ihnen zu ihren schwarz tätowierten Lippen und den dunklen Augen ein sehr wildes Aussehen gab."

1864: Der wohl letzte Augenzeuge, der die Körperbemalung vor Einflussnahme der Europäer gesehen hat, ist der Missionar Eugéne Eyraud. Eyraud schreibt:

" ... alle Männer, Frauen und Kinder hatten ihre Gesichter und ihren ganzen Körper auf vielerlei Arten bemalt und ihre Tattoos waren beeindruckend. Sie rieben sich mit einer Art verdünnter Erde oder mit dem Saft von bestimmten Pflanzen ein. Die Frauen benutzen nur Rot, Männer benutzen unterschiedlich alle Farben."

1914: Katherine Routledge erwähnt in ihrem Buch von 1919 kurz, wie einige der Farben hergestellt wurden. Routledge schreibt:

"Zusätzlich zu dieser Art von Dekoration schmückten sich die Inselbewohner mit verschiedenen Farben: Weiß und Rot wurden aus Mineralprodukten gewonnen, die an bestimmten Stellen gefunden wurden; Gelb von einer Pflanze namens "pua" (43) und schwarz von Zuckerrohrasche."

 

Wenn auch relativ wenig über die Form und Gestaltung der Körperbemalung bekannt ist, so weiß man doch, wie der jährlich neu ausgerufene Vogelmann sich zu bemalen hatte. Es heißt, der neue Tangata Manu rasierte sich zunächst seine komplette Körperbehaarung ab und ließ sich dann mit roten und schwarzen Streifen bemalen. Wie das ausgesehen haben mag, vermittelt der Ao-Tanzpaddel, das nach außen getragene Statussymbol des Vogelmannes. TOP

Ao Tanzpaddel - Zeichen des Vogelmannes

 

Gefärbte Bekleidung der Rapanui:

Nach den Beschreibungen der ersten Seefahrer, waren die meisten Menschen auf der Osterinsel nackt. Die Menschen aber, die ganz (oder teilweise) eingekleidet waren, trugen Bekleidungsstücke aus schilfartigem Material, die mit Tapa-Baumrindenstoff überzogen, und zumeist mit dem gelblichen Saft der "Curkuma-Wurzel" eingefärbt waren. Andere Bekleidungsstücke sollen auch mit farbigen Pigmenten aus zerriebenen Steinen eigefärbt gewesen sein. Bei Feuchtigkeit oder Schweißbildung lösten sich diese Farben allerdings leicht auf und färbten dann die Haut des Trägers ein.

eingefärbte Kleidung der Rapanui

 

Bemalte Tapa-Stoffe an Ritualpuppen:

Von der Osterinsel sind einige wenige Ritualpuppen erhalten, deren Korpus mit Tapa-Stoffen überzogen und mit Farbe dekoriert wurde. In den meisten Fällen soll es sich bei den Dekorationen wohl um angedeutete Tattoo-Muster handeln, dennoch wurden die Muster mit Naturfarben angebracht.

Ritualpuppe von der Osterinsel, dekoriert mit Farbe

 

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