Die Poike-Halbinsel im Osten der
Osterinsel
Poike Halbinsel - etwa 700.000 Jahre alt mit wenigen Sehenswürdigkeiten
Kurzbeschreibung:
Die Poike-Halbinsel, im Südosten der Osterinsel, zeigt sich
heute als niedriger, abgerundeter Hügel und erloschener Schildvulkan.
Die Grasflächen an den flachen Hängen des 370 Meter
hohen Maunga Puakatiki werden von der Staatsfarm "SASIPA"
als Weideland genutzt. Im Südwesten und Südosten gibt
es starke Erosionsflächen, deren Ausbreitung seit 1966 mit
Anpflanzungen von Eukalyptusplantagen und Lupinius aufgehalten
werden soll.
Im Verhältnis zur übrigen Insel, gibt es auf Poike
relativ wenig sichtbare Siedlungsspuren, doch es gibt sie. Im
Südosten sind zwei Ahu nur noch als stark verwitterte Ruinen
zu erahnen. Im Nordosten ist eine Ahu-Ruine zum Teil schon ins
Meer abgerutscht.
Quelle:
- "La Tierra de Hotu Matu´a", Sebastian
Englert 1948, S. 232 ff.,
- "Aku-Aku", Thor Heyerdahl, deutsche Ausgabe von 1957,
S. 51 ff.
- "Zeit-Raum-Abbildung von östlichen Ketten-Vulkanismus",
Erde und Planetenwissenschaft Briefe" cxxxvi,
J.M.O'Connor, P.Stoffers und M.O.McWilliams,
1995, S. 197-212
Die Poike-Halbinsel im
Osten der Osterinsel
Die Poike-Halbinsel im Südosten der Osterinsel, war für
Besucher der Insel schon immer eine auffällige Formation,
weil an der östlichen Seite drei kleine Eruptionshügel
ein sehr einprägendes Bild ergeben.
Poike ist geologisch der älteste Teil der Osterinsel,
allerdings ist vom eigentlichen Poike-Vulkan heute nur noch
die untere Landmasse zu erkennen. Vor etwa 350.000 Jahren hat
sich aus dem Poike-Krater der "Mt. Pu A Katiki" erhoben.
Für den Tourismus wird die Poike-Halbinsel wenig beworben,
denn dieses Gebiet ist nur für Menschen zugänglich,
die gerne in die Einsamkeit wandern oder sich einer Trekkingtour
zu Pferd anschließen möchten. Die Poike-Halbinsel
selbst ist eingezäunt, denn dort weiden Rinder, deren Farm
von der staatlichen "SASIPA"
betrieben wird, ein Betrieb, der aus der aufgelösten Schafranch
Williamson-Balfour Company "CEDIP"
hervorgegangen ist. Direkt auf der Halbinsel gibt es keine öffentlichen
Straßen, es ist aber nicht verboten, durch das Gatter
zu den wenigen Sehenswürdigkeiten zu gehen.
Trotz der Abgeschiedenheit benötigen Besucher ein kostenpflichtiges
Ticket von der Nationalparkverwaltung. Der Einlass
zur Begehung der Poike-Halbinsel wird zwar nicht kontrolliert,
doch können Besucher immer mal wieder einen Parkranger
begegnen, der dann sicherlich nach dem Ticket fragen wird.
Im Verhältnis zu den vielen altertümlichen Ruinen,
Statuen oder Petroglyphen,
die auf der gesamten Osterinsel zu finden sind, gibt es auf
der Poike-Halbinsel relativ wenig zu sehen. Doch es gibt einige
Sehenswürdigkeiten, die man sich allerdings von einem Führer
zeigen und erklären lassen sollte.
Der
Poike-Graben:
Die Grenze zur Poike-Halbinsel wird heute durch eine teils
asphaltierte Verbindungsstraße bestimmt, die von der Ahu-Anlage
Tongariki an der Südküste
zur Ahu-Anlage Mahatua an der Ostküste verläuft. Parallel
zu dieser Straße befindet sich eine Verwerfung, die als
"Poike- oder Ikos-Graben" bezeichnet
wird. Einheimische sprechen auch vom "Erdofen
der Langohren".
Eine erstmals von William
J. Thomson (1886) festgehaltene Legende besagt, dass an
diesem Graben ein Entscheidungskampf
zwischen den "Langohren" und den "Kurzohren"
stattgefunden hat. Dieser Legende nach sollen die auf der Insel
herrschenden "Langohren", entlang des Inselhalses
einen Graben ausgehoben haben, um die unliebsamen "Kurzohren"
darin zu töten. Dieses Vorhaben wurde verraten, die "Kurzohren"
drehten den Spieß um, überraschten ihrerseits die
"Langohren" und töteten alle, bis auf den Informanten.
Die Thor Heyerdahl
Expedition hat hier 1956 Schnittgrabungen durchgeführt
um festzustellen, ob es sich bei dieser Verwerfung tatsächlich
um einen künstlich angelegten Graben oder eine natürliche
Verwerfung handelt. Dr.
Carlyle S. Smith, der damals die Leitung der Grabung hatte
meint: Die Grabungen hätten einen vier Meter tiefen und
zwölf Meter breiten künstlichen Graben offenbart,
der sich über eine Länge von rund zwei Kilometer durch
das Gelände zieht. Radiokarbondatierungen von Brandrückständen
seien (1956) etwa 300 Jahre alt, also um das Jahr 1656 zu datieren.
Der Poike-Krieg wird
auch mit dem Ende der Moai-Produktion
in Verbindung gebracht.
Poike und die drei markanten Eruptionshügel:
Die Poike-Halbinsel im Südosten der Osterinsel ist vor
allem durch seine drei markanten Eruptionshügel am östlichen
Hang des 370 Meter hohen Mt. Puakatiki leicht zu erkennen.
Aus geologischer Sicht sind diese, vornehmlich aus Trachyt
bestehenden, Erhebungen mit den Namensbezeichnungen Maunga Parehe
("zerschmetterter Hügel" = 225 Meter), Maunga
Tea Tea ("weißer Hügel" = 279 Meter) sowie
Maunga Vai A Heva ("magischer Wasserhügel" =
280 Meter) eher weniger spektakulär.
Mt. Parehe ist bereits zur Hälfte abgebrochen und ins
Meer gestürzt.
Am Maunga Tea Tea soll laut William
J. Thomson (1886), das Material für die Steinwerkzeuge
abgebaut und auf Schleifsteinen in Form geschliffen worden
sein. Hierzu finden sich in der Nähe, aber auch in anderen
Gebieten der Osterinsel, so genannte "Taheta" (Mulden
im Stein mit abgeflachten Seiten).
Am Mt. Vai A Heva findet sich eine gleichnamige Felsformation,
die wie ein menschliches Gesicht mit offenem Mund gestalte
ist und im Volksmund "Jungfrauenbrunnen"
genannt wird.
Ansonsten liegen an den Hügeln hier und da einige nicht
zuordenbare, von Menschenhand, bearbeitete Steine.
Aus geschichtlicher Sicht sind diese drei Erhebungen allerdings
interessant, weil der spanische Kapitän Felipe
González de Ahedo 1770 hier drei große Holzkreuze
errichten ließ, um die Insel unter dem neuen Namen "San
Carlos" für Spanien in Besitz zu nehmen.
Auf Gonzalez Befehl hin, ging am 20. November 1770
eine 250 Mann starke Expeditionsgruppe unter Leitung von José
Bustillos an Land und ließ sich, nach Aufstellen der drei
Kreuze, von drei Häuptlingen eine Übereignungsurkunde
unterschreiben. Damit war die vermeintliche Inbesitznahme der
Insel abgeschlossen. Spanien hat allerdings nie einen Besitzanspruch
an der Osterinsel geltend gemacht, wohl auch, weil die Koordinaten
dieser Insel, während ihrer Entdeckung 1722, vom Holländer
Jacob Roggeveen
genannt worden sind.
Das Ereignis vom 20. November 1770 wird von einigen Wissenschaftlern
mit der Rongorongo
Schrift in Verbindung
gebracht. Der neuseeländischer Linguist Steven
Roger Fischer meint, die Unterschrift der Würdenträger
sei für die Häuptlinge, die diese Urkunde "unterschrieben"
haben, die Initialzündung für die Rongorongo Schrift
gewesen.
Argumente für Rogers These wären:
- Die Großkönige von Anakena
galten, den Überlieferungen nach, als Kenner und Hüter
der Rongorongo Schrift.
- Die Spanier sind am 20. November 1770 exakt in dem Gebiet
an Land gegangen, in dem sich die Großkönige traditionell
aufgehalten haben.
- Die auf der Annektierungsurkunde aufgebrachten Zeichen zeigen,
dass ihre Urheber 1770 noch keine geübten Schreiber waren.
"Papa Ui Hetu'u":
In relative Nähe zur südöstlichen Steilküste
gibt es eine Stelle, die sich "Papa Ui Hetu'u"
nennt. Zu erkennen ist dieser Ort durch die Ansammlung von etwa
einem Dutzend größeren Basaltsteinen, die auf der
sonst Gras bewachsenen Ebene, weit sichtbar im Gelände
liegen. "Papa Ui Hetu'u" wurde erstmals von Katherine
Routledge 1919 erwähnt, indem sie schreibt:
"[…] dieser Ort ist als "Ko Te Papa-ui-hetuu"
bekannt, oder auch"die Steine, von denen aus die Sterne
zu sehen sind". Hier kamen die alten Männer hin,
um die Sternenbilder zu beobachten."
Der Überlieferung nach, versammelten sich hier Priester
von Rang, um die Sterne zu beobachten.
"Papa Ui Hetu'u" ist tatsächlich die einzige
Stelle auf der Osterinsel, von der aus während der Dunkelheit
die Plejaden sowie der Orion-Gürtel im kompletten Verlauf
(Aufgang am Horizont: Untergang am Horizont) beobachtet werden
kann.
Die Priester sollen aus dem jeweiligen Stand der Plejaden bzw.
des Orion-Gürtels, Rückschlüsse auf den Beginn
und das Ende bestimmte Ereignisse wie "Zeit der
Fülle" oder "Zeit der Entbehrungen"
bestimmt haben. Hier am "Papa Ui Hetu'u" wurden auch
die Priesterschüler unterrichtet und hier mussten sie ihre
Prüfungen ablegen.
Auf den relativ glatt geschliffenen Steinen, befinden sich
die Petroglyphen von insgesamt
40 Fischhaken sowie insgesamt 70 tassenförige Mulden. Ein
Stein davon ist mit insgesamt 17 Steinfischhaken versehen, mit
denen Thunfisch und andere große Hochsee-Fische gefangen
wurden. Derartige Fischhaken in dieser Häufigkeit finden
sich nur an der Nordküste (Hanga OTeo) und der Ostküste
im Bereich des Petroglyphenfeldes "Papa
Vaka".
In geringer Entfernung dieser Steinformation befindet sich
ein Stein, auf dessen Oberfläche kleine Löcher eingeschlagen
sind, die vom Bild her das Sternenbild der Plejaden zeigen soll.
Während einige Wissenschaftler anzweifeln, dass es sich
hier um eine Sternenkarte handelt, kommen der Archäologe
Edmundo Edmunds sowie sein Team-Kollege, der Astronom Juan Antonio
Belmonte nach Schwerpunktuntersuchungen 2004 und 2009/10 zu
dem Ergebnis, dass von hier der gesamte Verlauf der Plejaden
am Firmament zu beobachten ist und die Anordnung der Löcher
auf dem Stein das Sternbild der Plejaden zeigt.
"Ana O Keke" – die Jungfrauenhöhle:
Östlich des "Papa Ui Hetu‘u", befindet
sich in der, an dieser Stelle, rund 110 Meter hohe Steilküste,
die so genannte "Ana O Keke" – oder auch Jungfrauenhöhle.
Der Überlieferung nach sollen in dieser Höhle
früher Mädchen über längere Zeit in vollkommener
Dunkelheit gelebt haben, um bei bestimmten Anlässen als
gebleichte Mädchen präsentiert zu
werden.
Pater Sebastian
Englert hat 1948 erstmals von dieser Höhle berichtet
und schreibt, diese Höhle wird bei den Einheimischen "Ana
hue neru" genannt. "Neru"
heißt übersetzt "Jungfrau/en", "Hue-Neru"
bedeutet: "Treffen oder Versammlung von Neru Mädchen".
Der
Zugang zu dieser Höhle ist für Laien sehr gefährlich,
denn sie liegt etwa 20 Meter unterhalb des Poike-Plateaus und
sollte ohne einen ortskundigen Führer und geeignete Bekleidung
nicht alleine aufgesucht werden. Der Höhleneingang ist
klein und niedrig. Unmittelbar nach dem Eintritt öffnet
sich eine 1,30 Meter hohe und rd. 1,80 Meter breite Lavaröhre,
die in verschiedenen Höhen ca. 380 Meter in den Untergrund
reicht. Im Eingangsbereich der Höhle befinden sich einige
Petroglyphen unterschiedlicher
Ausprägung.
Thor
Heyerdahl hat sich diese Höhle 1956
von Pater Sebastian Englert zeigen lassen. Heyerdahl beschreibt
diese Begebenheit und Besichtigung sehr ausführlich und
bildlich in seinem Buch "Aku-Aku", deutsche Ausgabe
von 1957.
"Ana More Mata Puku" - Neru Höhle der
Jünglinge:
Schaut
man vom Höhlenausgang weiter nach Norden, sieht man in
der Ferne die östliche Nordküste der Osterinsel,
an der auch der Sandstrand von Anakena liegt. Behält
man die gleiche Blickrichtung, schaut aber lediglich nach
unten, so liegt in 60 Meter Entfernung (10 Meter oberhalb
des Meeresspiegels) eine weitere Höhle,
und zwar die Neru-Höhle der Jünglinge
"Ana More Mata Puku".
In dieser Höhle sollen sich, ähnlich wie die Neru-Mädchen
in der Ana O Keke Höhle, ausgewählte Jünglinge
in absoluter Dunkelheit aufgehalten haben, um später
als Jünglinge mit gebleichter Haut präsentiert zu
werden.
Im Gegensatz zur Ana O Keke Höhle handelt es sich bei
dieser Höhle allerdings nur um eine, vom Felsgestein
überragende, Einbuchtung von 6 Meter Breite und 6 Meter
Tiefe. Die Einbuchtung verjüngt sich nach hinten auf
gut 3,25 Meter, die Deckenhöhe beträgt zwischen
1,30 Meter und 1,50 Meter. Außer einigen, sorgfältig
aneinander gelegten, glatt-runden Steinen auf den Höhlenboden
sowie einige grobe Felsritzungen an der rechten Höhlenwand,
gibt es hier nichts zu sehen. Hartwig-E. Steiner, der die
Höhle 2012 umfassend untersucht und beschrieben hat,
meint trotz der Höhe von durchschnittlich 1,30 Meter
(2012:265):
" Die Ana More Mata Puku bietet für einen
zeitweisen Aufenthalt bessere Raumbedingungen als die Ana
o Keke. Durch ihre Dimension ist sie angenehmer und bequemer
zu nutzen."
Gemeint sind sicherlich die, im Verhältnis zur Ana o
Keke Höhle, relativ bequeme Lagerstätte und die,
durch die Belüftung hervorgerufene, relative Trockenheit
in der Höhle. Dennoch ist angesichts der geringen Höhe
kaum zu glauben, dass sich in dieser Höhle, Jünglinge
über mehrere Monate, ununterbrochen aufgehalten haben
sollen.
"Vai A Heva" – der Jungfrauenbrunnen:
An
der Nordseite, des etwa tausend Meter von der Ana O Keke Höhle
entfernten Eruptionshügels "Mt. Vai A Heva",
befindet sich eine Felsformation, die aussieht als sei es ein
menschlicher Kopf mit geöffneten Mund. Sie erinnert an
die vielen MakeMake-Darstellungen, die auf der Insel zu finden
sind. Diese Formation wird von den Einheimischen "Vai
A Heva" oder auch "Roca Tallada = der
gemeißelte Stein" genannt. Diese überdimensionale
Darstellung des MakeMake ist auf Rapa
Nui einmalig.
Bei dem geöffneten Mund handelt es sich um eine natürliche
Felsöffnung mit einer Breite von etwa zwei Metern und einer
Tiefe von mehr als 1,50 Metern, in der sich nach Regenschauern
Wasser sammelt. Dieses Natursteinbecken
wird wegen seiner relativen Nähe zu den Ritualhöhlen
Ana O Keke (Jungfrauenhöhle) und Ana More Mata Puku (Neru-Höhle
der Jünglinge) auch als "Jungfrauenbrunnen"
bezeichnet.
Ob die Priester oder Menschen, die die Jugendlichen versorgen
mussten, aus diesem Becken tatsächlich dauerhaft Trinkwasser
schöpfen konnten, ist allerdings zweifelhaft. Frisch- oder
Trinkwasser findet sich eigentlich ausreichend in Senken in
der Ana O Keke Höhle selbst, oder fand sich auch auf der
Anhöhe des Mt. Puakatiki in einem dort vorhandenen Kratersee,
der heute trocken liegt und seit 1966/67 mit Eukalyptusbäumen
bepflanzt ist.
Datierung zur Besiedelung:
Nach der Analyse von Bodenproben von Thor
Heyerdahl mit Kohleresten aus Feuerstellen in den unteren
Schichten des Aushubs des Poike-Grabens,
erbringt eine Radiokarbondatierung das Jahr 386
(plus/minus 100 Jahre). Helene Martinsson-Wallin und Susan J.
Crockford haben 2002 einen Aufsatz mit Tabellen veröffentlicht,
die die frühen Siedlungsspuren mittels Radiokarbondatierungen
zeigen. Aus diesen Werten ergeben sich in der Poike-Region erste
Siedlungsspuren zwischen 320 - 670.
Alte Siedlungsspuren:
Ahu-Anlagen auf der Poike-Halbinsel:
Vor allem in der südlichen Region, also zwischen den Eruptionshügeln
und den ost-, süd- und westlichen Steilklippen, zeigen
sich noch alte Siedlungsspuren von stark erodierten Ahu-Anlagen.
Im Verhältnis zur übrigen Insel, sind hier allerdings
wenige zu finden und sind heute sehr stark verwittert, bzw.
erodiert. Die Forschergruppe des "UCL Rapa Nui Landscape
of Construction Project (LOC13)", hat hierzu im Jahre 2016
eine umfangreiche archäologische Untersuchung durchgeführt
und die Reste der Anlagen im Detail beschrieben.
Ahu Ruine "Motu Toremo Hiva":
An der Klippe der Ostküste, in der Nähe des "Mt.
Parehe" drohen die Reste der ehemaligen Ahu-Anlage "Motu
Toremo Hiva" ins Meer abzurutschen.
Ahu Ruine "Viri Viri o Tumu":
An der Südseite sind die Fundamente und Einfassungen der
ehemaligen Ahu-Anlagen "Viri Viri o Tumu" und "Hati
te Kohe" nur noch als stark verwitterte Erosionshügel
zu erkennen.
Ahu Ruine "Hati te Kohe":
Moai auf der Poike-Halbinsel:
Auf der gesamten Poike-Halbinsel finden sich weniger als 20
Fragmente von ehemaligen Moai-Statuen.
Die meisten Statuen sind stark verwittert und sind der ersten
Periode zuzuordnen. In der südlichen Region befinden einige
Moai alleine im Gras, andere wurden offensichtlich zusammengetragen
und sind heute keiner Ahu-Anlage mehr zuzuordnen. Auf den Hügeln
des "Mt. Parehe", "Mt. Tea-Tea" und "Mt.
Vai a Heva" befinden sich verwitterte Spuren von bearbeiteten
Fundament-Steinen, aber auch Reste von Moai-Statuen. So gut
wie alle Statuen bestehen aus hartem Trachyt und stammen damit
nicht vom Moai-Steinbruch Rano
Raraku.
Moai "MN-SAN-001":
Von den wenigen Moai, die es überhaupt auf der Poike-Halbinsel
zu finden gibt, wurde eine Statue 1916
von einer Gruppe Rapanui, mit mehreren Ochsenkarren zur Küste
gebracht, um sie anschließend nach Chile transportieren
zu lassen. Dieser 1,57 Meter große Moai trägt den
wissenschaftlichen Namen "MN-SAN-001"
und steht heute im Naturhistorischen Museum in Santiago de Chile.
Ein weiterer Moai mit gut ausmodulierten langen Ohren ist noch
relativ gut erhalten. Die Augenhöhlen für Inlays aus
weißem Korallenkalk an einigen Moai zeigen auch, dass
diese Moai einst auf einer Ahu-Anlage gestanden
haben müssen.
Poike – Gebiet der "KORO ORONGO":
Geht man nach der Gebietsverteilung, die Katherine
Routledge 1914/15 in einer Karte festgehalten hat, gehörte
die Poike-Halbinsel dem Clan der "KORO ORONGO".
Geht man nach der Gebietseinteilung von Julio Hotus aus dem
Jahre 1998, so war die Poike-Halbinsel zweigeteilt, wobei die
gesamte östliche Region den "KORO ORONGO - Miru"
gehörte und die gesamte westliche Region den "KORO
ORONGO – Tupa Hotu".
Welchen Status und welche Stellung die "KORO ORONGO"
im Gesellschaftsgefüge der Osterinsel hatten, geht aus
den Überlieferungen und Legenden nicht genau hervor und
lässt sich nur spekulativ eingrenzen. Autoren wie Brown
(1924:110) oder Dr.
Walter Knoche (1925:298 ff) meinen, die Bewohner von Poike
seien die Langohren und Baumeister der großen Steinbilder
gewesen.
Zwei Legenden beziehen sich auf die Bewohner
in der Poike-Region, ohne allerdings die Gruppe der "KORO
ORONGO" namentlich zu benennen.
In der ersten Legende geht es um die Bevölkerungsgruppe
der Langohren "Hanua Eepe", die die Poike-Halbinsel
als Herrscher über die Kurzohren "Hanau Momoku"
bewohnt haben. Als sich die Bevölkerungsgruppe der Kurzohren
"Hanau Momoku" gegen ihre Herren aufgelehnt haben,
kam es an dem "Poike- oder Ikos-Graben"
zu einem vernichtenden Entscheidungskampf, bei dem alle, bis
auf einen der "Hanua Eepe" getötet wurden.
Diese Auseinandersetzung soll um 1670 stattgefunden haben.
In einer zweiten Legende geht es um den
"großen Krieg", der um 1724 beginnt und sich
über drei Generationen fortsetzt. Hauptakteur ist der
"Tupa Hotu" König Kainga aus
der östlichen "Hotu-iti"-Allianz, der mit einer
Aggression gegen die westlichen "Ko Tu‘u"
Vergeltungskriege auslöst. In der Legende verbündet
sich König Kainga mit den Bewohnern
der Poike-Halbinsel, um über die westlichen
"Ko Tu‘u" einen dauerhaften Sieg zu erringen.
Warum Poike frei von Lava-Gesteinsbrocken ist:
Legende: Eine erstmals von William
J. Thomson (1886) festgehaltene und von Alfred
Métraux (1957:188+189) ergänzte Legende spricht
davon, dass die unterdrückte Bevölkerungsgruppe der
Kurzohren von den Langohren gezwungen worden sein soll, die
Poike-Halbinsel von den Lavasteinen freizuräumen. Es kam
zur Auflehnung der Kurzohren gegenüber ihren Herren, die
mit dem Poike-Krieg
ihr Ende fand. Die gleiche Legendengeschichte veröffentlicht
Pater Sebastian
Englert in seinem Buch von 1948 (S. 117).
Warum Poike sich derart verwaist zeigt:
Kein direkter Zugang zum Meer:
Die rund 4 km breite und 5 km lange Poike-Halbinsel ist an drei
Seiten (Osten, Süden und Westen) von einer bis zu 110 Meter
hohen Steilküste umgeben, die einen Zugang zum Meer unmöglich
macht. Der 4 km breite Inselhals im Norden biete zwar auf ganzer
Breite einen Zugang zur übrigen Insel, doch auch hier gibt
es keinen direkten Zugang zum Meer. Die nächste und einzige
Zugangsmöglichkeit zum Pazifik und somit zu den Meeresfrüchten
wäre die Hotu-iti Bucht im Westen. Doch die Hotu-iti Bucht
gehörte nicht mehr zur Poike-Region und war mit der mächtigen
Ahu-Anlage Tongariki durch
die Bevölkerungsgruppe der Tupa Hotu besetzt.
Zu wenig Süßwasser:
Die baumlosen Bodenflächen von Poike haben keine Möglichkeit,
Regen und somit Süßwasser
zu speichern. Es gibt zwar einige wenige Stellen, wie in der
Ana o Keke Höhle oder beim Graben auf den Hügeln der
niedrigen Eruptionshügeln, an denen sich etwas trinkbares
Wasser findet, doch dieses Wasser ist von seiner Menge einfach
zu gering, um eine Siedlung dauerhaft mit Süßwasser
zu versorgen.
Wenig fruchtbares Land am Poike:
So schön, wie sich die weiten und ebenen Flächen am
Poike auch zeigen, hier gedeihen nur widerstandsfähige
Gräser. Die am Poike befindliche Erde ist für den
Anbau von Feldfrüchten zu unfruchtbar. Außerdem wird
das Sediment beim Aufbrechen der Erde durch starke Winde und
Sturzregen ins Meer geweht bzw. geschwemmt. Dieses Problem zeigt
sich besonders an der Südseite der Poike-Halbinsel.
Petroglyphen:
Auf der Poike-Halbinsel gibt es, im Verhältnis zur übrigen
Insel, relativ wenig Petroglyphen.
Im Bereich der Sternenwarte "Papa Ui Hetu'u" finden
sich 40 Fischhaken, 70 Zähllöcher sowie ein Meereswesen,
das aussieht wie eine Mischung aus Kalmar und Hummer. Innerhalb
der "Ana o Keke" Höhle befinden sich einige Petroglyphen,
die auf der Osterinsel sehr selten sind. Es zeigen sich beispielsweise
die Darstellung von einer anthropomorphen Figur, einige Pflanzen
sowie von zwei Steinbeile, aber auch einen Wal und einen Tunfisch.
Sehr dominant und einmalig ist die überdimensionale Darstellung
einer MakeMake-Darstellung als Felsformation "Vai A Heva".
Aku-Aku-Geist auf der Poike-Halbinsel:
Sebastian
Englert hat während seiner Wirkungszeit als Inselgeistlicher
(1935-1968) eine Liste der Namen und der Wohnorte der Inselgeister
(Aku-Aku) zusammengetragen. Danach
waren die Rapanui der Meinung, dass auf der Poike-Halbinsel
der Aku-Aku-Geist "Ko Umu Korai" wohnt
und sein Unwesen treibt.
Die fortschreitende Erosion auf
der Poike-Halbinsel:
Schon William
J. Thomson (1886) berichtet davon, dass die Böden am
"östlichsten Ende" der Poike-Halbinsel - eine
sandige Konsistenz haben und die Passatwinde ungehindert stärkere
Verwehungen auslösen. In den 1920er Jahren empfiehlt dann
der US-amerikanische Zoologe William
Alanson Bryan für die damaligen Schafranch-Betreiber
Williamson Balfour Company in einem Gutachten - unter anderem
die Erosion im südlichen Bereich der Poike-Halbinsel
durch Baumanpflanzungen aufzuhalten. Seither wurden immer wieder
Aktionen für Baumbarrieren auf Poike gestartet und Eukalyptusbäume
sowie Lupinius gepflanzt. Solche Aktionen wurden in den letzten
100 Jahren aber immer etwas stiefmütterlich behandelt mit
der Folge, dass im südlichen Bereich das dortige Sediment
heute weitflächig bis auf den nackten Felsen abgetragen
ist. Auch im nördlichen Bereich der Halbinsel gibt es bereits
tiefe Narben der fortschreitenden Erosion.
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