Aku-Aku Geister und die Religion
der Rapanui
Aku-Aku Geister und die Religion der Rapanui:
Kurzbeschreibung:
Die Rapanui von der Osterinsel sind fest davon überzeugt,
dass sie und die Insel von Geistern, den so genannten "Aku-Aku"
beherrscht werden. Die Existenz dieser Geister ist im Bewusstsein
der indigenen Bevölkerung so fest verankert, dass sie als
Relikt aus der alten Glaubenskultur bis weit in die Neuzeit überlebt
haben.
Bei den "Aku-Aku" handelt es sich nach Meinung der
Rapanui zumeist um Wesen, die aus den verstorbenen Körpern
ihrer Vorfahren entwichen sind und dabei bis in die Unendlichkeit
auf der Osterinsel aktiv sein können. Andere "Aku-Aku"
beherrschen die Körper von noch lebenden Menschen. Dabei
gibt es gute und böse Geister, vor denen man sich nur schützen
kann, wenn man sie pfleglich behandelt, das heißt, an sie
glaubt, Achtung vor ihnen hat und sie bei jeder Mahlzeit mit einem
Teil der Nahrung bedenkt.
Katherine Routledge
war 1914/15 die erste Forscherin, die sich ernsthaft mit dem Phänomen
"Geister auf der Osterinsel" beschäftigt hat und
diese auch mit ihrer Namensbezeichnung "Aku-Aku" benennt.
Quelle:
-"The Mystery of Easter Island", Routledge,
1919, S. 236 ff.
- "La Tierra de Hotu Matu´a", Sebastian Englert
1948, S. 168 - 170.
- "aku-aku - Das Geheimnis der Osterinsel", Thor Heyerdahl,
deutsche Fassung, 1957, S. 73 ff,
- "Die Osterinsel" Alfred Métraux (deutsche Fassung),
1957, S. 47, 104 ff, 127 ff.
- "Aku-Aku - Geistwesen auf Rapanui", Diplomarbeit Irene
Wilma Steinberger, 2012,
Die Aku-Aku Geister von
der Osterinsel:
Wie in anderen Kulturen auch, gab es in der alten Glaubenskultur
der Rapanui eine Geisterwelt, deren Existenz den europäischen
Besuchern allerdings bis zum Ende des 19. Jahrhunderts weitgehend
verborgen geblieben ist. Katherine
Routledge war 1914/15 die erste Forscherin, die sich ernsthaft
mit dem Phänomen "Geister" beschäftigt hat.
Spätere Forscher, wie beispielsweise Thor
Heyerdahl (1955/56) mussten feststellen, dass die so genannten
"Aku-Aku" Geister sogar die Christianisierung überlebt
haben und in den Köpfen der indigenen Bevölkerung
bis in die Neuzeit weiterhin präsent sind.
"ákuáku" - Wortumschreibung
der Rapanui für Geister:
In der Wortumschreibung der Rapanui findet sich die Bezeichnung
"ákuáku", was übersetzt so viel
heißt wie: "Geist der Anderswelt" (gut oder
böse). "Ki a au te ákuáku oga apó":
"Ich habe letzte Nacht von einem schlechten Omen geträumt".
"otoroka" - Herkunftsort der Aku-Aku
Schutzgeister:
Nach Steven R. Fischer (2005:S.49), war dies ein (heute
nicht mehr verwendetes Wort als) Willkommens-Gruß
der Rapanui an die Aku-Aku-Geister. Es scheint dasselbe
Wort zu sein, dass Carl
Friedrich Behrens (1722) über den ersten Rapanui
beschrieb, der mit den Holländern Kontakt aufgenommen
hatte. Dieser Rapanui hob beim Verlassen des Schiffes beide
Hände nach oben, drehte sich zur Insel und rief: "O
dorroga! ", "O dorroga" [möglich auch:
Odorroga, Odorroga – Ovakevake*]. "Ovakevake"
war laut Dr.
Thomas Barthel (1974:S. 24,25) der Ort, von dem der
Gründerkönig Hotu Matu’a, mit seinen Schutzgeistern,
zur Osterinsel gekommen war.
Beobachtungen der ersten Forschungsreisenden:
In den ersten 150 Jahren nach der Entdeckung der Osterinsel
1722, haben die Reisenden zwar einige religiöse Handlungen
beobachtet, doch näher mit der Religion beschäftigt
hat sich niemand, wohl auch, weil sie immer nur für
kurze Zeit auf der Insel waren.
1864 - erste Erwähnung "häuslicher
Idole":
Die ersten Fremden, die sich näher mit der spirituellen
Welt der Rapanui auseinandersetzen, sind die Missionare
ab 1864 bzw. 1866, aber auch nur mit unverständlichem
Blicken in Hinblick auf ihre eigene Glaubensvorstellung
des Katholizismus. Eugene
Eyraud (1864) spricht von häuslichen Idolen, an
deren Götter er nicht denken möchte.
1866 - erste Erwähnung "Götter und
geisterhafte Seelen":
Pater Hippolyte
Roussel (1866-1871) erfährt zum ersten Mal, dass
die Rapanui eine gute Anzahl von Göttern und Geistern
haben und nennt dabei die Namen "Hiva", "MakeMake"
und "Tive". Roussel schreibt ergänzend "Die
Eingeborenen glauben an die Unsterblichkeit der Seele",
die nach dem Tod des Menschen den Wunsch hat, in ein fremdes
Land zu gehen, um dort glücklich oder unglücklich
zu leben, je nachdem, wie der Mensch sich zu Lebzeiten verhalten
hat. Roussel ist allerdings nicht ganz klar geworden, wie
sich die Menschen die Form der Seelen und Geistern vorstellen,
berichtet aber, von einem Art Gespenst ohne Kopf aber Rippen
und dass die Menschen scheinbar eine große Angst vor
diesen geisterhaften Seelen haben.
1882 - erste Erwähnung - "Geister":
Der erste, der die ursprüngliche Glaubenskultur der
Rapanui umfassender beschreibt, ist Wilhelm
Geiseler nach seinem kurzen Besuch 1882 auf der Osterinsel
(1883:31-33). Obwohl die Missionare 1868 melden, dass die
Rapanui alle getauft seien, spricht Geiseler in seinem Bericht
von 1883 von der alten Glaubenskultur, so, als würde
es das Christentum gar nicht geben. Geiseler spricht auch
nicht von "Geistern", sondern gibt nur einen groben
Überblick und ordnet alles dem Schöpfergott "MakeMake"
zu, also sowohl die Schöpfungsgeschichte, als auch
"den Kult um die Eier" und die Eigenschaften,
die in anderen Beschreibungen den Geistern zugetragen werden.
In der Beschreibung eines "Hare Moa" Beinhauses
beschreibt Geiseler zwei darin eingearbeitete Löcher,
die den Zweck haben, dass die Seele des Verstorbenen einen
Fluchtweg für den Fall hat, dass Gott "MakeMake"
dieselben verfolgen und töten wolle.
1886 - erste Erwähnung - "Umherwandern
der Geister":
William J.
Thomson, der (1886) nur vier Jahre später als Wilhelm
Geiseler auf der Osterinsel war, gibt eine ähnliche
Beschreibung wie Geiseler, wohl auch, weil beide mit dem
Schafzüchter Alexander
Salmon den gleichen Informanten hatten. Thomson spricht
von vergöttlichten Geistern, die auf der Insel umherwandern
und sich intensiv in die Angelegenheiten der Menschen einmischen.
Demnach sollen sie den Menschen im Schlaf erscheinen und
sich durch Träume oder Visionen mitteilen. Auch Thomson
beschreibt die Fluchtlöcher in den Beinhäusern,
durch die die Geister der Verstorbenen unter Umständen
flüchten konnten.
1911 - erste Erwähnung - "Entstehungsgeschichte
der Moai Kavakava":
Der Erste, der die Legende um die Entstehungsgeschichte
der (Moai Kavakava) Holzstatuetten festhält, die später
als Aku-Aku Schutzgeister beschrieben werden, ist Dr.
Walter Knoche nach seinem Aufenthalt 1911. Allerdings
spricht Knoche in diesem Zusammenhang noch von "Teufel".
1914/15 - erste Beschreibung "Aku-Aku":
Katherine
Routledge ist 1914/15 die erste Forscherin, die die
alten Glaubensstrukturen der Rapanui aufschlüsseln
kann. Routledge schreibt:
"Die Religion der Inselbewohner, wenn man sie
in unserem Sinne verwendet, scheint immer etwas verschwommen
gewesen zu sein. Die Schwierigkeit heute ist, dass sie
es nicht mögen, die Namen ihrer alten Gottheit "atua"
zu nennen, seit der römisch-katholische Gott zu ihrem
Gott geworden ist. Nur gelegentlich fällt noch ein
alter Name. Sie nennen sie "Aku-Aku", was Geister
bedeutet oder häufig auch "tatane" deren
Bedeutung offensichtlich ist. Die Verwirrung dieser Vorstellungen
wurde bei einem der Eingeborenen offensichtlich, der ernsthaft
meinte, dass sie unsicher seien, ob eines dieser Wesen
"Gott" oder der "Teufel" sei. Also
schrieben sie an den Bischof von Tahiti und dieser an
Rom und Rom sagte, es sei nicht der Teufel, sondern Gott.
In dieser Hinsicht wird offensichtlich eine moderne Sichtweise
im Zentrum der katholischen Macht vertreten.
Beide Wörter "Tatane" und "Aku-Aku"
werden für übernatürliche Wesen verwendet,
unbeschadet ihres ursprünglichen Charakters oder
des Anspruchs auf Göttlichkeit. Einige von ihnen
waren sicherlich die Geister der Toten, die wahrscheinlich
vergöttert wurden.
Die Vorfahren von "Hotu
Matu'a" sollen mit ihm [als Geister] auf die
Insel gekommen sein. Sie existieren in großer Zahl,
sowohl männlich als auch weiblich und waren mit verschiedenen
Teilen der Insel verbunden. Es wurde eine Liste von ungefähr
90 unterschiedlichen Geistern mit ihren Wohnorten angegeben.
Es gab keine Anzeichen für Anbetungen und die einzige
Notiz die von diesen übernatürlichen Wesen genommen
wurde bestand darin, vor dem Essen die Namen derer zu
erwähnen, denen man eine besondere Pflicht schuldete
und um sie zur Teilnahme am Essen einzuladen."
Die Aku-Aku waren (nach Routledges Informanten) in der
Lage, jede Körperform anzunehmen, wie beispielsweise
die eines Kakerlaken, einer Krabbe, einer Fliege und natürlich
eines Menschen. Trotz ihrer Gefährlichkeit, waren die
Aku-Aku aber nicht unsterblich. Der Legende nach soll ein
Mann namens "Taraku" [Raraku?] insgesamt 23 Individuen
getötet haben. Dennoch neige "Tatane" dazu,
Menschen anzugreifen. Insbesondere nachts gab es ein Risiko
für den Menschen und zwar nicht nur für den eigenen
Körper, sondern auch für die Seele, wenn dieser
auf freiem Fuß war, während man selber schlief.
1914/15 wurde immer noch fest daran geglaubt, dass die Seele
in den Träumen jeden Ort besucht, der in den Gedanken
gegenwärtig ist.
Katherine Routledge, die während ihres Aufenthaltes
auf der Osterinsel und während ihrer Anwesenheit in
Hanga-Roa gerne in einem Zelt auf dem Grundstück des
Schafzüchters Percival
Edmunds schlief, erhielt von Einheimischen sogar den
gut gemeinten Hinweis, dass sich an der Grenze zu ihrem
Lagerplatz ein "Teufel" aufhielt, der Fremde verabscheute
und diese des Nachts gerne erwürgte. Und selbst die
Enkeltochter von Dutrou
Bornier, "Parapina Araki Bornier", die als
Dienstmädchen für Katherine Routledge arbeitete,
weigerte sich, alleine im Kratersee des Rano
Raraku Wäsche zu waschen, weil sie meinte, dort
seien Geister aktiv.
Der Geist eines Verstorbenen, so hieß es bei den
Informanten, erschien gelegentlich fünf oder zehn Jahre
nach dem Tod eines Menschen und verschwand dann.
1934 - erste Aku-Aku Liste - erste Interpretation
der Aku-Aku:
Alfred Métraux
ist nach seinem Besuch auf der Osterinsel im Jahre 1934
der Erste, der eine Liste von 27 Aku-Aku Namen veröffentlicht
und dazu teilweise auch deren Aufenthaltsorte angibt. Hierdurch
macht Métraux sichtbar, dass den Aku-Aku, sowohl
Familien als auch Regionen zugeordnet wurden.
Als studierter Ethnologe versucht Métraux auch erstmals,
eine Definition für die Aku-Aku zu finden und schreibt:
"[…] sie waren übernatürliche
Wesen, die einem bestimmten Bezirk oder einer Familie
angehörten. Einige von ihnen waren echte Götter,
andere waren Dämonen oder Naturgeister und wieder
andere waren Geister von vergötterten Toten."
Métrauxs Interpretation von 1934, einige Aku-Aku
seien ursprünglich echte Götter, beruht auf den
zwischenzeitlich starken Einfluss des Christentums, wobei
er die Bezeichnung "Aku-Aku" für Geister
bevorzugt und die Bezeichnung "Tatane" (französisch
für "Satan") den Einflüssen der französischen
Missionare zuschreibt.
Aku-Aku bei Lebenden:
Métraux unterscheidet erstmals auch zwischen den
Geistern lebender Menschen und den Geistern der Verstorbenen.
Die Aku-Aku der Lebenden verhielten sich im Menschen zumeist
ganz normal, das heißt, sie hatten eine menschliche
Gestalt, konnten heiraten, Kinder zeugen und auch sterben.
Allerdings zeigten diese Aku-Aku (Menschen) beizeiten
übernatürliche Kräfte, wie beispielsweise
das Fliegen oder die Fähigkeit, in kürzester
Zeit den eigenen Standort zu wechseln.
Aku-Aku von Verstorbenen:
Die Aku-Aku der Verstorbenen, hatten die gleichen Fähigkeiten
wie die Aku-Aku der Lebenden, doch sahen sie ganz anders
aus. Die Gestalt dieser Aku-Aku hatte den Beschreibungen
nach, eine ausgemergelte Statur, mit hervorstehenden Knochen,
eingefallenen Abdomen und sichtbaren Gedärmen.
1937 - erste Erwähnung - "Moai Kavakava
als Aku-Aku Schutzfiguren:
Pater Sebastian
Englert, der nur ein Jahr nach Métraux
auf die Osterinsel kam, dort aber bis zu seinem Tode im
Jahre 1969 wirkte, bestätigt (1948) Métraux
Feststellung, dass die Aku-Aku früher regional und
familienzugehörig gewirkt haben. So war es nach der
alten Glaubensreligion nur erlaubt, sich frei an Orten auf
der Insel zu bewegen, wo sich die Siedlungen von Verwandten
befanden. Aku-Aku fungierten demnach dort auch als Schutzgeister,
die Fremden gegenüber feindlich gesinnt sein konnten.
Auch Englert veröffentlicht eine Liste mit Aku-Aku
Namen.
Englert beschreibt erstmalig (1948 S. 85), dass die Moai
Kavakava Holzfiguren den Aku-Aku Geistern zugeschrieben
werden und dass diese Figuren zum Schutz gegen böse
Aku-Aku Geister in den Hütten platziert wurden.
1955/56 - Aku-Aku beherrschen immer noch die Osterinsel:
Thor Heyerdahl
beschreibt 1961 nach seiner Expedition 1955/56, wie tief
verwurzelt noch der Glaube an Aku-Aku Geister auf der Osterinsel
ist. Der glückliche Umstand, dass ein Teil der Inselbevölkerung
der Meinung ist, Heyerdahl sei einer ihrer Vorfahren, bringt
Heyerdahl den Zugang zu bisher geheim gehaltenen Familienhöhlen
und dem damit verbundenen Glauben um die Aku-Aku Geister.
Dabei stellt Heyerdahl fest, dass es nach Meinung der Rapanui
sowohl Aku-Aku Geister gibt, die aus dem Jenseits in kleine
Steinskulpturen geschlüpft sind und von den verantwortlichen
Höhlenbesitzern
pfleglich behandelt werden wollen, als auch Aku-Aku Geister,
die sich in den Körpern von lebenden Menschen aufhalten.
Die persönlichen Aku-Aku im Menschen:
Im letzteren Fall beschreibt Heyerdahl einen Mann namens
Juan Haoa, dem nachgesagt wurde, dass ihm ein Aku-Aku
Zauber anhaftet, der von seiner Tante abstrahlt, die noch
mächtigere Aku-Aku Kräfte besitzt. Heyerdahl,
dem einige Insulaner ebenfalls Aku-Aku-Kräfte zusprechen,
lässt sich sogar mit Juan Haoa auf einen Wettstreit
ein, um zu zeigen, dass auch er in Besitz eines starken
Aku-Aku ist und gewinnt so das Vertrauen des zuvor abweisenden
Juan Haoa.
1957 - Die Herkunft der Aku-Aku Schutzgeister des
Hotu Matu'a:
Dr. Thomas
Barthel, der 1957 auf die Osterinsel gekommen ist, um
nach der historischen Herkunft der Insulaner zu forschen,
geht in seinem Buch "Das Achte Land" von 1974
(S. 24,38) mehr beiläufig darauf ein, dass einige Aku-Aku
nicht von der Osterinsel stammen, sondern als Schutzgeister
mit dem Gründerkönig Hotu
Matu’a von "Ovakevake" (Hiva) gekommen
seien. Dies hatte bereits auch Katherine
Routledge in ihrer Veröffentlichung von 1919 erwähnt.
Form, Ausgestaltung und
Aussehen der Aku-Aku-Geister:
Aku-Aku Darstellungen als Holzstatuetten:
Nach
einer, erstmals, von Dr.
Walter Knoche (1911) aufgenommenen Legende, hat König
"Tuu ko ihu" am Pukao Steinbruch "Puna
Pau" zwei männliche Geister im Schlaf überrascht
und diese, später als "Moai Kavakava" bekannt
gewordenen Holzstatuetten, nachgeschnitzt. In einer ähnlichen
Legendenversion, die Alfred
Métraux (1934) veröffentlicht, schnitzt König
"Tuu ko ihu" später noch eine weibliche Statue,
die ihm während eines vorangegangenen Traumes erschienen
war.
Katherine
Routledge veröffentlichte nach ihrem Besuch auf der
Osterinsel (1914/15) eine ähnliche Legende, allerdings
in umgekehrter Reihenfolge. Nach ihrer Version sind dem König
zunächst zwei weibliche Aku-Aku im Traum erschienen und
später erst hat er die männlichen Aku-Aku am Puna
Pau im Schlaf überrascht.
Die weiblichen Statuetten tragen die Bezeichnung "Moai
Papa" und sehen erstaunlicherweise ganz anders als die
"Moai Kavakava"-Figuren. Während die männlichen
"Moai Kavakava" eine dreidimensionale Körperform
haben, haben die weiblichen "Moai Papa" nur einen
dreidimensionalen Kopf, aber einen zweidimensionalen Körper.
Die flache Körperform ist möglicherweise eine Anspielung
darauf, dass die "Moai Papa" so etwas wie "die
Mutter Erde" darstellen sollen.
Die Geister aus der Legende, die anschließend ihre
Ebenbilder aus Holz sahen, haben sich derart erschrocken,
dass sie fortan jedes Haus mieden, in dem sich eine derartige
Statuette aufhielt. Sie haben Angst, sich lächerlich
zu machen oder gar ihre Kraft zu verlieren. Seither gelten
die Moai Kavakava Figuren, nicht nur als Abbilder der Aku-Aku
Geister, sondern auch als Schutzfiguren gegen derartige Geister.
Aku-Aku Darstellungen in Form von Petroglyphen:
Nach
dem Glauben der Rapanui treten die Aku-Aku Geister in jeder
erdenklichen Form auf. In diesem Zusammenhang werden auch
immer wieder Petroglyphen
genannt, hinter denen sich Aku-Aku Geister verbergen sollen:
Gemeint sind beispielsweise eine Darstellung wie eine Spinne
(Bild 4.80) bei der Ahu-Anlage "Ra'ai" sowie ein
als Meeraal identifizierte Petroglyphen-Darstellung am "Puna
Marengo".
Zwei
andere Petroglyphen, in denen sich Aku-Aku Geister verbergen
sollen, befinden sich etwas nordwestlich von Anakena,
direkt neben einer Lavaplatte, die sich "NGA VAI KATO
UART" nennen soll. Henri
Lavacherys Begleiter Juan
Tepano beschrieb diese Petroglyphen im Jahre 1934 als
"ungenießbare Krabben". Lavachery und auch
Georgia
Lee stufen diese Petroglyphen als "anthropomorphe"
Wesen ein.
Schutz vor den bösen
Geistern:
Pater Sebastian
Englert (1948:170) beschreibt Priester und Priesterinnen,
die als eine Art Wahrsager oder Hexen auftraten, um Macht über
die bösen Geister auszuüben und zu vertreiben. Diese,
so genannten "tumu ivi Atua" konnten sehen, wenn eine
erkrankte Person an einem"Aku-Aku" litt und dann wie
folgt vorgingen: Sie ließen die Hütte, in der sich
die kranke Person befand, mit einem Netz bedecken und befahlen,
draußen ein großes Feuer zu machen. Der jeweilige
"tumu ivi Atua" betrat dann alleine die Hütte,
ergriff den bösen "Aku-Aku" und warf es in das
vorbereitete Feuer.
Schutz mit hölzerne Ritualfiguren:
Gegen die Macht der bösen Aku-Akus konnte man sich in
einem gewissen Umfang schützen. Die bösen Aku-Akus
erschraken nämlich fürchterlich, wenn sie ihr eigenes
Ebenbild erblickten, denn dann wurden sie ihrer Macht beraubt.
Dies soll auch der Grund gewesen sein, warum die Rapanui in
ihren Hütten die geschnitzten Moai Kavakava Figuren aufgehangen
haben.
Ein weiterer Schutz bot ein Ritual, das nach dem Bau eines
neuen Paenga-Hauses mithilfe der "Moko"-Figur (Eidechsengott)
durchgeführt wurde:
Priester von besonders hohem Rang (ivi-atua) fertigten zunächst
zwei neue Ritualfiguren eines "Moko", zeigten ihnen
die neue Behausung, indem sie die äußere Hülle
mit den Figuren umfuhren und steckten dann die Figuren beidseitig
des Einganges in die Erde. In einem (einmal im Jahr stattfindenden)
Fest wurden diese Figuren dann rituell begraben, um unheilvolle
Unterwelt-Einflüsse für immer zu bannen.
Schutz mit steinernen Wächtern:
Zum Schutz vor bösen Geistern hatten die Rapanui auch
Steinfiguren links und rechts des Eingangs einer Paenga-Hütte
aufgestellt. Hier eine Zeichnung von Piere Loti aus dem Jahre
1872.
Schutz durch die schmalen Eingänge in den Hütten:
Pater Sebastian
Englert erklärt anhand der Tupa-Steinbauten, warum
die Eingänge zu den Wohnkammern so niedrig sind: Englert
schreibt: "Der schmale Eingang war dazu gedacht,
böse Geister daran zu hindern, heimlich in die innenliegende
Kammer einzudringen, indem sie sich an den Rücken der
eintretenden Personen klammerten."
Kunst des Tätowierens
beruht auf Aku-Aku-Geister:
Auch wenn die Aku-Aku nun nicht offensiv verehrt wurden, so
waren ihnen die Menschen doch zu Dank verpflichtet, denn zahlreiche
Entdeckungen und Verbesserungen wurden dem Wirken dieser Geistwesen
zugeschrieben. Beispielsweise soll die Kunst des Tätowierens
von den Söhnen zweier Aku-Aku – Vie Moko und Vie
Kena – eingeführt worden sein, weiters soll ein vogelförmiger
Aku-Aku die Menschen das Extrahieren eines Farbstoffes aus der
so genannten Gelbwurz (Curcuma longa) gelehrt haben. (vgl. Métraux
1940: 316f)
Farbstoffe:
An anderer Stelle schreibt Métraux (deutsche Fassung
S. 107): "[...] So sollen die beiden weiblichen Dämonen
[Aku-Aku] "Eidechsenfrau" und "Meerschwalbenfrau"
[den Menschen] die Zubereitung der "Pua", des aus
"Curcuma" gewonnenen Farbstoff gelehrt haben.
Angelhaken:
Die ersten Angelhaken sollen von "Ure", einer Art
launischem, nicht näher fassbarem Kulturheros, geschnitzt
worden sein.
Métraux - Namensliste
guter und böser Geister:
Alfred Métraux
hielt bei seiner Forschungsreise im Jahre 1934 fest, dass nach
Meinung der Insulaner die Aku-Akus unterschiedlich mächtig
sein konnten. Die mächtigsten Aku-Akus hatten sich die
Insel aufgeteilt und wachten über die dort lebenden Bewohner.
Diese konnten den Status eines Gottes erreichen, die anderen
waren Geister und Dämonen, einige davon Geister von verstorbenen
Ahnen. Die von Métraux befragten Insulaner konnten ihm
eine Liste mit rund 100 "Tatane" oder Aku-Akus aufzählen
und dennoch sei die Liste in keiner Weise vollständig.
Die nachfolgende von Métraux veröffentlichte Liste
ist auch wesentlich kleiner.
Liste der Aku-Aku Geister nach Alfred Métraux
1934:
Name des Aku-Aku: |
Wohnsitz des Aku-Aku: |
|
|
Hitirau |
Puna Pau |
Nuku-te-mango
(Nuku der Hai) |
Puna Pau |
Rarai-a-hova |
? |
Vairapa |
? |
Heke-mau-kau
(die schwimmende Krake) |
Vaihu |
Toki-te-ate
(The Stone adz of ate) |
Hanga Poukura |
Pepehu |
Akahanga |
Turu te akaviri |
Tongariki |
Puna |
Tongariki |
Rai ko puku |
Rano Kau |
Mataveri o tai |
Mataveri |
Vie Keu tea |
Mataveri |
Mangamanga oraki |
Mataveri |
Ura metometo |
Mataveri |
Kahu ma hau
(Cloth of hau) |
Tahai |
Mokomoko puapua
(die schlagende Eidechse) |
Tahai |
Moko piki
(die Klettereidechse) |
Tahai |
Mohevaheva |
Apina |
Verenga oder Rerenga-uka |
Hanga Roa |
Mata kurakura
(das rote Auge) |
Ovahe |
Manu mea
(der rote Vogel) |
Ango teo |
Mata mata pea
(das tätovierte Auge) |
In der Region der Tupa Hotu |
Hiva |
In der Region der Tupa Hotu |
Rapahango |
In der Region der Tupa Hotu |
Tare (Taro) |
In der Region der Tupa Hotu |
Hiku nene motoi pua |
Rano Aroi |
Toitoi |
Motu
Nui |
Liste der Aku-Aku Geister
nach Sebastian Englert 1947:
Name des Aku-Aku: |
Wohnsitz des Aku-Aku: |
|
|
Ko Heke Makau |
Vaihu |
Ko Rerea Apa apá |
Hanga Kuakua |
Ko Hitirau |
Otuu, nahe Puna Pau |
Ko Nuko te Manjó |
Otuu, nahe Puna Pau |
Ko Hiva kará rere |
Mahatua |
Ko Mata varavara a Hua |
Mahatua |
Ko Unu |
Anakena |
Ko Horai |
Anakena |
Ko Umu Korai |
Poike |
Ko Paepae Atari vera |
Hanga Tetenga |
Ko Nga Renja Uka |
Hanga Roa |
Ko Moehanja |
Apina Nui |
Ko Nau hope |
Puna Poho |
Ko Kava Aro |
Ra'ai |
Ko Kava Tua |
Ra'ai |
Ko Te AO |
Puna Pau |
Ko Te Amiro |
Puna Pau |
Ko Ha kerekere |
in der Nähe der ehemaligen Lepra Station |
Ko Matapó herenja |
in der Nähe der ehemaligen Lepra Station |
Ko Te Tuku a vero roa |
Mataveri |
Ko Te Huki a Potu te ranji |
nahe des Poike |
|