Osterinsel - ihre Entstehung vor
700000 Jahren sowie ihre Entwicklung bis 1680
Osterinsel - ihre Entstehung vor 700000 Jahren sowie ihre
geschichtliche Entwicklung bis 1680
Kurzbeschreibung:
Obwohl in vielen Veröffentlichungen zu lesen ist, dass sich
die ersten Teilbereiche der Osterinsel bereits vor 2,5 bzw. 1,0
Millionen Jahren aus dem Pazifik erhoben haben, meinen heutige
Wissenschaftler, die ersten geologischen Aktivitäten seien
nicht älter als < 750.000 Jahre. *1.)
Auch über die Besiedlungsgeschichte
der Osterinsel sind sich die Wissenschaftler nicht einig und zwar
sowohl zeitlich als auch geographisch. Selbst bei der Frage, wann
die Rapanui-Kultur ihre Blütezeit hatte und wann und wie
sich die ökologische Katastrophe mit dem Niedergang vollzogen
hat, kann bis heute nur spekulativ beantwortet werden.
Quelle:
- siehe Fußnoten,
Zeitleiste zur Entwicklung
der Osterinsel:
Etwa 700000.:
Zwei Vulkan-Erhebungen durchbrechen rund 3.700 km vor der
Chilenischen Küste, aus einer Tiefe von gut 3000 Meter,
die Wasserlinie des Pazifischen Ozeans und formen die Grundlage
für den Beginn der Osterinsel. Diese Erhebungen sind
heute bekannt als die "Poike-Halbinsel"
im Osten und der "Rano Kau"
im Südwesten und lagen damals etwa 15 km auseinander.
Etwa 600000:
Zwischen den beiden Vulkan-Inseln Poike
und Rano Kau durchbricht in
einer Entfernung von gut 10 km ein dritter Vulkan-Kegel den
Pazifischen Ozean und bildet die Grundlage für die nördliche
Spitze der heutigen Osterinsel. Diese Erhebung ist heute bekannt
als "Terevaka". Terevaka
reicht fast bis zur Poike-Insel. Es bilden sich die ersten
Nebenkrater, darunter auch der "Rano
Raraku", dem späteren Moai-Steinbruch. Die Südostflanke
des Rano Raraku bricht im Laufe der Jahrtausende ins Meer
ab.
Etwa 450000:
Die Eruptionsmassen des Terevaka ergießen sich weiterhin
über die Insel und bilden die heute bekannte Form der
Osterinsel. Terevaka wächst zur größten Erhebung
von weit über 500 Meter über den Meeresspiegel.
Etwa 360000 bis 210000:
Die Schlote des Terevaka sowie
Poike sind abgekühlt.
Das heiße Magma drückt in neuen Kanälen an
die Oberfläche und bildet die vielen heute bekannten
kleineren Eruptionshügel.
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Die Eruptionsmassen des heute als "Rano Aroi" bekannten
Erhebung füllt den Terevaka
Kraterbecken und ergießen sich nach Norden und Süden
über die Terevaka-Erhebung.
Im Osten füllt sich die Poike-Senke des ehemaligen Kraterbeckens
mit der Eruptionsmasse des, heute als "Maunga Pu A Katiki"
bekannten Erhebung. Nördlich des Mt. Pu A Katiki entstehen
drei kleinere Eruptionshügel, auf deren Spitzen der Entdecker
Don Felipe González
de Ahedo 1770 drei große Holzkreuze, als Zeichen
seiner Annektierung für Spanien, stellen ließ.
Im Südwesten zeigt alleine der Rano
Kau, als ehemaliger Basis-Vulkan weiterhin Aktivitäten.
Seine Eruptionen bilden unter anderem Obsidian-Glas, das heute
noch auf dem abgebrochenen Plateau "Motu
Iti" zu finden ist. Aus der Eruption des Rano Kau
Nebenkraters "Puna Pau"
bildet sich ein rötliches Lavagestein, das später
für die Herstellung der Moai-Hüte "Pukao"
verwendet wird. An dem Rano Kau Nebenkrater "Maunga Orito"
entsteht Obsidian-Glas, dass die späteren Inselbewohner
für Schneid-Werkzeuge und Waffen nutzen.
Etwa 130000:
Die größeren Eruptionen finden langsam ein Ende.
Etwa 4000:
Vom heutigen Süd-China *2.)
*3.) verlassen Menschen
das asiatische Festland Richtung Osten und erreichen Taiwan.
In den folgenden 2000 Jahren expandiert diese Bevölkerungsgruppe
Richtung Philippinen, Borneo, Sumatra, Java, Papua-Neuguinea
und entwickeln dabei eine eigenständige neue Kultur.
Etwa 2000:
Die so genannte "Lapita-Kultur" *4.)
expandiert mithilfe großer Doppel-Kanus Richtung
Süd-Osten und beginnen nach und nach die pazifischen
Inseln Melanesia Fiji und Tonga zu besiedeln.
Etwa 300:
Zwischenzeitlich sind die polynesischen Inseln bis den Tuamotus,
Gambiers, Gesellschaftsinseln, Hawaii, den Australs, die
Cook-Inseln oder Pitcairn besiedelt *5.)
Etwa 400 - 500
- 1. Besiedlung:
Die
ersten Siedler aus den Tuamotus, Pitcairn,
Henderson oder Gambiers (Mangareva) *6.),
erreichen die Osterinsel und siedeln sich
an der Westküste der Insel an. Die Insel ist komplett
bewaldet. Es gibt Bäche und Flussläufe mit Trinkwasser.
Auf der Insel nistet eine Vielzahl von Seevögeln. *7.)
*8.)
500:
Die Bevölkerung ernährt sich durch Wanderfeldanbau,
Fischfang und den auf der Insel brütenden Seevögel.
600 - 1. Ahu-Anlagen:
Die ersten religiösen Gedenkstätten (Ahu) werden
errichtet.
690 (± 130 Jahre):
Radiokohlenstoff-Datierungen belegen die ersten Bautätigkeiten
an der Ahu-Anlage "Tahai"
*9.).
700:
Die Bevölkerung ernährt sich durch Feldanbau und
Fischfang.
Ca. 800.:
- Die Bevölkerung schafft sich neue Anbauflächen
durch Brandrodungen.
- Es entsteht eine einfache Plattform der Anlage "Akivi".
- Die Süd- und Westflanke des Rano
Kau, sowie der Krater wird baumfrei. *10.)
- Der Baumbestand am Rano Raraku wird geringer. *11.)
- Am Rano Raraku wird die
3,70 Meter hohe Steinskulptur "Tukuturi"
aufgestellt. Diese Skulptur ist einmalig auf der gesamten
Osterinsel und unterscheidet sich von den bekannten Moai vor
allem dadurch, dass sie mit einem vollständigen Körper
und knieend dargestellt ist.
Ca. 800 bis 1.300:
Polynesier haben Kontakt mit dem südamerikanischen Kontinent
*12.) und bringen (möglicherweise)
Menschen, mit Sicherheit aber Kulturpflanzen
und Tiere wie die Süßkartoffel
und das Haushuhn mit zu den polynesischen Inseln. Auf der
Osterinsel etablieren sich Kulturpflanzen wie die "Taro"-Knolle,
die Süßkartoffel, Yams-Wurzeln, Zuckerrohr, Bananen,
aber auch Papiermaulbeerbäume, der Flaschenkürbis.
Ca. 900:
Die Zeremonie-Plattform "Vinapu
II" entsteht.
Ca. 1.000:
Die Stammesverbände auf der Osterinsel spalten sich.
Im Verlauf dieser Spaltung gründen sich insgesamt 10
eigenständige Stämme.
Mit der Spaltung etabliert sich auch eine streng geordnete
Gesellschaftsstruktur mit: *13.)
- dem "ariki-mau" (dem Erb- und
Großkönig) aus der Linie der "Miru",
(der erstgeborene Sohn des ariki-mau war der "ariki
ki " (der Erbprinz auf das Amt des Großkönigs),
*14.)
- den "ariki-paka" (dem Adel)
ebenfalls aus dem Geschlecht der "Miru",
- den "tuhunga" (den Experten
wie Priester und Handwerker mit herausragende Kunstfertigkeiten),
- die "ariki" (Clan-Führer,
zumeist die Clan-Ältesten oder Clan-Führer mit
Autorität),
- den "urumanu" (die Bürgerlichen,
verantwortlich für Nahrung, Kleidung und Allgemeinbau),
nach 1680:
- die "matato'a" (die professionellen
Krieger) und
- die "kio" (die Diener, das
waren versklavte Besiegte aus Stammeskriegen).
Ca. 1.000:
Die Bevölkerung auf der Osterinsel beginnt mit einem
intensiven Ackerbau, der Baumbestand auf der Insel verringert
sich.
Ca. 1.000:
Durch die gestiegene Nachfrage nach Nahrungsmittel, den Nachstellungen
der brütenden Seevögel auf der Insel und die Fischerei
rund um die Insel gehen die Vogel- und Fischbestände
zurück. *15.)
1100:
- Die Bevölkerung betreibt intensiven Ackerbau. Der Baumbestand
auf der Osterinsel verringert sich.
- Verwandtschaftliche Beziehungen verzweigen sich und bilden
insgesamt eine eigenständige Kultur. Die "ivi"
(kleine Verwandtschaftsgruppen) etablieren sich. An den Buchten
wo Kanus nach dem Fischfang landen können entstehen Dörfer
- wie Hanga
Roa = "große Bucht". Andere
Dörfer entstehen
- wie Te Peu = "die Mächtigen",
- Vai Mata = " gemeinschaftliches
Wasser",
- Puna Marengo = "kahle Ebene"
oder
- Vaitara Kai'Ua = "ewiges Wasser"*16.)
- Die Stämme der Osterinsel beginnen mit dem Bau großer
Ahu-Anlagen, Zisternen, Beobachtungstürmen und der Erstellung
von steinernen Statuen (Moai).
- Die Zeremonie-Plattform "Vinapu
I" (Tahira) entsteht. Diese Anlage
zeigt kunstvoll bearbeitete Frontsteine. Wissenschaftler wie
Thor Heyerdahl
bringen die Bauweise mit Bautechniken aus Südamerika
(Bolivien) in Verbindung.
- Die Osterinsulaner halten wechselseitigen Kontakt mit Nachbarinseln
wie Mangareva oder der Pitcairn-Gruppe. *17.)
*18.) *19.)
1200:
Die Bevölkerung betreibt intensiven Ackerbau. Der Baumbestand
auf der Osterinsel verringert sich. Die Bevölkerung besiedelt
jetzt auch die Inselmitte. Die Insel-Clans beschäftigen
sich mit dem Bau von Ahu-Anlagen und der Erstellung und den
Transport von Moai.
Ca. 1300:
- Eine zweite Besiedlungswelle
erreicht die Osterinsel,
sie kommen aus dem polynesischen Raum. Der
Legende nach soll es sich hierbei um Hotu
Matu'a mit seinem Gefolge gehandelt haben.
- Die Bevölkerung betreibt intensiven Ackerbau. Der Baumbestand
auf der Osterinsel verringert sich. Das Klima verändert
sich. Die baumfreien Flächen verlieren ihre Feuchtigkeit,
der Ackerbau wird dort schwieriger. Die Insel-Clans beschäftigen
sich mit dem Bau von Ahu-Anlagen und der Erstellung und den
Transport von Moai.
- Die Ahu-Anlage "Akivi"
wird zu der heute bekannten Größe umgebaut.
1400:
Die Bevölkerung betreibt intensiven Ackerbau. Der Baumbestand
auf der Osterinsel verringert sich dramatisch. Das Klima verändert
sich merklich. Die baumfreien Flächen verlieren ihre
Feuchtigkeit, der Ackerbau wird dort schwieriger.
1500 - Vogelmann-Kult:
- Die Kriegerkaste der Miru gewinnt an Einfluss.
- Der Vogelmann-Kult
etabliert sich am Orongo.
Die ersten Tangata-Manu Petroglyphen
entstehen.
- Sämtliche Küstenregionen der Osterinsel sind besiedelt.
Die Kultur der Insulaner erreicht ihre Hochblüte, aber
auch ihren Zenit.
- Die Bevölkerung betreibt intensiven Ackerbau. Der Baumbestand
auf der Osterinsel geht zu Ende. Das Klima verändert
sich. Die baumfreien Flächen verlieren ihre Feuchtigkeit.
Der Ackerbau und die Versorgung der Bevölkerung werden
zu einem Problem. Die Insel-Clans beschäftigen sich mit
dem Bau von Ahu-Anlagen und der Erstellung und den Transport
von Moai.
1600:
Die Osterinsel ist baumlos. Der Ackerbau ist durch die fehlende
Feuchtigkeit ein Problem. Die Bevölkerung entwickelt
neue Agrartechniken. Das Trinkwasser
wird knapp. Die Insel-Clans versuchen neue Techniken zum Transport
der Moai.
Ca. 1650:
Die Nahrungsmittel sind knapp. Die Bevölkerung wird
unzufrieden.
Ca. 1680:
Die Nahrungsmittelknappheit und die Unzufriedenheit entladen
sich in einem heftigen Bürgerkrieg.
1680 - Der
große Krieg:
Die Produktion der Moai kommt zum Erliegen.
-.-.-.-
Fußnoten:
*1.) K.M. Hasse, P. Stoffers und C.D. Garbe-Schonberg,
"Die petrogenetische Evolution von Lavas aus Osterinseln
und benachbarten Seamounts, Near-Ridge Hotspot Vulkane im Spezifischen",
Journal of Petrology, xxxviii (1997), S. 785-813.
Siehe auch P.E.Baker, "Petrologische Faktoren,
die die Nutzung von Stein auf Osterinsel beeinflussen",
in der Osterinsel im Pazifischen Kontext. Proceedings of the
Fourth International Conference on Osterinsel und Ostpolynesien:
Universität von New Mexico, Albuquerque, 5.-10. August
1997, ed.Christopher M.Stevenson, Georgia Lee und Frank J.Morin
(Los Osos, ca, 1998), S. 279-283.
*2.) Steven Roger Fischer, "Homogenität
im alten Rapanui", Ozeanische Linguistik, xxxi / 2 (1992),
S. 181-90.
*3.) Peter Bellwood, Vorgeschichte des Indo-Malaysischen
Archipels, 2. Edn (Honolulu, 1997)
*4.) Darrell T.Tryon, 'Die austronesischen Sprachen',
im Vergleichs-austronesischen Wörterbuch: Anlieferung zu
den austronesischen Studien, Teil 1: Fascicle 1, ed. Darrell
T. Tryon et al. (Berlin und New York, 1995), S. 5-44.
*5.) Geoffrey Irwin, Die prähistorische
Erforschung und Kolonisierung des Pazifiks
(Cambridge, 1992), S. 13-16 und 53-62
*6.) Roger C.Green und Marshall I. Weisler,
Mangarevan Archäologie: Interpretationen mit neuen Daten
und 40 Jahre alten Ausgrabungen zur Erstellung einer Sequenz
von 1200 bis 1900 ad (Dunedin, nz, 2000).
*7.) Steven Roger Fischer, Geschichte der Pazifischen
Inseln (Basingstoke, 2002), S. 33
*8.) Flenley und Bahn, Die Rätsel der Osterinsel,
S. 59
*9.) William S.Ayres, Radiokohlenstoffdaten
aus der Osterinsel', Zeitschrift der Polynesischen Gesellschaft,
lxxx (1971), S. 497-504.
*10.) Flenley und Bahn, Die Rätsel der
Osterinsel, S. 166-167
*11.) Easter Island Statue Project (eisp.org)
*12.) Erik Thorsby: The Polynesian gene pool:
An early contribution by Amerindians to Easter Island In: Phil.
Trans. R. Soc. B Vol. 367 v. 2012, S. 812–819
*13.) Irving Goldman, alte polynesische Gesellschaft,
S.116
*14.) Kirch, Die Evolution der polynesischen
Häuptlinge, S. 264-278
*15.) Flenley und Bahn, Die Rätsel der
Osterinsel, S.88
*16.) Métraux, Ethnologie der Osterinsel,
S. 128
*17.) Roger C. Green, 'Ursprung für die
Rapanui der Osterinsel vor dem europäischen Kontakt: Lösungen
von der ganzheitlichen Anthropologie zu einer Frage, die nicht
viel von einem Mysterium ist, Rapa Nui Journal, xiv / 3 (2000),
S.73. Siehe auch Christopher Stevenson und Sonia Haoa, "Verminderte
landwirtschaftliche Produktivität und der Zusammenbruch
der Vereinten Nationen auf Osterinseln", in Archäologie,
Landwirtschaft und Identität: Keine Barrieren Seminar Papers
(Oslo, 1999), vol. ii, S. 4-12.
*18.) Green und Weisler, "Die Mangarevan-Sequenz",
S. 213-214
*19.) Green und Weisler, "Die Mangarevan-Sequenz",
S. 233
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