Besiedlungstheorien der Osterinsel
Besiedlungstheorien der Osterinsel:
Kurzbeschreibung:
Die Frage, wann und von wem die Osterinsel besiedelt wurde, ist
bis zum heutigen Tage nicht eindeutig geklärt.
Neben utopisch anmutenden Besiedlungstheorien setzen sich aber
letztlich zwei Theorien durch und zwar 1. die Besiedlung von
Westen (also Polynesien) und 2. die Besiedlung von Osten, also
Südamerika.
Anthropologen und Genealogen stufen die Einwanderer als Polynesier
ein, wobei eine geringe Genvermischung aus Amerika stammen könnte.
Die Wissenschaft ordnet die erste Besiedlung zwischen dem 4. und
6. Jahrhundert ein. Radiokohlenstoff-Datierungen belegen die ersten
Bautätigkeiten an der Ahu-Anlage "Tahai"
um 690 (± 130 Jahre).
Quelle:
- "Island at the End of the World - The turbulent
History of Easter Island", von Steven R. Fischer, 2005,
- "Collapse or Transformation? A State of the art",
n. Cauwe & M. De Dapper, darin: "Degradation of Resources
and Successsful Land-Use Management on Prehistoric
Rapa Nui, A. Mieth & H.R. Bork, Brussel, 09.+10. November 2012,
- "The Enigmas of Osterinsel (Das Rätsel der Osterinsel),
J. Flenley u. P. Bahn, (Oxford, 2002), S. 27-60.
- "Die Kunst der Osterinsel", von Thor Heyerdahl 1975
S. 32 ff.
- "La Tierra de Hotu Matu´a", Sebastian Englert
1948, S. 156 ff.
- "Archäology of Easter Island", Thor Heyerdahl
1961, Band 1,
Report 17, S. 393 - 395, Radiokarbondaten
von der Osterinsel, Carlyle Smith,
- andere Forscher wie William S. Ayres 1975, Kirch 1985, Georgia
Lee 1986, van Tilburg 1986
- "Frühe Besiedlung von Rapa Nui (Osterinsel)",
Martinsson-Wallin und Crockford, 2002, Univcrsiry of Hawaii Press,
Asien Perspectives, Vol. 40. No.2,
- "Wikipedia",
Die Besiedlungstheorien
der Osterinsel:
Immer wieder stellt sich die Frage, zum welchem Zeitpunkt
die Osterinsel besiedelt wurde:
Die Legenden hierzu besagen, dass der Erste, der die Osterinsel
besiedelt hat, der Stammvater aller Rapanui, Hotu
Matu'a war. Pater Sebastian
Englert hat die Generationen des Hotu Matu'a anhand der
Königslisten zurückgerechnet und meint, der Zeitpunkt
müsste dann um das Jahr 1570 gelegen haben. Dieses Datum
widerspricht allerdings Kohlenstoffproben aus Siedlerspuren,
die 1955/56 vom Team Thor
Heyerdahl gesammelt und später von Carlyle
S. Smith veröffentlicht wurden.
So zeigen Radiokarbondatierungen vom Poike-Graben
auf das Jahr um 400 Weitere Datierungen aus
4 Funden am Ahu Tahai I (500-1050),
Ahu Vinapu II (600-1250), [Orongo]
RanoKau (450-1250) und Anakena
(650-1150) zeigen Siedlerspuren zwischen 450 –
650. Helene Martinsson-Wallin und Susan J. Crockford
fassen die verschiedenen Untersuchungsergebnisse 2002 in einem
Aufsatz zusammen und meinen, die datierten Proben deuten zwar
darauf hin, dass die Osterinsel um 600 bereits besiedelt war,
doch waren die verfügbaren Proben zu klein, um ganz sicher
zu sein. Martinsson-Wallin und Crockford sehen die erste Besiedlung
zwischen 800-1000.
Und dann bleibt immer noch die Frage, aus welcher Richtung
die ersten Siedler kamen und hier stehen sich zwei Theorien
strittig gegenüber: 1. Einwanderung aus dem Westen (Polynesien)
und 2. Einwanderung aus dem Osten (Südamerika). In der
Herkunftsdiskussion deuten aktuelle Daten auf eine erste Besiedlung
der Osterinsel zwischen 800-1000 von einer polynesischen Bevölkerung,
möglicherweise aus dem Gebiet Mangareva-Pitcairn-Henderson
oder den Tuamotu-Inseln. Ein südamerikanischer Kontakt
ist wahrscheinlich, aber die Beweise deuten darauf hin, dass
dieser potenzielle Kontakt c. 1100-1200 stattgefunden haben
könnte und zu keinen offensichtlichen genetischen Auswirkungen
auf die Polynesier führte.
Theorie 1 - Einwanderung aus Polynesien:
Die meisten Forscher sind heute der Meinung, dass die Osterinsel
zunächst von Westen (also Polynesien) aus besiedelt wurde.
Dieser Theorie zu Folge, haben die Polynesier über Jahrhunderte
"Inselhopping" betrieben, die Osterinsel zwischen
dem 5. und 7. Jahrhundert erreicht. Die eigentlichen Siedler
der Osterinsel sind dabei vermutlich aus dem Großraum
"Mangareva", "Henderson" oder "Pitcairn"
gekommen.
Die Frage, wie dann der Gründerkönig Hotu
Matu'a zeitlich in dieser Besiedlungstheorie passt, wird
mit einer möglichen zweiten Besiedlungswelle um das 8.
Jahrhundert begründet. Hierzu würde dann auch die
Legende um die "Großohren" und "Kleinohren"
passen, wenn auch die zeitliche Einordnung von Pater Sebastian
Englert mit um 1570 nicht ganz passt.
Theorie 2 - Einwanderung aus Amerika:
Der populäre norwegische Forscher Thor
Heyerdahl, aber auch der amerikanische Ethnologe Edwin
Ferdon vertraten die Ansicht, dass die Osterinsel zunächst
von Amerika aus besiedelt wurde. Thor Heyerdahl spricht sogar
von einer Dreifachbesiedlung und zwar eine erste Welle im
5. Jahrhundert von Südamerika, eine zweite Welle zwischen
dem 11. u. 13. Jahrhundert aus Nordamerika und eine dritte
Welle im 14. Jahrhundert von Polynesien aus.
Heyerdahl begründete seine These mit:
- Auf den südamerikanischen Kontinent gibt es zahlreiche
große Steinstatuen die große Ähnlichkeiten
mit denen in Polynesien aufweisen.
- Auf dem südamerikanischen Kontinent gibt es Kulturplattformen,
die große Ähnlichkeiten mit denen auf der Osterinsel
aufweisen. Als Beispiel nannte er die Mauern von Vinapu
I, Tepeu, Hanga Poukura (Osterinsel) und Tiahuanaco
(Bolivien).
- In den Steinhäusern am Orongo-Zeremonieplatz
finden sich Wandmalereien, die peruanische Schilfboote zeigen.
- Das Sonnenobservatorium vom Orongo zeigt die Verwandtschaft
mit den Sonnenkulten der Andenvölker.
- In Tukume (Peru) wurden paddelähnliche Gegenstände
ausgegraben, die große Ähnlichkeiten mit den
Ao-Paddeln von der Osterinsel haben und in Polynesien nur
auf der Osterinsel bekannt sind.
- Der auf der Osterinsel praktizierte Vogelmann-Kult
hat große Ähnlichkeiten mit der Vogelverehrung
in Südamerika.
- Auf der Osterinsel gibt es die Süßwasser-Schilfpflanze
Totora, die es ursprünglich nur in Südamerika
gab und wie auf der Osterinsel zum Bau von Booten verwendet
wurden.
- Auf der Osterinsel finden sich weitere Pflanzen, die es
ursprünglich nur in Südamerika gab und zwar der
Toromiro-Baum, das
Zypergras, die Vogelknöterich Pflanze "Polygonum
acuminatum", die Süßkartoffel, Flaschenkürbis,
Paprika und andere Pflanzen.
- Einzelne Rongorongo-Schriftzeichen
ähneln Zeichen der Bilderschrift der Cuma-Indianer.
- Das auf der Osterinsel verwendete Wort für Süßkartoffel
"Kumara" hat große Ähnlichkeiten mit
dem Wort "Cumar", mit dem die südamerikanischen
Quechua-Indianer die Frucht bezeichnen.
- Die Obsidian-Speerspitzen haben Ähnlichkeiten mit
Speerspitzen die in den Anden vorkamen.
Mit den Theorien von Thor Heyerdahls wollen sich die
übrigen Wissenschaftler so gar nicht anfreunden.
Die Kritiker der Heyerdahl-Theorie meinen:
- Die Kon-Tiki-Fahrt beweise lediglich, dass es mit einem
Holz Floß möglich ist, tausende von Kilometer
über den Pazifik zu segeln, nicht aber eine direkte
Besiedlung der Osterinsel.
- Die Tradition zur Herstellung von Steinskulpturen gibt
es auch auf vielen polynesischen Inseln.
- Die von Heyerdahl angeführte Wand an der Ahu-Plattform
Vinapu I besteht im Gegensatz
zu den Steinwänden in Tiahuanaco (Bolivien) lediglich
aus dünnen Platten, die eine grobe Wand verkleiden.
- Die Verehrung von Vögeln und Vogelmann-Motive finden
sich es in vielen Kulturen auf der ganzen Erde.
- Es gibt keine Funde aus der Töpferei, Webkunst, Metall-
oder Glasverarbeitung, die ein typisches Handwerk aus Südamerika
nachweisen.
- DNA-Untersuchungen an Rapanui haben lediglich die Herkunft
aus Polynesien nachweisen können.
- Die von Heyerdahl angeführte Süßkartoffel
gibt es nachweislich bereits seit rund 1000 Jahren auch
auf anderen polynesischen Inseln. Reisende Polynesier könnten
die Kulturpflanze aus früheren Reisen vom südamerikanischen
Kontinent mitgebracht haben. Auch die anderen Pflanzen könnten
auf diese Weise auf die Osterinsel gelangt sein.
- Die Bezeichnung "Cumar" für Süßkartoffel
gab es früher nicht in Südamerika.
- Bei den Rongorongo-Schriftzeichen
gibt es mehr Ähnlichkeiten mit den Zeichen auf den
Salomon-Inseln als mit südamerikanischen Schriften.
- Ahu-Anlagen findet man auch in Tahiti und Hawaii.
- Wie die Polynesier erzeugen die Rapanui auf der Osterinsel
ihre Stoffe aus der Rinde des Papiermaulbeerbaumes.
- Der Glaube um die religiöse "Mana"-Kraft
und das "Tapu" gibt es nur im polynesischen Raum.
- Die bis dahin gefundenen Schädel weisen ausschließlich
auf charakteristische Formen aus Polynesien hin.
Ergebnisse der Anthropologen und Genealogen:
In den 1990er Jahren untersuchte Erika Hagelberg von der
Universität Cambridge 12 Schädel von der Osterinsel
und verglich sie mit der "mtDNA" von historischen
Knochenfunden anderer polynesisch besiedelten Inseln einerseits
und mit südamerikanischen Völkern andererseits.
Dabei bewies sie unzweifelhaft die Abstammung der Rapanui
aus Polynesien.
Inzwischen gibt es weitere genetische Studien, die die Herkunft
der Rapanui aus dem polynesischen Raum bestätigen, allerdings
weisen sie in einem sehr geringen Prozentsatz (8%)
auch auf einen amerikanischen (oder europäischen)
Ursprung hin. Diese Untersuchungen fußen
auf Blutentnahmen lebender Rapanui. Der norwegische Immunologe
Erik Thorsby (Uni Oslo) meinte 2011 auf einer Konferenz der
Royal Society: Im Blut von Insulanern, deren Vorfahren sich
bis zum Jahr 1840 (vor der Versklavung) zurückverfolgen
ließen, lässt sich ein Antigen nachweisen, dessen
Variante es nur in Südamerika gibt.
Das Team um Eske Willerslev (Kopenhagen) konnte (2014) auch
den Zeitraum der Vermischungen eingrenzen: Die Europäer
vermischten sich mit den Rapanui etwa um 1850, die amerikanischen
Ureinwohner - mit Vorsicht - zwischen 1280 und 1495, ganz
sicher aber vor der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Wie genau der Kontakt zwischen den Rapanui und den Südamerikanern
zustande kam, lässt sich von diesen Untersuchungen nicht
ableiten. Das Team um J. Victor Joreno-Jayer und Eske Willerslev
meint jedoch, dass die Polynesier zunächst zum südamerikanischen
Kontinent gesegelt und möglicherweise in Begleitung südamerikanischen
Ureinwohnern zurückgesegelt seien. Begründet wird
diese Annahme mit der Tatsache, dass die frühen Polynesier
wesentlich besserer Seefahrer waren, aber vor allem durch
die Tatsache, dass die Polynesier den Südamerikanischen
Kontinent nicht verfehlen konnten, die Südamerikaner
die Osterinsel allerdings nur durch Zufall hätten finden
können.
Weitere Besiedlungstheorien:
Theorie 3 - Monobesiedlung:
Der sich, in archäologischer Hinsicht, um die Osterinsel
sehr verdient gemachte Archäologe William
Mulloy vertrat die These, die Osterinsel sei ausschließlich
von Menschen aus dem polynesischen Raum besiedelt worden.
Gemeinsam mit seinem chilenischen Kollegen Gonzalo
Figueroa stellte er die Theorie auf, die Osterinsel sei
um 400 bis 500 in einem Schub von Einwanderern aus Polynesien
besiedelt worden und in den folgenden Jahrhunderten habe es
eine spektakuläre Kulturentfaltung gegeben. Mulloy und
Figueroa sind mit ihrer These aber relativ alleine.
Theorie 4 - Siedler kommen aus Indien:
Der Ungar Wilhelm von Hevesy will erstaunliche Parallelen
in den Symbolen auf den Rongorongo-Schrifttafeln
und bestimmten Elementen einer Schrift im Indus-Tal (Indien)
entdeckt haben. Robert Heine-Gelden sieht in bestimmten Schriftzeichen
der chinesischen Shang-Periode erstaunliche Ähnlichkeiten
mit den Glyphen auf der Osterinsel.
Theorie 5 - Siedler kommen aus Germanien:
Der Münchener Archäologe Kurt Horedt bringt die
Rongorongo Schriftzeichen mit dem in Nordschleswig gefundenen
germanischen Goldhorn in Verbindung.
Von den neun Schriftfiguren auf dem Horn seien sieben nahezu
identisch mit Rongorongo-Zeichen. Dies würde Horedt´s
Meinung nach auch erklären, warum es auf der Osterinsel
rothaarige, hellhäutige Menschen gibt. Die Pukaos sind
seiner Meinung nach, Abbilder der roten Germanenhaare.
Theorie 6 - Osterinsel Reste eines
Kontinentes:
Buchautoren wie John Macmillan Brown, David Hatcher Childress
oder Jean Prachan meinen, die Osterinsel sei der Rest eines
geheimnisvollen Kontinents namens Lemuria oder Mu.
Therorie 7 - Außeridische:
Wer kennt nicht die fantastischen Geschichten von Erich
von Däniken, der Ahu-Bauten als Startrampen und Petroglyphen
als Antriebsmotoren für Ufos identifiziert
haben will? Die Moai sollen laut Däniken von den Außerirdischen
(mit uns heute unbekannten Werkzeugen) aus lauter Langeweile
aus dem Felsen geschlagen worden sein.
Immerhin hat Erich
von Däniken mehr als 50 Millionen Bücher verkauft
und lassen sich so viele Menschen täuschen?
Mit einer ähnlich fantastischen Theorie wartet der
Buchautor T.B. Pawlicki auf der meint, durch Vibrationen,
Gravitation und Elektromagnetismus hätten
Außerirdische die Steinblöcke auf der Osterinsel
schweben lassen können. Der Australier Mark Balfour geht
den umgekehrten Weg und meint, die Moai wären Teil eines
weltumspannenden elektromagnetischen Energiefeldes und würden
als eine Art Transmitter und Energieantenne
die Osterinsel vor schlechten Einflüssen geschützt
haben. Durch eine geringfügige Verschiebung des Plateaus
wären die Moai aber aus dem Energiekonzentrationspunkt
geschoben worden und hätten somit ihren Sinn verloren.
|