Das Schicksal des Toromiro-Baumes
auf der Osterinsel
Der Toromiro-Baum ist auf der Osterinsel nicht ausgestorben:
Kurzbeschreibung:
Kein anderes Gewächs von der Osterinsel wurde so oft thematisiert
wie der "Toromiro"-Baum.
Der Grund: Aus dem harten Holz des Toromiro-Baumes wurden früher
die charakteristischen Holzstatuetten hergestellt. Doch dann verschwand
diese Baumart vollkommen von der Osterinsel und galt seit den
1960er Jahren als ausgestorben.
Nur dem Umstand, dass das Team um Thor
Heyerdahl 1955 sieben Samen des Toromiro eingesammelt und
man sich in den 1980er Jahren daran erinnert hat ist es zu verdanken,
dass dieser Baum durch Nachzöglinge auf der Osterinsel wieder
angesiedelt werden konnte.
Quelle:
- "La Tierra de Hotu Matu´a", Sebastian
Englert 1948, S. 15 ff.
Toromiro ("Sophora
toromiro") :
Aus der Holzschnitzkunst der alten Rapanui und der erhaltenen
Figuren weiß man, dass die Rapanui ihre geschnitzten Gegenstände
besonders gerne aus dem harten Holz des Toromiro-Baumes geschnitzt
haben.
Glaubt man den Ausführungen des Paters "Sebastian
Englert", so wuchs der Toromiro-Baum früher in
vielen Teilen der Osterinsel, besonders aber an der Nordküste.
Es gab zwar keine Wälder, aber doch viele kleine Gruppen.
Durch den chronischen Holzmangel, spätestens ab dem 17.
Jahrhundert, verschwanden immer mehr dieser Strauchbäume,
bis auch der letzte Toromiro-Baum im Krater des "Rano-Kau"
für Brennholz geschlagen wurde.
Thor Heyerdahl
thematisiert diesen Strauch in seinen Aufzeichnungen und berichtet
1955 von einem stark beschädigten Baum im unteren Hangbereich
des Rano Kau-Kraters. Heyerdahl
sammelt einige (6 oder 7) Samen und schickt diese an den Botanischen
Garten in Göteborg. Um 1960 fiel dieser letzte Toromiro
dann einem Holzsammler von der Insel zum Opfer. Seither galt
dieser Baum in der freien Natur als ausgestorben.
Mit den von Thor
Heyerdahl 1955 gesammelten und nach Göteborg geschickten
Samen wurden erst vier Jahre später Versuche unternommen,
diese zum Keimen zu bringen und tatsächlich, bei 5 der
7 Samen hatte man Erfolg. Spätere Züchtungen aus den
ersten Setzlingen wurden an weitere Botanische Gärten übergeben,
darunter auch Bonn, allerdings ohne dieses Gewächs die
eigentlich gebührende Aufmerksamkeit zu schenken.
Erst
im Jahre 1988 wurden Mitarbeiter des Botanischen Gartens Bonn
auf das dort wachsende Exemplar wieder aufmerksam, forschten
in anderen Botanischen Gärten nach und wurden in den Gärten
Göteborg, Schweden, Viña del Mar, Chile und Melbourne,
Australien fündig. Diese Entdeckung schlug derart hohe
Wellen, dass sich daraus 1993 die so genannte "Toromiro
Management Group" mit dem Ziel gegründet, den Toromiro
auf der Osterinsel wieder anzusiedeln.
1995 konnte die chilenische Forstbehörde dann 180 Setzlinge
(Bonn schreibt 160 Setzlinge) an die Fördergruppe übergeben
werden. Leider aber wurden die Setzlinge während der Quarantänezeit
von einem Pilz befallen und gingen bis auf ganz wenige Exemplare
ein. Seither ruht das Projekt.
Doch einige dieser Toromiro-Bäumchen überlebten
auf der Osterinsel, ohne dass sich jemand dafür interessierte.
Ein Reisender kommentierte 2014 auf der Website tripadvisor:
Der Toromiro ist nicht ausgestorben. Hier
heißt es:
"Den Osterinsel-Nationalpark erreicht man schnell
auf dem Weg nach Orongo,
rechts geht's zum Eingang (CONAF). - Ohne Zweifel ist die
große Attraktion der Botanische Garten und darin der
lange als ausgestorben angesehene Toromiro-Baum. […]
Man erkennt ihn an seinen grell-gelben Glocken-Blüten
und den seltsam geformten, großen Samen. […]
Aus den von Thor Heyerdahl mitgenommenen 5 oder 6 Samen
züchtete dann der Botanische Garten Göteborg - später
mit Hilfe der Bonner Kollegen - Setzlinge. Bei einem Neupflanzversuch
gingen aber 185 Jungpflanzen schon in der Quarantäne
ein.
Einige müssen aber durchgekommen sein, denn im CONAF
finden sich einige, wenn auch arg zerrupfte Toromirobäume,
außerdem habe ich im Garten des Oceania-Hotels einen
gefunden (die Hotel-Crew wusste nicht, welchen Schatz sie
da beherbergte) und ... ein prächtiges Exemplar an der
Straße, fast gegenüber vom Flughafengebäude.
Der Toromiro ist also nicht ausgestorben."
Toromiro aus den Berichten
früherer Besucher und Forscher:
Georg Forster (1774):
"Wir gingen von da zu einem Hügel der mit
Buschwerk bewachsen war. Es bestand aus Mimosa, die kaum acht
Fuß [rd. 2,4 m] hoch wächst und uns also wenig
Schatten gegen die Sonne gab."
"Der Berg war mit der Mimosa überwachsen,
die hier 9 bis 10 Fuß [2,7 - 3,0 m] hoch wuchs. Einige
Stämme waren dicht über der Wurzel so dick, als
ein Mannsschenkel."
"Endlich gab es an diesem Fleck noch eine Mimosa,
welches das einzige Gewächs ist, das den Einwohnern Holz
zu ihren Keulen, Pattu-Pattus und kümmerlich zusammengeflickten
Kanus liefert."
George H. Cooke (1886):
"Außer in unmittelbarer Nähe der Häuser
der Herren Salmon
und Brander darf die Insel als baumlos bezeichnet werden.
An den genannten Stellen wuchsen einige Feigen, Akazien, Maulbeerbäume
und andere Bäume in recht guter Höhe. In anderen
Teilen der Insel kann man an einigen Stellen einen Hartholzbaum
sehen, der von den Eingeborenen Toromiro
genannt wird. Diese
müssen ursprünglich ziemlich gut gediehen sein,
aber jetzt sind sie alle oder fast alle eingegangen oder abgestorben,
weil sie von den Schafherden, die nach Belieben über
die ganze Insel streifen, ihrer Rinde beraubt wurden. Keiner
der Bäume ist mehr als etwa 3 Meter hoch und ihre Stämme
haben einen Durchmesser von nicht mehr als 2 bis 3 Zoll [5
bis 7,5 cm]. Das Holz ist außerordentlich hart und schwer
und ähnelt in gewisser Weise unserem Apfel.
Die Eingeborenen verwenden das Holz bis heute, um für
ihre Häuser, Hausgötter
zu machen. Diese sind grob aus massivem Holz geschnitzt, haben
scheußliche Formen einer nackten menschlichen Imitation,
sind männlich oder weiblich; 2 bis 3 Fuß [60-90
cm] in der Länge, mit absurder Entwicklung des Brustkorbes
und einem übernatürlich eingefallenen Unterleib,
als ob Hungersnot über das Land gebrütet hätte
und der Patient an der Auszehrung gestorben wäre. Dazu
haben sie abgeschwächte Formen von langen, schlanken
Armen und Beinen, schmalen Gesichtern, einem Spitzbart, lange
hervorstehenden Ohren usw. In den Augen dieser Idole wird
die Iris gewöhnlich durch einen kreisförmigen Knochenknopf
dargestellt, der im Allgemeinen von einem menschlichen Schädel
abgeschnitten wird, während ein Obsidian-Fragment, das
in einem runden Loch in der Mitte dieses Lochs fixiert ist
und im Licht glänzt, die Pupille gut nachahmt. Beide
sind geschickt in das Holz des Kopfes eingepasst.
Im großen Krater von Rano Kau wachsen noch ungestört,
ein paar verkümmerte Bäume und Büsche am Ufer."
Katherine Routledge (1914/15):
Von Katherine
Routledge existiert ein Foto aus dem Jahre 1914. Es zeigt
einen gut fünf Meter hohen Baum im Krater des Rano
Kau. Es handelt sich um den letzten Toromiro-Baum auf
der Osterinsel. Das Foto befindet sich im Britischen Museum,
London.
Alfred Métraux:
Alfred Métraux
berichtet 1934 von dem einzigen Exemplar, das sich noch im
Krater des Rano Kau fand. Alle anderen Exemplare des strauchartigen
Baumes waren von den zehntausenden von Schafen vertilgt worden,
die in der Zeit von 1869 bis Anfang der 1960er Jahre auf der
Insel gegrast hatten. Nur dieses eine Exemplar an einer unzugänglichen
Stelle im Krater des Rano Kau hatte überlebt.
Alfred Métraux berichtet, die Eingeborenen hätten
diesen Strauch während seines halbjährigen Aufenthaltes
1934 mit eifersüchtigem Auge bewacht, um ihn im richtigen
Augenblick zu fällen und um dann daraus Statuetten und
andere Andenken schnitzen zu können. Ein von Métraux
gefertigtes Schwarzweiß Foto befindet sich heute im
Archiv des Musée de l'Homme in Paris. Es zeigt (mit
einer hockenden Frau als Vergleichsmaßstab) eine buschig
wachsende, noch dicht belaubte Pflanze von etwa zwei Metern
Höhe mit mehreren Stämmchen, die eine maximale Dicke
von schätzungsweise 20 cm haben.
Laut Wikipedia sammelte der Botaniker Efrain Volovsky 1953 für
den Botanischen Garten der Universität Viña del Mar
Herbarbelege Pflanzen von der Osterinsel und beschreibt den Toromiro
im Rano Kau als einen Baum von 3 m Höhe und 25 cm Stammdurchmesser.
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