1886 hält der US-Amerikaner William
J. Thomson erstmalig eine Osterinsel-Legende fest, nach
der zwei Bevölkerungsgruppen, die so genannten "Langohren"
und "Kurzohren", auf der Poike-Halbinsel
einen Vernichtungskrieg ausgetragen haben. Seither haben alle
nachfolgenden Forscher diese Legende festgehalten. Alle im selben
Grundtenor, doch in unterschiedlichen Ausschmückungen.
Im Großen und Ganzen wird die Legende wie folgt erzählt:
Auf der Osterinsel gab es zwei Rassen, die Langohren und die
Kurzohren. Die Langohren waren die Herren und bestimmten über
die Kurzohren. Irgendwann kam es zum Streit zwischen den beiden
Gruppen, in deren Folge die Langohren die Kurzohren komplett
vernichten wollten. Hierzu gruben die Langohren entlang der
beginnenden Poike-Halbinsel einen langen, breiten und tiefen
Graben, den sie mit Holz, Reisig und Gras füllten, um das
Ganze dann anzuzünden und die Kurzohren ins Feuer zu treiben.
Der Plan wurde jedoch verraten. Die Kurzohren drehten kurzerhand
den Spieß um, überraschten die Langohren und trieben
nun ihrerseits die Langohren ins Feuer. Alle Langohren, bis
auf den Informanten "Ororoine", wurden getötet.
Bis heute wird darüber spekuliert, ob es diesen Konflikt
tatsächlich gegeben haben kann und wann er möglicherweise
stattgefunden hat. Tatsache ist, dass sich an der beginnenden
Poike-Halbinsel eine rund zwei Kilometer lange Verwerfung befindet.
Dr. Carlyle Smith
vom Thor Heyerdahl
Team hat 1956 durch Schnittgrabungen eine vier Meter tiefe und
12 Meter breite künstliche Aushebung in dieser Verwerfung
ausgemacht, in der sich Kohlereste finden. Die Frage, wann dieser
Konflikt ausgetragen wurde, beantwortet Pater Sebastian
Englert 1948 mit: "als der Marsch der Steinstatuen
ein jähes Ende fand" und das wäre etwa um 1670.
Thomas Barthel
verschiebt die Auseinandersetzung in seinem Buch "Das
achte Land" in die Zeit, bevor König Hotu
Matu'a überhaupt zur Osterinsel aufgebrochen ist und
bezieht sich dabei auf die Rapanui-Manuskripte
von 1892.