Die Kunst der Felsmalerei auf der Osterinsel

Die Kunst der Felsmalerei auf der Osterinsel


Felsmalerei auf der Osterinsel

Die Kunst der Felsmalerei auf der OsterinselInselkarte und Die Kunst der Felsmalerei auf der OsterinselKurzbeschreibung:

Auf der Osterinsel gibt es nur sehr wenige Bildwerke, die sich in Form von Felsmalereien erhalten haben. Die einzige Stelle auf der Insel, an der noch eine Felsmalerei aus der alten Rapanui Kultur zu finden ist, ist die seeseitig offene Grotte der so genannten Ana Kai Tangata Höhle. Diese Malerei hat sich auch nur deshalb erhalten, weil die Künstler ihre Farben mit Fischöl angereichert haben.

Aus den Dokumentationen von Wilhelm Geiseler (1882), William J. Thomson (1886) oder Katherine Routledge (1914/15) weiß man, dass sich in den Steinhäusern von Orongo unzählige bemalte Steinplatten befunden haben. Die Farbe auf diesen Steinplatten war allerdings nicht wasserfest und hat sich bei Kontakt mit Feuchtigkeit schnell verwischt. Die Platten, die geborgen wurden und bis heute in den Archiven verschiedener Museen schlummern, sind zum Teil leider bis zur Unkenntlichkeit verwittert. Farbrückstände an einigen Moai deuten darauf hin, dass auch einige Moai mit Farbe dekoriert waren.

 

Quelle:
- "The Mystery of Easter Island", Routledge, 1919
- "La Tierra de Hotu Matu´a", Sebastian Englert 1948, S. 251,
- "Rock Art of Easter Island", Georgia Lee, 1992, S. 187-189, .
- "Rapa Nui Journal 2013", Georgia Lee, 2012/2013,

 

Die Kunst der Felsmalerei auf der Osterinsel

Höhlenmalerei:

Am Fuße des Vulkans Rano Kau, auf Höhe der ehemaligen Ortschaft Mataveri, befindet sich eine vom Meerwasser ausgespülte Grotte mit der einzigen erhalten gebliebenen Felsbildmalerei auf der gesamten Insel. Die Grotte bzw. offene Höhle nennt sich Ana Kai Tangata, im Volksmund auch Menschenfresser-Höhle genannt. Die Farbe der aufgebrachten Motive besteht aus Mineralien-Pulver, das mit Haifischöl angemischt und somit witterungsbeständig gemacht wurde.

Die Ana kai Tangata Höhle auf der Osterinsel

Die Motive in der Grotte wurden erstmals von Katherine Routledge 1914 in Fotos sowie Aquarellzeichnungen festgehalten und von ihr 1919 näher beschrieben. Somit weiß man, wie die Motive einst als vollständiges Bild ausgesehen haben. Das Bild zeigte ursprünglich 25 Seevögel und acht europäische Schiffe. Die Motive waren mit einer rot/orangenen Farbe aufgetragen worden und teilweise mit einer weißen Farbe unterlegt. Siehe nachfolgende Grafik, die 1986 von Dr. Georgia Lee erarbeitet wurde:

Höhlenbild in der Ana Kai Tangata Höhle an der Westküste der Osterinsel

Von der Formgebung sind die Motive nahezu identisch mit einigen Darstellungen, die auf Steinplatten in den Steinhäusern von Orongo gefunden wurden. An keiner anderen Stelle wurden so viele europäische Schiffe abgebildet, wie hier in der Ana Kai Tangata Höhle und auf den Steinplatten von Orongo.

Leider hat sich das Bild in der Ana Kai Tangata Höhle im Laufe des 20. Jahrhunderts fast bis zur Unkenntlichkeit aufgelöst. Der Grund: Der Untergrund, auf dem das Bildmotiv aufgebracht wurde, besteht aus dünnen Schichten von schieferartigen Platten, die sich nach und nach ablösen und zu Boden fallen.

Angeblich sollen in dieser Höhle während des jährlichen Vogelmann-Festivals kannibalische Handlungen an unliebsamen Konkurrenten durchgeführt worden sein. Doch weder die Motive des Bildes noch archäologische Funde am Höhlenboden geben einen Hinweis darauf, dass dies auch tatsächlich geschehen ist.

 

Bemalte Steinplatten am Orongo:

In den Steinhäusern der ehemaligen Vogelmann-Kultstätte Orongo befanden sich einst mehr als 30 mit Farbe bemalte Steinplatten. Bemalte Steinplatten in den Steinhäusern von OrongoDiese Platten waren zum größten Teil als Schausteine an den Innenwänden der Häuser aufgestellt. Einige Platten dienten auch als Deckenplatten.

Ohne sie besonders zu bearbeiten wurden diese Platten, wie die Steine aus dem Mauerwerk, aus einigen Steinbrüchen oben auf dem Plateau des Rano Kau gebrochen. Ihre Auswahl als Untergrund für Bildmotive richtete sich höchstens nach einer möglichst glatten Oberflächenstruktur. Ansonsten besaßen die Platten unregelmäßige Formen, hatten etwa eine Stärke von 10 Zentimeter, bei einer Größe zwischen einem und zwei Meter und einer Breite von etwa 50 Zentimeter.

Auf diesen Platten waren ganz unterschiedliche Motive abgebildet, wie beispielsweise Ao-Tanzpaddel, Tangata-Manu (Vogelmann) Darstellungen, MakeMake Gesichter oder auch europäische Segelschiffe sowie Landungsboote.

W. Geiseler 1882 - Zeichnung einer bemalten Steinplatte aus einem Steinhaus am Orongo#W. Geiseler 1882 - Zeichnung einer bemalten Steinplatte aus einem Steinhaus am Orongo#W. Geiseler 1882 - Zeichnung einer bemalten Steinplatte aus einem Steinhaus am Orongo

Von J. Weisser (Geiseler-Expedition) 1882 am Vogelmann-Kultplatz Orongo abgezeichnete Motivbilder von gemalten Steinplatten.

W. Geiseler 1882 - Zeichnung einer bemalten Steinplatte aus einem Steinhaus am Orongo#W. Geiseler 1882 - Zeichnung einer bemalten Steinplatte aus einem Steinhaus am Orongo#W. Geiseler 1882 - Zeichnung einer bemalten Steinplatte aus einem Steinhaus am Orongo

 

Während der William J. Thomson 1886 aus dem Steinhäusern am Vogelmann-Kultplatz Orongo herausgebrochene und abgezeichnete Steinplatten.

Thomson 1886 - bemalte Steinplatten aus den Steinhäusern am Orongo

Die von Jacob Weisser 1882 oder auch von Anton Ayasse 1886 aufgenommenen Bildmotive waren mit wasserlöslichen Farben aufgetragen worden, aber noch unbeschädigt. Während die deutsche Expedition unter Wilhelm Geiseler 1882 die Gegebenheiten am Orongo nur vermessen und grafisch dokumentiert hat, ließ Thomson die Steinhäuser 1886 gewaltsam öffnen, um die darin befindlichen Steinplatten zu bergen. Hierdurch wurden nicht nur wertvolle archäologische Spuren verwischt, sondern auch die Innenräume der Häuser ungeschützt der Witterung überlassen. Die Folge: Die Malereien auf den zurückgelassenen Steinplatten wurden nach 1886 zerstört.

Heute sind nur noch alte Fotos, colorierte Zeichnungen bzw. Aquarelle von den meisten Motiven auf den Steinplatten erhalten. Vorwiegend bestanden die Motive aus den Farben Rot bzw. Orange oder Oker, Schwarz, Weiß und Gelb. Die Grundsubstanz für Rot, Orange oder Ocker wurden aus Mineralien gewonnen. Schwarz bestand zumeist aus Ruß, Weiß aus Koralle und Gelb aus dem Saft Pflanzenknollen die sich "pua" und "pia" nannten.

Angesichts der europäischen Motive von Segelschiffen und der Tatsache, dass die wasserempfindlichen Darstellungen zu diesen Zeiten noch unbeschädigt waren kann man daraus schließen, dass die meisten Malereien wohl gegen Ende des 18. Jahrhunderts, bzw. Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden sind.

Mit Farbe bemalte Moai:

Die frühen Inselbewohner haben auch ihre Moai mit Farbe dekoriert. Hier der Moai "RR-002-007" mit einem typischen "Hals-Tattoo", angebracht mit rötlicher und schwarzer Farbe, deren Rückstände bis in die Neuzeit noch zu erkennen waren:

Moai RR-002-077 mit einem farbigen Tattoo

 

Weißer Farbe an "Tabu"-Pyramiden:

Auf der Osterinsel war es Sitte, die Ablageorte von Verstorbenen mit einer "Tabu"-Pyramide zu kennzeichnen. Die letzten drei Steine in der Spitze der kleinen Stein-Pyramiden wurde stets mit weißer Farbe bestrichen:

Tabu-Pyramide mit weiss angestrichenen Steinen in der Spitze

 

Rückenbemalung des Moai "Hoa Hakananai'a":

Bei der Bergung des im Orongo-Steinhaus Nr. 13 befindlichen Moai "Hoa Hakananai'a", war dieser mit weißer und roter Farbe bestrichen. Leider wurde die Farbe während der Bergung 1868 durch das salzige Seewasser hin zum britischen Schiff "HMS Topaze", komplett abgewaschen.

Moai Hoa Hakananai'a

 

 

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