Tattoos der Rapanui auf der Osterinsel
Die Tattoos der Rapanui auf der Osterinsel:
Kurzbeschreibung:
Tätowierungen waren für die Osterinsulaner ein elementarer
Bestandteil ihrer Kultur. Tätowierungen sagten nicht nur
etwas über den Stand des Trägers aus, mit Tätowierungen
wurden auch Geschehnisse und Geschichten festgehalten. So beispielsweise
die Abbildung des Mannes, der die Frau entjungfert hatte, die
Beinkleider der ersten Entdecker oder auch der Abtransport des
wichtigsten Moai
Hoa Hakananai’a vom Vogelmann-Kultplatz Orongo.
Tätowierungen waren ein langer, schmerzhafter Prozess, der
zumeist im Kindesalter von acht, neun Jahren begann und erst im
jugendlichen Erwachsenenleben beendet war. Die Tattoo-Tinte bestand
aus Ruß vermischt mit zerkautem Zuckerrohrsaft, die entsprechend
entzündliche Wunden verursachte, so dass so mancher Träger
seine Tätowierung nicht beenden ließ.
Die Sitte, sich tätowieren zu lassen, endete mit den Folgen
der gewaltsamen Entführungen durch peruanische Menschenhändler
1863, spätestens aber mit dem Verbot des Tätowierens
durch den Missionar Hippolyte
Roussel um 1866/67.
Quelle:
- "Te Pito te Henua; or Easter Island",
von William J. Thomson 1891, S. 466 ff.
- "Über die Tätowierung der Oster-Insulaner",
Hjalmar Stolpe 1899,
- "The Mystery of Easter Island", Routledge, 1919, S.
214, 218 ff.
- "La Tierra de Hotu Matu´a", Sebastian Englert
1948, S. 212,
- "Island at the End of the World - The turbulent History
of Easter Island", von Steven R. Fischer, 2005, S. 30 ff.
- "Ethnologie de l'île de Pâques", Alfred
Métraux, (deutsche Fassung) : Die Oster Insel von 1957),
S. 62- 66, 194 + 195,
Tattoos der Rapanui auf
der Osterinsel:
Seit der Entdeckung der Osterinsel durch Jacob
Roggeveen im Jahre 1722, berichten mehr oder weniger alle
Forschungsreisende und Besucher von der Sitte der Menschen,
sich die Körper mit Tattoos verzieren zu lassen und zusätzlich
Körperfarben anzubringen. Themen im Überblick:
Tätowierungen der Rapanui:
Laut Sebastian
Englert wurde das Tattoo "tatu" oder auch "ta
iona" genannt. Die frühen Insulaner waren der Meinung,
dass Tattoos die Haut bis zum fortgeschrittenen Alter ohne
Falten bewahrt.
Tattoo-Tinte:
Laut Sebastian Englert wurde die Tätowierungstinte wie
folgt hergestellt:
Zunächst wurde ein Loch in den Boden gegraben und ein
Feuer darin gemacht. Auf das brennende Feuer warfen die Insulaner
eine gute Menge getrockneter Blätter vom Zuckerrohr und
weißem Haar. Das Loch wurde dann mit einer glatten Schiefersteinplatte
bedeckt, so dass eine genügend große Öffnung
blieb und das Feuer nicht ausging. Der Rauch von den verbrannten
Blättern stieg an die Steinplatte und bedeckte ihn mit
den Rußrückständen. Nachdem die Blätter
vollständig ausgebrannt waren, kratzten Insulaner den
Ruß vom Stein und ließen ihn in einen Kürbis
oder einen ausgehöhlten Stein rieseln. Dann zerkauten
sie Zuckerrohr und spuckten den Saft auf den Ruß. Aus
dieser Mischung entstand die Tinte.
Tattoo-Nadeln:
Als Instrument zur Durchführung des Tattoos dienten
kleine Knochennadeln, "uhi" genannt (was übersetzt
etwa "einer nach dem anderen" bedeutet). Englert
fand noch mehrere dieser Nadeln beim Ausheben einer ehemals
bewohnten
Höhle.
Die Knochennadeln waren etwa 3 bis 7 Zentimeter lang und
etwa 4 Millimeter breit. Die Stichseite dieser Nadel wurde
als "Kamm" in ganz feinen Stäben (5 oder 6)
geschnitten. Diese Stäbe waren so hauchdünn geschnitten,
dass Englert sich fragte, wie die Rapanui eine derart filigrane
Arbeit mit einfachsten Mitteln ausführen konnten.
Tattoo-Motive
für bestimmte Körperteile:
Jedes der Tätowierungen, die auf den verschiedenen Körperteilen
gemacht wurden, hatte seinen speziellen Namen. Von diesen
erinnern die folgenden Begriffe heute:
- retu = Stirn Tattoo,
- mata pea = unter den Augen,
- Pangaha'a = auf den Wangen,
- Tu'u ha-inoingo = auf der Rückseite,
- rima koma = auf dem Handrücken oder am Handgelenk,
- pare = in den Armen,
- humu = in [an] den Waden.
Von den Figuren, die auf den tätowierten Teilen gemacht
wurden, waren einige traditionell und wurden ständig
verwendet, wie Retu [Stirn] und Pangaha'a [Wangen], andere
variierten je nach individuellem Geschmack. Die verschiedenen
Tätowierungsfiguren wurden von A.
Métraux (Ethnology of Easter Island, S. 237-248)
sehr detailliert und vollständig beschrieben [in Deutsch
von Hjalmar Stolpe 1899]. Hier werden wir nur einige der häufigsten
Figuren erwähnen: das "Retu" [Stirn], ein beliebtes
Tattoo von Frauen und auf witzige Weise bestand es aus zwei
parallelen Linien im höchsten Teil der Stirn und aus
runden Flecken, dem Größe der Kirschen; die "pangaha'a"
[Wangen], zwei Bänder in Form von Wiegen, die rechtwinklig
auf den Wangen platziert sind; die "rima kona" [Handrücken],
eine vollständige Tätowierung des gesamten Handrückens
bis ein Uhr oder des Handgelenks und eines Teils der Hand.
Die
Figuren auf der Brust waren sehr unterschiedlich. Einige hatten
die Figur des "ao" (Befehlsabzeichen) tätowiert,
andere, wie der alte Nicolas
Pakarati (+ 1927), die Figur eines großen "Mangai"
(Haken) oder andere Designs, je nach Geschmack. Einige hatten
ihre Gesichter fast vollständig tätowiert und lange
parallele Bänder auf dem Rücken.
Viele Menschen, insbesondere Frauen, erlaubten sich nur wenige
Teiltätowierungen. So wie Mode oft die menschliche Eitelkeit
durch den Preis mit Kompromissen beeinflusst, so war es auch
bei den Tattoos. Andere ließen sich einen großen
Teil ihres Körpers tätowieren. In diesem Fall wurden
die Tattoos allerdings nicht alle auf einmal gefertigt, sondern
schrittweise. Nach Aussagen älterer Menschen verursachte
das Tätowieren oft Fieber und ein langes Unwohlsein.
Es war deshalb nicht möglich, Tattoos, die über
eine große Körperfläche verliefen, in einer
Sitzung anfertigen zu lassen.
Das ganze Verfahren eines vollständigen Körper Tattoos
war sehr langwierig und wurde in Abständen von mehreren
Jahren nach und nach vervollständigt. Weil die Familie
den Tätowierer zumeist Kost und Logis zur Verfügung
stellte, konnte man den Rang und Wohlstand
eines Menschen oft an der Größe und Schönheit
seiner Tattoos erkennen. Um den Körperschmuck
bis zum Erwachsenenalter abzuschließen, wurde mit der
Tätowierung bereits im Kindesalter (laut Métraux
- etwa 8 Jahren) begonnen. Wilhelm
Geiseler (1882) beschrieb den Zeitraum des Tätowierens
mit: "Man beginnt mit dem 12. Jahre und setzt dieselbe
bis zum 17. Jahre fort."
Tattoo-Motive
sind inspiriert von Forschungsreisenden:
Während die Tattoos der Rapanui im eingehenden 18. Jahrhundert
nur traditionelle und unverfälschte Formen, Muster und Figuren
zeigen, sind die Motive nach 1722 vom Aussehen der ersten europäischen
Seefahrer geprägt.
Frederick William
Beechey (1825) berichtet nach seinem Besuch an der Osterinsel,
die Bein-Tattoos wirkten wie Hosen. Er schreibt:
"Das Tätowieren oder Punktieren der Haut findet
hier jetzt in einem stärkeren Grade statt, als früher.
Insbesondere gilt dies bei den Frauen, welche sich von den
Hüften bis an das Knie in der Art tätowieren, dass
es aussieht, als ob sie blaue Hosen anhätten,
was wahrscheinlich daher rührt, dass die sie besuchenden
Fremden, wenn sie durch das Wasser waten, teils die Hosen
bis über die Knie aufwickelten."
Jacques-Antoine
Moerenhout (1829/30) schreibt etwas Ähnliches und zwar:
"Fast alle Männer sind robust und muskulös.
Frauen sind zum größten Teil zart und schön.
Die ersten tätowieren oder malen ihre Körper in
der Art der Einwohner von Neuseeland. Die Frauen machen von
den Hüften bis zu den Knien Markierungen [Tattoos], die
aus der Ferne wie Kniehosen aussehen. Sie tätowieren
sich oft auch an der Stirn und entlang der Lippen."
Selbst die Mutter von dem bekannten Inselführer Juan
Tepano - Victoria Veriamu hatte Bein-Tattoos, die aussahen,
als seien es "Reiterhosen". "Katherine
Routledge" hat dieses Tattoo 1914 in einer Zeichnung
festgehalten.
William
Thomson zeichnete 1886 das Tattoo einer Rapanui. Thomson
meint bei der Beschreibung seiner Zeichnung, die Muster wirken
wie "Seidenstrumpfhosen" mit bunten
Mustern.
George H. Cooke (1886) Mitglied der Thomson-Expedition schreibt:
" Das zum Tätowieren verwendete Material besteht
aus Ruß, der durch Verbrennen einer Pflanze mit einem
Blatt, das unserem indischen Mais ähnlich ist, gewonnen
wird. Er wird von den Eingeborenen Ti genannt und mit dem
gepressten Saft einer Beere befeuchtet, die unserem Pokeberry
[Kermesbeere] ähnlich ist. Er wird Poporo genannt.
Knochenteile, die wie ein feinzahniger Kamm
ausgearbeitet sind, oder Fischgräten,
die an einem kurzen Stock befestigt sind werden verwendet,
um in die Haut zu stechen, indem sie in Kontakt mit der Hautoberfläche
gehalten und mit einem kräftigen Schlag geschlagen werden."
Der schwedische Ethnograph Dr. Hjalmar
Stolpe veröffentlichte 1899 eine Zeichnung von einem Arm-Tattoo
des zu dieser Zeit auf Tahiti lebenden Rapanui "Tepano"
(Stephanus). Das Tattoo zeigt den Abtransport
des Moai "Hoa Hakananai'a" von der Osterinsel
auf das englische Schiff HMS Topaze im Jahre 1868. Stephanus
hatte sich dieses Tattoo 15 Jahre später, also im Jahre
1884 stechen lassen.
Laut Tepano (Stephanus) stellt dieses Bild das Herunterschleppen
einer der großen Steinstatuen der Osterinsel zum Ufer
dar. Die zehn Leute, die am Tau ziehen seien "englische
Matrosen", der große Mann mit dem Stab der "1.
Offizier" (Leutnant Lang), der andere der "zweite
Offizier". Die kleine Figur, die auf der liegenden Statue
steht, sei ein tanzender Häuptling (möglicherweise
Torometi).
Auch
Walter Knoche
(1911) beschreibt in seinem Buch die Tattoos einiger Rapanui.
Hierbei hat er unter anderem eine Zeichnung aufgenommen, die
dem Gesichts-Tattoo von Beecheys
Beschreibung aus dem Jahre 1825 entspricht. Bei dem von Knoche
aufgenommenen Tattoo handelt es sich um eine "Greisin"
von gut 90 Jahren. [Es handelt sich um "Te Oho
a neru", die väterliche Großmutter
von Nikolas Parakati.] Die Frau trug auch ein Rücken-Tattoo,
so wie es von William
J. Thomson 1886 aufgenommen worden war. Als Knoche die alte
Frau nach der Bedeutung des Kopfes fragte meinte sie, die
Rückenfigur sei ihre erste Tätowierung gewesen und
stelle ihren ersten Geliebten dar. Solche Tätowierungen
wurden nach dem ersten Beischlaf im jugendlichen Alter ausgeführt.
Knoche beschreibt auch Hand-Tattoos (ohne Arm-Tattoo), ähnlich
wie sie bereits von Hjalmar Stolpe im Jahre 1899 von
einer Hand aufgenommen wurde. Welche Bedeutung diese Tattoos
hatten, beschreibt Knoche nicht, wohl auch, weil den Rapanui
die Tattoos im Jahre 1911 als zu lächerlich erschienen
und sie sich dessen schämten.
Das
Ende der Tattoo-Tradition:
Das Ende der Tradition, den Körper mit Tattoos zu schmücken,
wurde ohne Zweifel mit der gewaltsamen Entführung
der Bevölkerung durch peruanische Menschenhändler
Ende 1862 eingeläutet. Zwischen
Oktober 1862 und Juni 1863 wurden etwa 1.400 Rapanui
als Arbeitsemigranten nach Peru gebracht. Von der im Jahre 1863
angeordneten Rückführung
kamen im September 1863 nur noch 15 Rapanui lebend auf der Osterinsel
an. Auch diese Rapanui waren bereits mit Pocken oder Tuberkulose
infiziert und brachten die tödlichen Krankheiten mit auf
die Insel. Nach 1866 waren schlichtweg keine Tattoo-Meister
mehr auf der Osterinsel vorhanden.
William J.
Thomson (1886) schreibt, die jüngere Generation würde
sich nicht mehr tätowieren lassen, es sei eine Sitte
der Eltern, Großeltern und Urgroßeltern gewesen.
In Walter Knoches
Buch "Die Osterinsel" ist zu lesen, 1911 gab es
noch vier Personen mit Tätowierungen, eine Frau, etwa
90, ein Mann, etwa 80 und ein Mann und eine Frau von "reichlich
60" Jahren. Die Tattoo-Farbe wirkte nach "Knoche"
etwas bläulich bis hin zu schwarz.
Katharine Routledge konnte 1915 von einem Rapanui aus der
Lepra-Station mehr oder weniger die letzte vollständige
Tätowierung festhalten.
Erste
Berichte über Tätowierungen auf der Osterinsel:
Jacob Roggeveen
(1722):
Der erste Reisende, der über Tattoos berichtet ist "Jacob
Roggeveen" (1722). Er schreibt:
"Andere haben ihre Gesichter und Teile des Körpers
mit regelmäßigen und gut proportionierten
Mustern so bemalt, dass die eine Seite des Körpers
in Übereinstimmung mit der anderen ist."
James Cook (1774)
schreibt:
"Tattoos oder Punktierungen der
Haut sind hier sehr verbreitet. Die Männer
sind von Kopf bis Fuß gezeichnet, alle mit fast ähnlichen
Figuren. Nur einige geben ihnen eine andere Richtung und
einige andere, wie sie die Phantasie führt. Die Frauen
sind nur wenig punktiert." [Allerdings haben sich
bei James Cook nur sehr wenige Frauen gezeigt]
Georg Forster
(1774) schreibt:
"Sie waren durchgehend über den ganzen Leib
sehr stark punktiert, vornehmlich aber im Gesicht. Ihre Frauenpersonen,
die sehr klein und zart gebaut waren, hatten auch Punkturen
im Gesicht, die an Gestalt den Schönheitspflästerchen
unserer Damen glichen."
Frederick William
Beechey (1825) schreibt:
"Das Tätowieren oder Punktieren der Haut findet
hier jetzt in einem stärkeren Grade statt, als früher.
Insbesondere gilt dies von den Frauen, welche sich von den
Hüften bis an die Knie in der Art tätowieren, dass
es aussieht, als ob sie blaue Hosen anhätten, was wahrscheinlich
daher rührt, dass die sie besuchten Fremden, wenn sie
durch das Wasser waten, mehren teils die Hosen bis über
die Knie aufwickelten. Außerdem punktieren manche die
Stirn, die Ränder der Ohren und den roten Teil der Lippen
mit Bogenlinien. Bei den Männern wird der obere
Teil des Halses mit dunkelblauen krummen Linien besetzt,
welche am Ohre beginnen und sich unter den Unterkiefer herumziehen.
Das Gesicht wird zuweilen fast ganz mit Linien, welche denen
an der Kehle ähnlich sind, bedeckt, oder, mit Ausnahme
zweier breiten Streifen an jeder Seite, die rechtwinklig zu
einander stehen, ganz bemalt."
Hjalmar Stolpe:
Wie man sich die Tattoos der Rapanui genau vorzustellen hat,
veröffentlichte der schwedische Ethnograph Dr. Hjalmar
Stolpe im Jahre 1899 in dem Buch "Über die
Tätowierung der Oster-Insulaner".
Erschienen im Buch: "Abhandlungen und
Berichte des Königl. Zoologischen und Anthropologisch-Ethnographischen
Museums zu Dresden 1899, Band VII - Festschrift für A.B.
Meyer" Kapitel 6
Siehe auch Zeichnungen früher Reisende
zur Osterinsel. Hier speziell von
Auch Alfred
Métraux hat sich während seines Aufenthaltes
auf der Osterinsel 1934/35 näher mit dem Thema "Körperschmuck"
beschäftigt und schreibt, das Interesse am eigenen Aussehen
definierten die Rapanui mehr über Tattoos als über
Bekleidung ("Tracht") oder ihrer Frisur.
Berichte über Tattoo-Werkzeuge:
Wilhelm Geiseler
(1882) schreibt:
"Die Tätowierung erfolgt mit dem in ganz Polynesien
bekannten Tätowierungsinstrument, bestehend aus einer
etwa 1/2 - 1 cm breiten Knochenplatte, welche vorn zahnartig
scharf ausgeschnitten ist. Dieses Instrument wird in besonders
zubereitete schwarze Farbe eingetaucht, auf die Fleischstelle
gesetzt und mit einem kleinen Holzstock eingeklopft."
William J. Thomson
(1886) schreibt:
"Das zum Tätowieren verwendete Material wird
durch Verbrennen des Blattes einer einheimischen Pflanze namens
"ti" gewonnen, das mit dem Saft einer Beere namens
"poporo" angefeuchtet wird. Ein Tattoo-Kamm besteht
aus Knochen oder Fischgräten, die an einem Stock befestigt
sind, der in Position gehalten und mit einem scharfen Schlag
geschlagen wird."
Dr. Walter Knoche
(1911) schreibt:
"Die Tätowierer hatten einen scharfen zugespitzten
Vogelknochen zum Tätowieren und kein gezähntes Instrument.
Die Farbsubstanz wurde aus der Kohle von ti-Ästen
bereitet, der man den Saft des poporo (Solanum nigrum) beimischte."
Laut Métraux
(1934) schreibt:
"Als Tätowier-Werkzeuge dienten eine kleine
Knochenharke die zuvor in Farbe eingetaucht worden
war und mittels eines Holzschlegels in die Haut eingeklopft
wurde."
Pater Sebastian
Englert beschreibt (1948), wie die Tattoo-Tinte
hergestellt wurde:
"Aus den getrockneten Blättern der Zuckerrohrpflanze
(und Haare) wurde Ruß hergestellt, der sich auf einer
Steinplatte absetzte. Dieser Ruß wurde von der Platte
abgekratzt, in einer Schale gesammelt und dann mit dem Speichel
von zerkautem Zuckerrohr zu einer Flüssigkeit vermischt,
die dann als Tinte für Tattoos diente."
Tattoo
an Moai:
Die
Rapanui versahen nicht nur sich selbst mit Tattoos, sondern
offenbar auch einige ihrer Moai. So findet sich am Hang des
Rano Raraku (unweit des Moai
Re-Carved) ein Moai, der am Hals eine gravierte Halskrause trägt
sowie am linken Oberarm die Abbildung des Schöpfergottes
MakeMake.
Am Hals fanden sich bis in die Neuzeit noch Farbspuren. Es
ist also denkbar, dass die Gravur mit Farbe deutlicher hervorgehoben
wurde. Alfred
Métraux schreibt, die Wellenlinien am Hals der Moai
geben getreu die auf der Osterinsel vorgekommenen Tätowierungsmuster
an jenem Teil des Körpers wieder.
Ein ähnliches Halsmuster findet sich auch einem Moai der
Ahu-Anlage "Tongariki".
Tattoo
an Paina-Puppen:
Im Rahmen ihrer "Koro"-Gedenkfeierlichkeiten "Paina",
hatten die frühen Rapanui, mit Tapa-Stoffen überzogene
Puppen. Diese Puppen waren teilweise in Überlebensgröße,
so dass ein naher Verwandter (zumeist der Sohn / Schwiegersohn)
von hinten in die Puppe schlüpfen und im Namen des Verstorbenen
zu der Fest- und Trauergemeinde sprechen konnte. Es gab aber
auch Puppen, die mit ca. 60 cm wesentlich kleiner waren.
Die Bemalung der Puppen entspricht Tätowierungen,
die von Reisenden in anderen bildlichen Darstellungen überliefert,
aber auch in ihren Berichten beschrieben sind.
Aufgrund des vergänglichen Materials sind von diesen Puppen
nur sehr wenige Exemplare erhalten geblieben.
Erste
bildliche Darstellung einer tätowierten Rapanui - 1774:
Die erste bildliche Darstellung einer tätowierten Osterinsulanerin
überhaupt, kommt von William
Hodges, Schiffszeichner und Mitglied der Expeditionsgruppe
um James Cook 1774.
Das Bild wurde am 15. März 1774 vom William Hodges, dem
Schiffszeichner der zweiten Cook-Expedition
gezeichnet.
Die auf dem Bild angedeuteten Stirn-Tattoos sind allerdings
weniger bekannt, weil anstatt dieser Skizze ein Kupferstich
veröffentlicht wurde, auf dem die Tattoos als solche wenig
hervorgehoben sind.
Bildliche
Darstellung zweier tätowierter Rapanui - 1795:
Eine der ersten bildlichen Darstellungen tätowierter
Rapanui kommt auch von Kapitän Charles
Bishop, der mit der "Ruby" die Osterinsel am 3.
- 5. März 1795 aufsuchte.
Bildliche
Darstellung tätowierter Rapanui - 1816:
Der deutsch-russischer Maler Ludwig
York Choris hat 1816 eine Zeichnung von Inselbewohnern der
Osterinsel festgehalten, auf der ein Mann mit Tätowierungen
zu sehen ist. Choris war Teilnehmer an der wissenschaftlichen
Expedition der russischen "Rurik" unter Leitung von
Kapitän Otto
von Kotzebue. Diese Zeichnung ist die zweite bildliche Darstellung
eines tätowierten Rapanui. Üblicherweise waren die
Frauen nicht weniger tätowiert als ihre Männer - siehe
unten.
Bildliche
Darstellung tätowierter Rapanui - 1853:
Der englische Arzt John
Linton Palmer ist 1853 Crew-Mitglied der
HMS Portland, die am 24. Februar 1853 die Osterinsel erreicht
und dort für einige Tage verbleibt. Die "Portland"-Crew
soll nicht an Land gegangen sein. Palmer hält die Begebenheit
dennoch in einigen Skizzen fest. Die Tattoos einer jungen
Osterinsulanerin fertigt Palmer als einige Inselbewohner
zum Schiff kommen. Palmer kehrt 15
Jahre später (1868 - HMS Topaze) noch
einmal auf zur Osterinsel zurück. Die Crew der Topaze bringt
unter anderem den berühmtesten Moai der Insel: Moai "Hoa
Hakananai'a" nach England. Diese Begebenheit war für
einen Osterinsulaner so einschneidend, dass er sich darüber
ein Tattoo auf sein
Arm hat stechen lassen.
Bildliche
Darstellung tätowierter Rapanui - 1872:
Der französische Künstler Pierre Loti hat während
seines Besuches auf der Osterinsel (1872), noch als zeichnerisch
talentierter Seekadett Julien
Viaud, die Tattoos der Rapanui bildlich festgehalten. Julien
Viaud hat der Nachwelt damit einmalige Tattoo-Muster aus der
ursprünglichen Rapa Nui Gesellschaft (vor 1862) gesichert.
Die von Viaud abgebildeten Tattoos wurden noch von Rapa Nui
- Künstler gefertigt, die den Menschenhandel um 1862 /
63 nicht überlebt haben.
|
Tattoo-Studien von Julien Viaud:
Julien Viaud
war vom 03. Januar 1872 bis zum 07. Januar 1872 auf der Osterinsel
und zeigte sich von den vielen unterschiedlichen Tattoo-Mustern
der Rapanui sehr fasziniert. Immer wieder nennt er in seinen
Reisebeschreibungen die Tätowierungen der Insulaner und
immer wieder fertigt er eindrucksvolle Studien dieser Muster.
|
|
######
Mögliche
Tattoo-Muster:
Wie einzelne Tattoo-Muster ausgesehen haben könnten und welche
Bedeutung hinter den Mustern steckt, zeigen hier einige Beispiele:
Diese Muster haben allerdings keinen Anspruch auf die Richtigkeit
möglicher Muster von der Osterinsel.
|
|
Neben geometrische Formen wurden auch realistische
Motive verwendet, wie beispielsweise Vogeldarstellungen, Pflanzen
oder auch Geräte. |
Dieses Tattoo-Muster repräsentiert neues Wachstum,
um wieder geboren zu werden. Es ist daher ein Tattoo, das
vor allem bei Frauen zu finden war. |
|
|
Dieses Tattoo-Muster zeigt Maritime Symbole.
Oben wohl die Seeschwalbe, in der Mitte Fregattvögel
und unten die Wellen des Meeres. |
Dieses Tattoo-Muster symbolisiert Stärke und Gefährlichkeit
in Form von Haifischzähnen. Es sollte den Feinden Angst
vermitteln. |
|
|
Dieses Tattoo-Muster symbolisiert Regenwolken
oder eine dunkle Periode, die der Träger im Leben durchlebt
hat. |
Dieses Tattoo-Muster symbolisiert den Frieden oder einen
Träger, der seinen Feinden die Hand gereicht hat. Es
kam in vielen Formen vor. |
|