Ahu Nau-Nau in Anakena – Residenzbezirk der ehemaligen Könige

Ahu Nau Nau in Anakena – Residenzbezirk der ehemaligen Könige


Ahu Nau Nau in Anakena – Fundort des Moai-Auge:

Ahu Nau-Nau in Anakena – Residenzbezirk der ehemaligen KönigeInselkarte und Ahu Nau-Nau in Anakena – Residenzbezirk der ehemaligen KönigeKurzbeschreibung:

Die Ahu-Anlage Nau Nau in der Anakena-Bucht ist für Touristen ein gern aufgesuchtes Reiseziel. Allerdings nicht wegen der eigentlichen Anlage, sondern mehr wegen der malerischen Bucht, die einzige Stelle auf der Osterinsel, die so etwas wie Südseeflair besitzt.

Nau Nau wurde 1978 unter Leitung des auf der Osterinsel geborenen Archäologen Sergio A Rapu rekonstruiert und Instand gesetzt. Bei der Restaurierung wurden weiße Korallenfragmente geborgen, die das Forscherteam als Inlay für die Augenhöhlen der Moai identifizierte.

 

Quelle:
- "siehe Text"

 

Ahu Nau Nau in Anakena – Residenzbezirk der ehemaligen Könige:

Die Ahu-Anlage "Nau Nau" in Anakena gehörte zur Residenz der ehemaligen Großkönige (ariki-mau). Hierbei handelte es sich um Erbkönige aus dem Stamm der Miru mit einem hohen Ansehen doch wenig Machtbefugnisse. Nau Nau ist 60 Meter lang, 12 Meter breit und rd. vier Meter hoch. Auf der Anlage stehen insgesamt sieben Moai, davon sind fünf intakt. Die intakten Moai haben eine Größe von jeweils vier Meter. Sämtliche Moai auf der Anlage zeigen relativ wenig Verwitterungsspuren. Der Grund hierfür ist, dass sie nach dem Sturz über lange Zeit vom feinen Sand der Anakena-Bucht zugeweht waren.

Ahu Nau-Nau in der Anakena-Bucht

Touristen, die die Ahu-Anlage bzw. die Anakena Bucht besuchen möchten, sollten sich wenigstens einige Tage auf der Osterinsel aufhalten, denn Anakena liegt an der Nordostküste und ist rund 16 Kilometer von Hanga Roa entfernt. Bei einem geplanten Besuch ist es nicht notwendig, einen Inselführer zu buchen, Anakena bzw. Nau Nau lässt sich leicht finden. Vom Flughafen aus fahren Sie einfach die zur Landebahn parallel verlaufende Straße Richtung Südküste und biegen auf halber Strecke zur Inselmitte (Richtung Vaitea) ab. Diese Straße führt Sie direkt vor die Anakena-Bucht.

Standort-Karte Ahu Nau Nau

Standort-Karten Ahu Nau Nau

Ahu Nau Nau - Übersichtskarte



Ahu Nau Nau in der Anakena Bucht

Die Ahu-Anlage "Nau Nau" ist die Hauptanlage von ursprünglich mindestens sieben Ahu-Anlagen in der Anakena-Bucht. Von diesen Anlagen sind außer Nau Nau und die in Sichtweite liegende Anlage "Ature Huki" nur Ruinen noch zu sehen. Die Ruinen tragen Namen wie "Ahu Tuna-Roa", "Ahu Ihu Arero 3, 2, 1" oder "Ahu Hanga O Hio".

Moai und Pukao auf dem Areal bei Anakena

 

Der fehlende sechste Kopf:

Der Kopf des sechsten Moai von der Ahu-Anlage Nau-NauDer fehlende, 1,70 Meter große Kopf von dem sechsten Moai wurde 1934 durch das französisch-/belgische Forscherteam (Alfred Métraux und Henri Lavachery) von der Insel entfernt und befindet sich seither im Musée du Louvre" in Paris. Obwohl dieser Kopf ein Geschenk der chilenischen Regierung an die unterstützenden Länder für die Forschungsarbeit von Métraux und Lavachery war, gab es einen Aufschrei in der chilenischen Bevölkerung. Infolge der medialen Entrüstung stufte Chile 1935 die Osterinsel dann als Nationalpark und historisches Monument ein. Sie erließ ein Ausgrabungsverbot für fremde Nationen und ordnete die Inventarisierung der Ruinen und Moai-Statuen an. Niemals wieder sollte eine fremde Nation eine Moai-Statue dauerhaft von der Insel entfernen dürfen.

 

 

 

Pukao:

Während der Anwesenheit von Thor Heyerdahl (1955/56) und den Rekonstruktionsarbeiten von Sergio A. Rapu (1978) wurden die bei Anakena gefundenen Moai, Moai-Fragmente und Pukao zusammengetragen. So zeigte sich unter anderem, dass sich in der Anakena-Bucht insgesamt 10 Pukao befinden. In keinem anderen Ahu-Areal befinden sich (heute) mehr Pukao.

vier unterschiedliche Pukao auf der Ahu-Anlage Nau-Nau

Von den sieben Moai auf der Ahu-Anlage Nau Nau tragen vier Moai einen Pukao (Hut oder Haarschopf). Die Pukao zeigen dabei die vier unterschiedlichen Bauformen, die als Einzelstücke auch bei anderen Anlagen zu finden sind. Lediglich ein Pukao in Form eines Zylinders mit einer eingearbeiteten Brennschale für Bestattungen (siehe bei der Ahu-Anlage Vinapu II) fehlt.

 

Instandsetzung 1978:

Fragmente eines Moai-Auges aus KorallenkalkGroße Berühmtheit erlangte Nau Nau, als die Ahu-Anlage 1978 unter Leitung des auf der Osterinsel geborenen Archäologen Sergio A. Rapu Instand gesetzt wurde. Bei den Grabungsarbeiten zur Instandsetzung fand sein Team weiße Korallenfragmente, die sich beim Zusammensetzen als Teil eines Moai-Auges identifizieren ließen. Bis dahin gab es zwar Vermutungen, dass in den Augenhöhlen der Moai möglicherweise Inlays eingelegt waren, doch Beweise gab es bis dahin nicht. Das Thor Heyerdahl Team hatte 1955 / 56 zwar ähnliche Fragmente an der Anlage Vinapu gefunden, sie jedoch dann als Reste von Zeremonie-Schalen gedeutet.

Die Fragmente sind heute im Pater Sebastian-Englert-Museum in Hanga Roa ausgestellt.

 

Die Rückfront der Ahu-Anlage Nau-Nau

Bei der Instandsetzung der Ahu-Anlage Nau Nau hat sich das Team um Sergio A. Rapu nicht wirklich Mühe gegeben, so ist wenigstens der Eindruck von der rückwärtigen Mauer. Diese rund vier Meter hohe Mauer besteht aus einem Flickwerk von Steinen, die ursprünglich ganz offensichtlich einem anderen Verwendungszweck gedient haben. So ragen unter anderem ein liegender Moai-Kopf und eine ebenfalls liegende Petroglyphe in Reliefform aus der Wand. Artefakte, die dort ursprünglich nicht hingehört haben. Die Aufschichtung der Steine wirkt wie von Laienhand gemacht und zeigt sich dementsprechend alles andere als königlich.

Die Rückfront der Ahu-Anlage Nau-Nau

 

Einzigartige Rückenornamentik:

Mindestens fünf der Moai auf der Ahu-Anlage Nau Nau sind mit einer außergewöhnlichen Rückenornamentik ausgestattet. Gemeint sind runde, leicht spiralförmige Ringe auf Höhe der Po-Backen. Diese Darstellungen sind auf der Osterinsel ansonsten einzigartig. Erstmals erwähnt wurde diese Ornamentik von Katherine Routledge 1919. Routledge zog bei dieser Darstellung einen Vergleich zu den Körperbemalungen, die während der Initiationsriten am Rücken der Poki-Manu Kinder angebracht wurden.

 

Der "Eidechsen-Mann":

Petroglyphe in der rückwärtigen Wand der Ahu-Anlage Nau-NauDer in der rückwärtigen Mauer verbaute, rund 1,60 Meter lange und rund 90 cm breite Stein mit einem scheinbar anthropomorphen Wesen ist bis heute nicht eindeutig identifiziert. Die US-amerikanische Archäologin Georgia Lee spricht von eine Eidechsen-Mann oder eine anthropomorphe Darstellung eines Menschen mit einem übertrieben langen Penis. Es wäre die einzige phallische Figur, die sich auf der gesamten Osterinsel findet. Möglich ist auch, so Lee, dass diese Figur einer polynesischen Mythologie entstammt und dem Meeresgott "Tangaroa" geweiht ist. Pater Sebastian Englert hatte 1948 fälschlicherweise die These aufgestellt, bei dieser Figur handle es sich um die Darstellung eines Affen, der möglicherweise in dem Land gelebt hat, aus denen die ersten Siedler gekommen sind.

Der aus der Schweiz stammende Ethnologe Alfred Métraux sowie der Neuseeländische Linguist Steven Roger Fischer sprechen, unabhängig von dieser Petroglyphen-Darstellung, von Mädchen, denen vor den Initiationsritualen als "Poki-Manu" oder als "Neru" (gebleichte Jungfrauen) in einem langen Prozess die Schamlippen in die Länge gezogen wurden. Eine ganz seltene hölzerne Darstellung einer sitzenden Frau mit langgezogenen Schamlippen ist seit 1886 im Besitz des "Museo Prehistorico ed Etnografico" in Rom (Inv.Nr. 32571). Möglicherweise handelt es sich bei der Petroglyphe am Ahu-Nau Nau um die Darstellung einer Person nach einem derartigen Ritual.

 

Schmucksteine an der Frontseite:

Schmucksteine an der Front der Ahu-Anlage Nau-NauDas Schalenmauerwerk an der Frontseite der Ahu-Anlage ist mit roten Schmucksteinen verziert, so wie sie an einigen Anlagen auch angebracht waren. Diese Steine stammen mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Pukao-Steinbruch "Puna Pau". Im Gegensatz zu den Schmucksteinen an der Ahu-Anlage "One Makihi" sind auf den Steinen am Ahu Nau Nau >>keine<< Petroglyphen bzw. Graffiti der siegreichen Gruppe angebracht worden, die einst die Ahu-Anlage zerstört haben.

 

Vandalismus:

Im März 2008 gab es einen traurigen Tag für die Anlage Nau Nau: Ein finnischer Tourist musste gerade von einem dieser Moai ein Stück Ohr abschlagen, um es als Souvenir mit nach Hause zu nehmen. Das abgeschlagene Ohrläppchen fiel herunter und zerbrach in mehreren Teilen. Ein Teil davon entwendete der 26jährige. Glücklicherweise wurde dieser Vorgang von anderen Touristen beobachtet, so dass der 26-jährige gefasst werden konnte.

 

Aku-Aku-Geister:


Aku-Aku Geister in der Anakena-BuchtSebastian Englert hat während seiner Wirkungszeit als Inselgeistlicher (1935-1968) eine Liste der Namen und der Wohnorte der Inselgeister (Aku-Aku) zusammengetragen. Danach waren die Rapanui der Meinung, dass in der Anakena-Bucht die Aku-Aku-Geister "Ko Unu" sowie "Ko Horai " wirken.

Die Wissenschaftsexpedition um Dr. Walter Knoche (1911) haben von den Rapanui aufgenommen, dass im Gebiet von Anakena der Geist und Eidechsengott "Moku moku Pua Pua" wohnen soll. Von den "Moku" oder "Moko" gibt es auch Zeremonie Figuren. Außerdem fürchteten die einheimischen Rapanui in dieser Region noch den Geist "Paepae ata rivera", der ein Steinhaus mit sich herumschleppte, sie ahnungslosen Reisenden überstülpte, um sie dann aufzufressen.

 

Ature Huki:

Ahu-Anlage Ature HukiIm Rücken der Ahu Nau Nau, etwas näher zur Bucht, befindet sich ein einzelner aufgerichteter Moai mit einer besonderen Geschichte: Dieser Moai, auf der Ahu-Anlage "Ature Huki", wurde während der Thor Heyerdahl Expedition 1956 als Feldversuch aufgestellt. Tor Heyerdahl hatte damals eigentlich nicht vor, einen Moai nach alter Tradition wiederaufzurichten. Mehr aus Spaß fragte er seinerzeit den Einheimischen Pedro Atan, ob er als Langohr ihm nicht zeigen könne, wie seine Vorfahren früher die Moai auf den Ahu-Anlagen aufgestellt haben. Vollkommen überrascht antwortete Pedro mit Ja, das könne er. Er benötige lediglich einige Männer seines Vertrauens, einige Seile und einige Holzstangen als Hebelwerkzeuge. Pedro richtete diesen Moai anschließend dann mit elf weiteren Männern innerhalb von 18 Tagen wieder auf.

Auf Heyerdahls anschließende Frage, warum die Rapanui bisher nicht gesagt hätten, wie ihre Vorfahren die Moai auf die Anlagen gestellt haben antwortete Pedro: "Wir, die Langohren wurden nie gefragt."

 

 

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