Die Rapanui Sprache von der Osterinsel - Glossar

Die Rapanui Sprache von der Osterinsel


Rapanui – die geschichtliche Entwicklung einer fast verloren gegangenen Sprache

Die Rapa Nui Sprache - Bedeutung und Übersetzung ins EnglischeInselkarte und Die Rapanui Sprache von der Osterinsel - GlossarKurzbeschreibung:

"Rapanui" ist ein von den Bewohnern der Osterinsel benutzter polynesischer Dialekt aus der austronesischen Sprachfamilie. Die Sprache ist aber aufgrund der langen Isolierung von den übrigen polynesischen Inseln eine eigenständige Sprache. Die Bewohner der Osterinsel nennen sich ebenfalls Rapanui, die Insel "Rapa Nui".

Rapanui ist verwandt mit den Untergruppen der Sprachen aus Tahiti, Marquesas, Hawaii oder Maori. Viele der heute vorhandenen Wörter stammen aus dem Tahitianischen. Einige Forscher meinen, dass die Rongorongo Schrift eine frühe Form des Rapanui ist. Heute wird Rapanui aber in lateinischer Schrift geschrieben. Die Sprache umfasst 5 Vokale (a, e, i, o, u) und 10 Konsonanten (h, k, m, n, ng, p, r, t, v).

 

Quelle:
- "Der wohlversuchte Süd-Länder",Carl-Friedrich Behrens, S. 78 ff., 1738,
- "The Voyage of Captain Don Felipe González to Easter Island, 1770–1"
- "Eine Reise gegen den Südpol und rund um die Welt, Band 1 aus dem Jahr 1777 von James Cook"
- "Brief an die Kongregation der heiligen Herzen Jesu und Maria vom Dezember 1864", Bericht Eyraud an die SS-CC
- "Notizen über die Bräuche und Traditionen der Rapanui", Hippolyte Roussel 1866 bis 1869,
   veröffentlich Rapa Nui Journal (PDF), übersetzt von Ann M. Altman, Oktober 2003
- "Early Visitors to Easter Island 1864-1877", Ann M. Altman, S. 37 - 62
- "Die Oster Insel - Eine Stätte prähistorischer Kultur in der Südsee 1883",
   Bericht des Kommandanten, Kapitänleutnant Wilhelm Geiseler vom 2. November 1882.
- "Die Osterinsel", Walter Knoche 1925

 

Die Rapanui Sprache von der Osterinsel

Als die Entdecker um Jacob Roggeveen 1722 erstmalig die Osterinsel betraten, sprachen die Insulaner eine Sprache, die sich heute "Rapanui" nennt. Sie kommt aus dem polynesischen Raum und ist verwandt mit den Sprachen von Tahiti, den Marquesas, Mâori (also Neuseeland) und Hawaii. Die Sprache ist aufgrund der langen Isolierung von den übrigen polynesischen Inseln eine eigenständige Sprache.

Wort und Schrift:

Eine Wortschrift im klassischen Sinn gab es bis zur Ankunft der Missionare nicht. Die frühen Osterinsulaner hatten aber mit "Rongorongo" Symbole entwickelt, mit denen sie bis zu 600 unterschiedliche Symbolenzeichen kombinieren konnten. Bei Rongorongo handelte es sich allerdings mehr um Gedächtnissymbole zum Auswendiglernen von religiösen Hymnen. Bei den Hymnen ging es vornehmlich um die Wiedergabe von Legenden und weniger um Aufzeichnung und Wiedergabe von Kulturwissen.

Mit Ankunft der Missionare im März 1866 wurde versucht, den Insulanern ihre Sprache als Schrift in lateinischen Buchstaben zu vermitteln. Dies gestaltete sich als sehr schwer, weil sich die Bevölkerungszahl durch die gewaltsamen Entführungen in den Jahren 1862/63 und Tod durch die anschließend eingeschleppten Krankheiten bis 1866 bereits auf unter 1200 Individuen reduziert hatte. Die ab 1866 immer noch durch Pocken oder Tuberkulose verursachten Sterbefälle sowie Evakuierungen und Vertreibungen in den Jahren 1871 und 1872 ließ die Bevölkerungszahl bis 1877 auf letztlich 111 Menschen zusammenschmelzen. Zu dieser Zeit gab es auf der Osterinsel, auf den Maquesas-Inseln und Tahiti zusammen weniger als 500 Menschen, die überhaupt noch zur Urbevölkerung gehörten.

Französisch:

Während der Anwesenheit der Missionare (1866 bis 1871) wurde versucht, den Insulanern auch die französische Sprache zu vermitteln. Die Missionare mit Bischofssitz Tahiti sprachen französisch und Tahiti stand unter dem Einfluss von Frankreich.

Tahitianisch:

Die Rapanui standen in dieser Zeit (also zwischen 1872 bis 1888) zudem unter dem Einfluss der Tahitianischen Sprache, weil sie einerseits stetigen Kontakt mit Landarbeitern aus Tahiti hatten und andererseits sich die Sprache von aus Tahiti zurückgeführten Rapanui bereits mit der Tahitianischen Sprache vermischt hatte. So stammen heute viele der gültigen Wörter aus dem Tahitianischen.

Chilenisch:

Der 1888 zwischen Policarpo Toro und Chile abgeschlossene Pachtvertrag zur Ausbeutung der Osterinsel gab vor, auch chilenische Familien auf der Osterinsel anzusiedeln. Diese Ansiedlungsversuche scheiterten jedoch schon nach einem Jahr. Die auf der Insel lebenden Rapanui wollten mit den "Kontinentalen", wie sie abfällig betitelt wurden, allerdings nichts zu tun haben. Auch mit den ab 1897 eingeführten Festland-Chilenen, die die Tiere der örtlichen Schaffarm vor den Rapanui schützen sollten, wollten sich die Einheimischen nicht vermischen. So blieb die Ursprache der Rapanui von den indigenen chilenischen Sprachen verschont.

Spanisch:

Mit der Annektierung der Osterinsel durch Chile im Jahre 1888 standen die Rapanui plötzlich nicht mehr unter dem Einfluss von französisch sprechenden, sondern unter spanisch sprechenden "Herren". Von nun an gilt die chilenische Fahne als Hoheitszeichen und in Chile wird Spanisch gesprochen. Der amtierende Sprecher der Rapanui, Atamu Tekena und der Sprecher der chilenischen Siedler, Pedro Pablo Toro, vereinbaren noch im Jahr 1888, auf der Osterinsel eine kleine Schule für Spanischunterricht anzubieten.

1897 wird die Rapanui-Fahne verboten, 1914 wird die erste Zivilschule auf der Osterinsel installiert und fortan Spanisch unterrichtet. Den Kindern wird verboten, ihre eigene Sprache zu sprechen. Selbst mit den 1965 erlangten Freiheiten (Integration der Rapanui als chilenische Staatsbürger, Reisefreiheit und Mitspracherecht in den politischen Entscheidungen) bleibt die indigene Sprache verboten. Die Amtssprache ist bis heute spanisch.

Rapanui:

Der erste offizielle Rapanui-Unterricht wurde 1975 auf Anordnung des chilenischen Erziehungsministeriums zugelassen. Doch schon im Jahre 1980 brachte Chile dann ein Gesetz auf den Weg, dass es den Rapanui verbot, ihre Muttersprache zu sprechen. Dieses Gesetz wurde 1984 mit Fürsprache des damaligen chilenischen Präsidenten Augusto Pinochet wieder aufgehoben und das Schulsystem reformiert. Ab nun wurden sowohl die Rapanui-Sprache als auch die lokale Folklore zu Pflichtfächern in der Schule. Mit dem sogenannten "Indigenen-Gesetz" (Gesetz Nr. 19.253) von 1993 gab es erstmals eine Vorschrift zum Schutz, zur Förderung und zur Entwicklung der Kultur und Sprache der Einheimischen.

Unabhängig von den von Chile zugelassenen Förderungsmaßnahmen bemühen sich seit dem neuen Jahrtausend auch private Musik-, Sport- und Heimatvereine um die Erhaltung der ursprünglichen Sprache und die der traditionellen Kultur wie Tanz, Musik, Kunst oder Sport.

Auf der Osterinsel, dem chilenischen Festland sowie auf Tahiti und in den USA gibt es heute rund 3.500 Menschen, die Rapanui sprechen.

 

Das erste überlieferte Wort:

Das erste überlieferte Wort der Rapanui hat Carl-Friedrich Behrens in seinem Buch "Der wohlversuchte Süd-Länder" von 1738 veröffentlicht. Behrens beschreibt den Moment, als der erste Inselbewohner am 07. April 1722 das Führungsschiff der Roggeveen-Flotte wieder verlassen muss und dabei "O dorroga! O dorroga!" ausruft. Der neuseeländische Linguist Steven Roger Fischer meint, "O dorroga" leite sich von "otoroka" ab und bedeutete so viel wie "Willkommen". "O dorroga" bzw. "otoroka" findet sich heute aber nicht mehr im Wortstamm der Rapanui. Andere überlieferte Worte sind beispielsweise "Maca Maca" bzw. "Moày" (Antonio de Agüera 1770).

Das erste kleine Wörterbuch:

Antonio de Agüera war es auch, der im November 1770 das erste kleine Wörterbuch aus 88 Wörtern zusammengestellt hat. Auffällig an dieser Wortauflistung: Viele Wörter beginnen mit dem Konsonanten "C". In der heutigen Sprache fehlt dieser Konsonant aber gänzlich.

Name / Wort: in Rapanui:   Name / Wort: in Rapanui:
Haare Coojo   Luft Tetuba
Augenbrauen Geijio   Wasser Canocona
Augen Comata   Land Genua
Wimpern Coveque-veque   Hügel Gemauma
Nasenlöcher Coiju   Feuer Cotierpe
Mund Coaja   Rauch Puina
Zunge Corero   Himmel Gerani
Zähne Conijo   Sonne Gera
Lippen Conuto   Mond Magin
Wangen Cococumo   Sterne Getu
Kinn Cocoba   Das Meer Geray
Ohr Cotarina   Hütte oder Wohnung Geveca
Bart Covere   Kalebasse Geracona
Hals/Nacken Conao   Speichel Coano
Kopf Coray   Schleim Coupé
Gesäß Couju   Waffen Corima
Muskeln Cotumo   Hände Comangamanga
Knie Coturi   Finger Comangamanga
Bein Gebae   Nägel Comaicucu
Wade Coique   Brust Couma
Ferse Coreque   Nippel Coù
Fuß Magamaga   Magen Coqueo
Mann Cotajata   Bauch Cotino
junge Frau Cotataqui   Rücken Cotuorbi
alte Frau Copocopoco   Nabel Copito
Huhn Comoa   Leiste Coputo
Banane Cocay   Genitalien Gemaropao
Feigen Gecoy   Kanu oder Schiff Gebaca
Steinidole Moày   Priester des Idols Maca Maca
Götzenhülle Copeca   Tanzen Viritejue
Idole mit bemalten Körpern Pare   Musik Toro Toro Toro
Oberhäuptling oder Herr Tequeteque   sich hinsetzen Canojo
eine gute oder schöne Sache Cariba   Aufstehen Comaro
eine hässliche oder verächtliche Sache Macariba   Spazieren Gejaere
still sein Comuou      
jemanden abweisen Catajuti   Ja E
Schwimmen Gecau   Nein Ma
Küssen Cogimi   Du Cocoa
Umarmen Cajai   eins Coyana
Schlafen Geuru   zwei Corena
Aufwachen Geura   drei Cogojui
Zuschauen / Zuhören Arà   vier Quiroqui
sich etwas wünschen Conoro   fünf Majana
Ablehnen Maconoro   sechs Feuto
Essen Cacay   sieben Fegea
Streiten / Kämpfen Gecacai   acht Moroqui
Trinken Cauno   neun Vijoviri
      zehn Queromata

James Cook nennt nach seinem Besuch im Jahre 1774 den Häuptling oder König allerdings "Areeke" (ariki). Aus Cooks Reisebericht weiß man auch, dass die Bevölkerung auf der Osterinsel die gleichen Namensbezeichnungen für Zahlen benutzt haben, die auch in Tahiti üblich waren.

Weitere Wortlisten:

Der nächste Forschungsreisende der eine kleine Liste von Rapanui-Wörtern zusammenstellte war der Deutsche Wilhelm Geiseler nach seinem Besuch im Jahre 1882. Der US-Amerikaner William J. Thomson hat sich während seines Aufenthaltes im Jahre 1886 mit den Namen der Monate und der Tage im Mondkalender beschäftigt. Außerdem gibt er in seiner Veröffentlichung von 1891 Hinweise zum Dialekt, Aussprache und zu einzelnen Synonymen. 1911 folgt dann Dr. Walter Knoche, der sich mit seinem Buch aus dem Jahre 1925 zum Thema Linguistik und Grammatik ausläßt. Hierbei meint Knoche, dass sich die Rapanui-Sprache 1911 bereits stark verändert hätte. Danach würde der Wortschatz der auf der Insel gesprochene Sprache bereits zu 30 % aus Tahitianisch, 10 % aus Spanisch oder Französisch und 5 % Englisch bestehen.

Das erste Lexikon:

Derjenige, der sich aber wirklich intensiv und vollständig mit der Sprache der Rapanui beschäftigt hat war der Deutsche Kapuziner Mönch Franz Anton Englert, besser bekannt als Pater Sebastian Englert. Englert war nach einer Einladung der Staatsuniversität Chile im Jahre 1935 auf die Osterinsel gereist und hat in den folgenden 15 Monaten dann ein vollständiges Werk über die Sprache erstellt.

 

 

Die ersten Dolmetscher:

Die ersten Dolmetscher brachte James Cook 1774 mit auf die Osterinsel. Es waren zwei junge Männer aus Tahiti mit den Namen "Oedidee" und "Maheine". Laut Cook konnte Oedidee vieles von dem verstehen, was die Osterinsulaner sagten. Also ein deutliches Zeichen dafür, dass die Sprache auf der Osterinsel dem Tahitianischen schon im 18. Jahrhundert sehr ähnlich war.

Der nächste der einen Dolmetscher mit auf die Osterinsel nehmen wollte, war der französische Novize Eugéne Eyraud im Jahre 1864. Der Dolmetscher wurde "Daniel" gerufen und kam aus Mangareva. Doch als Daniel am 02. Januar 1864 den Erstkontakt herstellen sollte und dabei auf ausgemergelte kranke Menschen traf weigerte er sich, noch einmal an Land zu gehen. Die Folge war: Es kam während Eyrauds neunmonatigem Aufenthalt zu vielen Missverständnissen zwischen dem Missionarshelfer und der Bevölkerung. Eyraud wurde zunächst von einem Rapanui namens Torometi komplett vereinnahmt bis dann ein Mopp des neu gewählten Vogelmannes den Gottesmann bis auf die nackte Haut ausplünderte und Eyraud evakuiert wurde.

Gerade einmal eineinhalb Jahre waren nach Eyrauds Evakuierung vergangen, als er im März 1866 gemeinsam mit dem Missionar Hippolyte Roussel und gleich vier Helfern aus Mangareva zurück auf die Insel kam. Es waren die Helfer "Araki" (Alaritio), "Akilio" (Achille) und "Papetati" (Babilas), die u.a. auch als Dolmetscher fungieren sollten, sowie "Pou Koki" ein Mangaian-Koch. Der Preis den zwei der Mangarevaner hierfür bezahlten war sehr hoch, denn Araki und Akilio starben im Oktober 1867 an Tuberkulose. Mithilfe seiner Helfer konnte Hippolyte Roussel aber ein Rapanui Katechismus schreiben.

 

 

Schule:

1864: Die ersten Bemühungen, die Rapanui zu unterrichten, startete der Novize Eugéne Eyraud im Jahre 1864. Hier ging es vor allem darum, den Einheimischen die Fähigkeit zum Lesen des Katechismus beizubringen. In den neun Monaten seiner Anwesenheit auf der Insel hat er es tatsächlich geschafft, dass fünf oder sechs Kinder eine ausreichende Menge an Texten aus der Bibel lesen konnten.

1866 bis 1871: Wirklich gute Erfolge bei einem schulischen Unterricht erreichten die Missionare Hippolyte Roussel und Kaspar Zumbohm während ihrer Missionsarbeit zwischen 1866 und 1871. Auch hier ging es vornehmlich um das Erlernen von religiösen Texten. Die Missionare hatten durch drei bereits geschulte Helfer aus Mangareva eine wertvolle Hilfe. Bis 1868 brachte sich auch der dann an Tuberkulose verstorbene Pater Eugéne Eyraud als Lehrer für verschiedene Unterrichtsfächer ein.

1886: Der medizinische Offizier George H. Cook von der Thomson-Expedition (1886) berichtet: "Es gibt von den Priestern ein Schulhaus von früher, in dem die Menschen aus Büchern in der Rapanui-Sprache unterrichtet werden. Somit können die meisten Eingeborenen lesen und schreiben. Die Aufgaben eines Pädagogen werden in gewisser Weise von Pakomio ausgeführt, dem Überlebenden der peruanischen Gefangenen, der auch ein Prediger unter ihnen ist und die Gottesdienste in der kleinen Kirche leitet."

1888: Nach der Übergabe der Osterinsel an Chile vereinbaren der Rapanui-Repräsentant Atamu Tekena und der chilenische Siedler Pedro Pablo Toro auf der Osterinsel eine kleine Schule für Spanischunterricht anzubieten. Probleme zwischen den chilenischen Siedlerfamilien und den Rapanui verhindern die Durchführung eines derartigen Vorhabens. Die Rapanui bleiben lieber für sich selbst.

1895 zieht der chilenische Lehrer Alberto Sánchez Manterola mit seiner Familie auf die Osterinsel. Seine Versuche, die Rapanui in Spanisch zu unterrichten dauern allerdings nur 5 Monate, denn die auf der Insel verbliebenen Einheimischen zeigen wenig Interesse an einen schulischen Unterricht. Sánchez übernimmt im Auftrag des Viehzüchters Merlet anschließend die Verwaltung der Schaffarm.

1914 kommt der chilenische Journalist José Ignacio Vives Solar auf die Osterinsel mit der Absicht, eine Schule aufzubauen und Unterricht für die Kinder anzubieten. Solars Vorhaben beruht auf einer Anregung des Deutschen Dr. Walter Knoche, der die Möglichkeiten der Osterinsel 1911 im Auftrag der chilenischen Regierung untersucht und anschließend entsprechende Empfehlungen an Chile ausgesprochen hatte.

Mit den von Vives Solar mitgebrachten Baumaterialien kann das Gebäude für die Schule relativ schnell fertig gestellt werden. Es ist die erste Zivilschule auf der Osterinsel.

1914: das erste staatlich aufgestellte Schulgebäude auf der Osterinsel

Zunächst kommen auch die Kinder zum Spanisch-Unterricht, doch nach einigen Tagen haben die Kinder scheinbar das Interesse verloren und kommen nicht mehr. Vives Solar meint, er sei kein "Anwesenheitsbeamter" und so schläft das Schulprojekt wieder ein. Nach einem Jahr gibt es keine Schule mehr. Vives Solar nutzt das Gebäude für sein Amt als Insel-Gouverneur.

1915 nimmt Vives Solars Schwägerin die Arbeit mit den Kindern wieder auf. Sie spricht spanisch und zieht über den sonntäglichen Gottesdienst zwischen 40 und 50 Kinder zum Unterricht in eine Schule.

1917: Chile beschließt am 29. Januar 1917 per Gesetz (3220) unter anderem den Bau einer Schule. Das Vorhaben wird nur zum Teil umgesetzt. Von dem geplanten Schulgebäude wird lediglich eine Wand errichtet. Bei schlechter Witterung fällt der Unterricht aus.

1934: Das Schulsystem der Osterinsel wird der Verwaltung in Valparaíso unterstellt. Im Ortskern von Hanga Roa wird ein neues Schulgebäude errichtet. Es ist der Vorläufer der heutigen Grundschule.

1936: Die Osterinsel wird unter der Oberaufsicht der Handelsmarine gestellt. In diesem Zug werden die Rechte der Rapanui durch ein Dekret des Verteidigungsministeriums verbessert. Die Insulaner erhalten formal die gleichen Rechte wie die Festland-Chilenen. Chile muss ab sofort für den Schulunterricht der Kinder und für die Erhaltung der Familienstrukturen sorgen.

1963: Im November 1963 hat der Rapanui Alfonso Rapu Haoa sein Pädagogikstudium beendet und wird vom chilenischen Bildungsministerium als Lehrer der 3. Klasse auf der Osterinsel verpflichtet und kehrt auf die Insel zurück. Durch seine Position als Lehrer an der Schule und seinem gehobenen Bildungsstand, wird "Alfonso Rapu Haoa" schnell ein prominentes Mitglied in der Rapa Nui Gemeinde und Sprecher einer sozialen Bewegung, die sich für alle Angelegenheiten mit Konfliktpotential zwischen der chilenischen Obrigkeit und den Rapanui einsetzen.

1976 wird ein Schulplan speziell für die Osterinsel aufgestellt.

1980 erläßt Chile ein Gesetz, das es den Rapanui fortan verbietet, ihre Muttersprache zu sprechen. Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis bestraft. Das Verbot wird 1984 wieder aufgehoben.

Das Schulgebäude 1980 auf der Osterinsel

1984 wird das Schulsystem noch einmal reformiert. Ab jetzt werden die Rapanui Sprache und lokale Folklore zu Pflichtfächern.

1987: Chile gibt die Schulverwaltung an die Stadtverwaltung von Hanga Roa ab.

 

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