Rapa Nui - Der Niedergang durch
die Europäer 1800 bis 1899
Niedergang der Rapanui-Kultur durch äußere Einflüsse
im 19. Jahrhundert
Kurzbeschreibung:
Im 19. Jahrhundert erleben die Bewohner der Osterinsel
einen kompletten Zusammenbruch ihrer ursprünglichen
Kultur. Obwohl sich die Rapanui im 19. Jahrhundert durch interne
Konflikte auch selber immer wieder schwächen, sind es ausnahmslos
äußere Einflüsse, die die Bewohner der Osterinsel
an den Rand der kompletten Auslöschung bringen.
In der Zeit zwischen 1862 bis 1877 reduziert sich die
Bevölkerung der Osterinsel von (geschätzt)
4.150 auf gerade einmal 111 Personen. Verantwortlich
sind zunächst peruanische Menschenhändler, die 1862/63
insgesamt 1.400 Insulaner als Arbeitsemigranten nach Peru bringen.
Der Rest der im Jahre 1863 zurückkehrenden 15 überlebende
Rapanui bringen die Pocken und Tuberkulose und somit den Tod auf
die Osterinsel. 1871/72 vertreibt der despotische Franzose Dutrou
Bornier die Missionare mit 390 Rapanui nach Mangareva bzw. Tahiti.
Mit den überdurchschnittlich hohen Sterbefällen überleben
bis 1877 nur noch 111 Personen auf der Insel. Fremdherren bestimmen
die Geschicke der Osterinsel. Zwischen 1878 und 1899 hat sich
die Bewohnerzahl auf 214 wieder leicht erhöht.
Quelle:
- siehe nachfolgende Beschreibungsseiten
Die Osterinsel zwischen
1800 und 1899:
1804:
Der
russische Marineoffizier Yuri Lisjanskij
(Jurij Fëdorovic Lisjanskij) erreicht im Rahmen der ersten
russischen Weltexpedition (1803-1806), am 16. April
1804 mit seinem Schiff "Neva" die Osterinsel.
Er hatte mit dem Kapitän Adam Johan von Krusenstern vom
Führungsschiffes "Nadezhda" vereinbart, sich
hier zu treffen.
Während der Anwesenheit der Neva vor der Osterinsel
herrscht derart schlechtes Wetter, dass es der Crew nicht
gelingt einen geeigneten Ankerplatz zu finden. Kapitän
Lisjanskij lässt die Neva deshalb immer wieder an der
Osterinsel entlang segeln und beobachtet aus der Distanz intensiv
die Süd-, Nord- und Westküste. Auf diese Weise kann
die Schiffsbesatzung noch mindestens 10 Ahu-Anlagen
mit rund 30 intakten Moai
ausmachen.
Einzig am 21. April 1804 lässt der Kapitän an der
Westküste ein Ruderboot zu Wasser. Der entsandte Leutnant
Powalishin hat die Aufgabe, den Inselbewohnern einige Sachen
zu übergeben, die die Anwesenheit der Neva dokumentieren.
Dazu gehört unter anderem eine versiegelte Flasche
mit einer Nachricht an den Leiter der russischen
Expedition Adam Johan von Krusenstern.
Drei weitere Mitglieder der Schiffscrew fertigen von dieser
Begebenheit ebenfalls Reiseberichte. Dies sind:
Nikolai
Korobitsyn, ein Angestellter der Russisch-Amerikanischen
Kompanie "RAC", ist Passagier auf dem Schiff Neva
und Zeuge, als das Schiff am 16. April 1804 die Osterinsel
erreicht. Korobitsyn vermerkt, dass die Neva-Crew am 16.
April 1804 sämtliche Waffen abfeuert, um die Rohre
zu reinigen. Korobitsyn erwähnt ebenfalls, dass Leutnant
Povalishin einem Osterinsulaner eine versiegelte
Flasche mit einer Nachricht an das Führungsschiff,
die "Nadezhda" übergibt und auch, dass 1804
noch eine beträchtliche Anzahl an Steindenkmälern
auf der Osterinsel vorhanden sind.
Hieromonk
Gideon, ein russischer Erzpriester an Bord der
Neva, fertigt nach dem Besuch an der Osterinsel einen kurzen
Bericht über den Kontakt mit den Insulanern. Hieromonk
Gideon schaut sehnsuchtsvoll auf die Osterinsel und vermerkt,
dass Leutnant Povalishin den Insulanern eine versiegelte
Flasche mit einer Nachricht an das Hauptschiff
der Expedition, die "Nadezhda" übergibt.
Er schildert ganz kurz, dass die Osterinsulaner tätowiert
und nackt sind, Leutnant Povalishin schmackhafte Feldfrüchte
mit an Bord gebracht hat und dass noch überall an
der Küste die "Steindenkmäler"
zu sehen sind.
Georg
Heinrich von Langsdorff, ein deutscher Arzt und
Naturforscher begleitet Adam J. v. von Krusenstern auf dem
Schiff Nadezhda, verfehlt im April 1804 nur knapp die Osterinsel.
Die Nadezhda ist das Führungsschiff dieser Expedition
und wollte sich im Falle einer Trennung vom Begleitschiff
Neva unter Führung von Yuri Lisjanskij an der Osterinsel
treffen. In einer Nachbetrachtung veröffentlicht Georg
Heinrich von Langsdorff seine Gedanken und Eindrücke
in dem Werk: "Bemerkungen auf einer Reise um die
Welt in den Jahren 1803 bis 1807, 2 Bände, Frankfurt
am Main 1812".
1805:
Die
Brüder Amasa Delano, Samuel Delano und
William Delano besuchen die Osterinsel im Juli 1805, um Vorräte
für ihre Schiffe "Perseverance" (Kapitän
A. Delano) und Pilgrim (Kapitän S. Delano) aufzunehmen.
Die Schiffsbesatzung versucht drei Tage lang an Land zu gehen.
Sie werden aber wegen der zu starken Brandung daran gehindert
und segelten dann weiter. Amasa Delano beschreibt die Zeit
seines Aufenthaltes an der Osterinsel relativ detailliert.
Unter anderem schreibt A. Delano, dass sehr viele
Statuen an den Küsten aufgestellt sind, die
"[...] menschliche Formen darstellen".
1805:
Der
amerikanische Schoner "Nancy" aus New London, mit
dem Kapitän J. Crocker ankert vor der
Osterinsel. Sie verschleppen
gewaltsam 22 Rapanui (12 Männer, 10 Frauen)
um sie als Arbeitskräfte für den Robbenfang auf
den Juan-Fernandez-Inseln einzusetzen. Die Crew fesselt die
Insulaner, bringen sie unter Deck und lassen sie erst frei,
als das Schiff schon drei Tage auf See ist. Die männlichen
Rapanui springen sofort von Bord, die Frauen können gerade
noch zurückgehalten werden. Jegliche Versuche der Besatzung
die Insulaner wieder aufzunehmen, misslingen. Man überlässt
sie schließlich ihrem Schicksal und bringt nur die Frauen
zum "Juan-Fernánez"-Archipel).
1806:
Kapitän Benjamin Page vom Walfangschiff
"Adventure" nimmt
den jüngsten Sohn des Königs "Crang-a-low"
(Kura Ngaro?) mit auf sein Schiff. Wie es
zur Mitnahme des (damals 17-jährigen) Jungen kam, gibt
es unterschiedliche Versionen. In einer Version heißt
es, Kapitän Page wollte mit dem jungen Mann seine Skorbut-geschwächte
Mannschaft stärken. In einer anderen Version heißt
es, die Osterinsulaner haben die Mannschaft der "Adventure"
aufgrund der Vorkommnisse im Jahre 1805 mit heftigen Steinwürfen
empfangen. Kapitän Page soll dabei eine schwere Brustverletzung
erlitten haben und beim Rückzug der Mannschaft habe man
den Prinzen mit an Bord genommen.
Wie auch immer, letztlich soll der junge Prinz gut behandelt
worden sein und mehrere Jahre bei Pages Familie in London
als eine Art Adoptivsohn gelebt haben. Anfang 1812 äußerte
der Prinz den Wunsch, wieder auf seine Heimatinsel zurückzuwollen.
Page stimmte mit der Bedingung zu, er möge sich zunächst
aber noch taufen lassen. Im Taufregister der Londoner "Rotherhithe-Kirche"
ist der Name "Henry Oster" verzeichnet.
Die Londoner Zeitung "Massachusetts Worcester Gazette"
veröffentlicht am 8. Januar 1812 zu dieser Begebenheit
einen Artikel in dem es u.a. heißt, König "Crang-a-low"
soll im Jahre 1806, 125 Jahre alt gewesen sein. Der alte König
hatte insgesamt 23 Kinder, [1806] sein Haar weiß wie
Milch und konnte nicht mehr gehen.
Über den weiteren Lebensweg des "Henry Oster"
sind keine Aufzeichnungen bekannt.
(aus dem Buch: "Easter Island 1793 to
1861: Observations by Early Visitors Before the Slave Raids"
von Rhys Richards von 2008, Seite 27-28)
1806:
Kapitän Alexander Adams, vom Schiff
"Atahualpa" (Kaaku-Manu ?) versucht Ende 1806 mit
seiner Besatzung auf der Osterinsel an Land zu gehen. Die
Insulaner vertreiben die fremden Ankömmlinge mit Steinwürfen.
1809:
Der
amerikanische Kapitän Nathan Winship
erreicht Ende 1809 mit seinem Handelsschiff, die "Albatros"
die Osterinsel, um Proviant für die Crew einzutauschen.
Aus Vorsicht lässt Kapitän Winship in der Cook-Bucht
nur ein Boot zu Wasser und rudert mit sechs Besatzungsmitgliedern
zur Küste. Im Gepäck haben sie Tauschwaren wie Eisenstücke
von Eisenringen, Angelhaken und Nägel. Einheimische schwimmen
dem Boot entgegen und bringen Kartoffeln, Zuckerrohr und Bananen.
Das zu Anfang friedliche Tauschgeschäft entwickelt sich
mit den im Wasser schwimmenden Insulaner zu Hakeleien und
letztlich zu frustrierten Einheimischen, die vom Strand aus
mit Steinen werfen. Kapitän Winship kann nur durch einen
Pistolenschuss über die Köpfe der Aggressoren eine
drohende Eskalation verhindern.
Ein Jahr später bestätigt Nathan Winships Stellvertreter
William Alden Gale diesen Vorfall in einem kurzen Bericht:
Die Insel befinde sich in einem Zustand
der Anarchie. Jeder Insulaner misstraut dem
anderen und auch den Europäern. Niemand von den Inselbewohnern
wagt es, an Bord eines Schiffes zu gehen.
1816:
Otto
von Kotzebue, ein russischer Offizier mit deutschen
Wurzeln besucht im März 1816 mit dem
Expeditionsschiff "Rurik" die Osterinsel. Die Insulaner
zeigen sich ängstlich. Sie wollen Ware tauschen, doch
die Situation eskaliert immer wieder in ihrer Ungeduld. Immer
wieder fliegen Steine, immer
wieder fallen Warnschüsse. Versuche,
die Osterinsel zu erforschen scheitern, weil die Mannschaft
von den Einheimischen zu sehr bedrängt werden. Otto von
Kotzebue geht kurz an Land, befiehlt dann aber den Rückzug,
um die unübersichtliche Lage nicht weiter eskalieren
zu lassen.
Drei weitere Mitglieder der "Rurik" fertigen 1816
von dieser Begebenheit ebenfalls Reiseberichte. Dies sind:
Adelbert
von Chamisso ein russischer Naturforscher mit französischen
Wurzeln beobachtet die Geschehnisse von Bord der Rurik.
Vom Schiff aus sichtet er mit dem Fernrohr noch einige
"kolossale Bildsäulen" an der Südostseite.
Die Tatsache, dass bei dem Kontakt mit den Rapanui auch
einige Einheimische verletzt werden, kommentiert A.v. Chamisso
mit: "Die Untreue eines dieser Handelnden wurde
streng bestraft."
Ludwig
York Choris, ein deutsch-russischer Maler, Zeichner
sowie Lithograf, fertigt als Erster eine sehr realistische
Darstellung von den Tattoos eines Mannes. Choris hält
auch sehr bildlich die aufgebrachten Menschenmengen an der
Osterinsel während des Landungsversuches fest und er
fertigt auch die erste realistische Skizze von den Kanus
der Insulaner sowie von einem verzierten Holzschläger,
einem "Paoa".
Johann
Friedrich Eschscholtz, ein deutscher Naturforscher
und Entomologe aus dem Baltikum wird Zeuge vom versuchten
Landemanöver der Rurik-Crew, bei dem auch geschossen
und mindestens ein Insulaner verletzt wird. Er erwähnt
diesen Vorfall in seiner Dokumentation jedoch nicht. Eschscholtzs
Bericht über die Osterinsel ist sehr kurz und dennoch
vermerkt er, dass 1816 am Südostufer der Insel noch
"vier schwarze aufrechte Blöcke"
(Statuen) zu sehen sind.
1821:
Am
24. März 1821 erreicht das englische Gefangenenschiff
"Surry" unter Kapitän Raine für
einen kurzen Besuch die Osterinsel, ohne jemanden an Land
zu schicken. Auf dieser Reise ist das Schiff allerdings nur
unterwegs, um Waren im pazifischen Raum zu transportieren.
Der Mitreisende Edward Dobson berichtet von
freundlichen, neugierigen Osterinsulanern, die keine Angst
zeigen, fröhlich singen und tanzen, das große Schiff
vermessen und die Besatzungsmitglieder zählen. Sie wollen
nur Waren, speziell Bekleidung eintauschen. Die am Strand
jubelnde Menschenmenge hat offensichtlich keine Waffen. Kapitän
Raine gibt einem der Insulaner eine versiegelte Flasche
mit einem Zettel. Darauf steht der Name des Schiffes,
der Tag ihrer Anwesenheit an der Osterinsel sowie weitere
Informationen über den Weg und das Ziel der Reise.
1822:
Das amerikanische Walfangschiff "Foster"
unter Kapitän Chase erreicht am 10. Januar 1822 die Osterinsel,
um Proviant einzutauschen. Kapitän Chase berichtet später,
die Inselbewohner hätten
sich in zwei Lager gespalten, die untereinander Krieg
führen. Die Sieger metzelten alle Gefangenen nieder und
forderten von den übrigen Besiegten deren angebauten
Früchte. Dennoch wird die Mannschaft mit großer
Herzlichkeit empfangen und die Crew kann Nahrungsmittel eintauschen.
Zum Dank übergibt Kapitän Chase den Insulanern verschiedene
Sämereien und erklärt ihnen, wie sie die Saat einzubringen
haben. (aus dem Buch: "Easter Island 1793
to 1861: Observations by Early Visitors Before the Slave Raids"
von Rhys Richards von 2008, Seite 37)
1822:
1822
nehmen Matrosen des amerikanischen Walfangschiffes
"Pindos" Frauen für Liebesdienste
mit aufs Schiff. Am nächsten Tag werden die Frauen mit
dem Ruderboot zurück zum Strand gebracht, müssen
die Brandung aber schwimmend überwinden. Vom Boot aus
sieht der (damals) 24-jährige Matrose Richard
Weeden (Waden?), wie die Frauen von einer neugierigen
Menschenmenge an Land in Empfang genommen werden. Weeden zieht
seine Pistole und feuert
aus Spaß in die Menschenmenge. Ein Insulaner
wird tödlich getroffen und fällt zu Boden.
Weeden macht sich gegenüber seinen Kameraden über
diesen Vorfall noch lustig. Verschiedene Quellen schreiben,
die Frauen hätten sich bei ihren Liebensdiensten auf
der Pindos mit Syphilis infiziert. (aus
dem Buch: "Easter Island 1793 to 1861: Observations by
Early Visitors Before the Slave Raids" von Rhys Richards
von 2008, Seite 37- 39)
1823:
Der junge britische Matrose Thomas W. Smith
vom Walfangschiff "Spring Grove"
berichtet von einem Besuch auf der Osterinsel Mitte 1823:
Der Kapitän schickt zwei Boote an die Küste, um
Erfrischungen für die Crew zu bekommen, lässt das
Schiff aber nicht vor Anker gehen. Die Inselbewohner schwimmen
den Booten entgegen. Sie sind von heller Hautfarbe, haben
hübsche Gesichter und sind an den Hälsen, Lippen
und Armen tätowiert. Aufgrund ihres
"wilden" Aussehens wagen es die Matrosen nicht an
Land zu gehen. Die Matrosen in den Booten sehen die Notwendigkeit,
in einiger Entfernung vom Ufer zu warten und um sich so Ware
bringen zu lassen. Auf diese Weise können sie
Kartoffeln und Zuckerrohr in ausreichender Menge
gegen "Nadeln", "Knöpfe", "Perlen"
und andere "Schmuckstücke" eintauschen.
Die frischen Waren sind notwendig, um eine Skorbut-Erkrankung
auf der langen Reise des Walfangschiffes zu verhindern.
Smith berichtet: "Die Einheimischen nutzen
die Nadeln zum Fangen der Fische, da diese ihren Fischhaken
aus hartem Holz oder Stein überlegen sind. Die
Osterinsel ist 16 km breit und dicht besiedelt. Das Aussehen
des Bodens ist dunkelrot. Sie züchten Zuckerrohr und
Süßkartoffeln in Hülle und Fülle und
beschaffen sich Schalentiere für den Lebensunterhalt".
(aus dem Buch: "Easter Island 1793 to
1861: Observations by Early Visitors Before the Slave Raids"
von Rhys Richards von 2008, Seite 39)
1823:
Das amerikanische Walfangschiff "Paragon"
unter Kapitän Henry Bunker besucht Ende
1823 die Osterinsel, um Vorräte aufzunehmen. Die Crew
geht nicht an Land. Sie erhalten aber Süßkartoffeln,
Yamswurzeln, Bananen und Zuckerrohr, die von Einheimischen
beiderlei Geschlechts zum Schiff gebracht werden. Als Gegenleistung
erhalten die Einheimischen "Walfetzen", die sie
mit großer Begierde verschlingen. (aus
dem Buch: "Easter Island 1793 to 1861: Observations by
Early Visitors Before the Slave Raids" von Rhys Richards
von 2008, Seite 40)
1823:
Das Schiff "Dawn" aus New York erreicht am 8.
November 1823 die Osterinsel. Insulaner schwimmen
mit "4 Kartoffeln" zum Schiff und bedienen sich
an allem, was sie greifen können. Die Crew rudert mit
einem Boot an die Küste. Sie wagen aber angesichts der
Menge der Insulaner nicht an Land zu gehen. Zwei Insulaner
kommen zum Boot, um die Bootsbesatzung mit an Land zu nehmen.
Als die Fremden mit dem Boot wieder in Richtung Schiff rudern
wollen springen weitere Insulaner wütend ins Wasser,
um das Boot aufzuhalten. Andere werfen von Land aus wütend
mit Steine und verursachen am Boot geringe Schäden. Am
nächsten Tag unternimmt die Crew einen weiteren Versuch
an Land zu gehen. Dieses Mal sind sie bewaffnet. Die Crew
wird erneut massiv bedrängt und mit Steinen beworfen.
Nach Warnschüssen aus ihren Musketen beenden die Insulaner
ihre Steinwürfe. Ohne an Land gegangen zu sein, segelt
die "Dawn" weiter. (aus dem Buch:
"Easter Island 1793 to 1861: Observations by Early Visitors
Before the Slave Raids" von Rhys Richards von 2008, Seite
62-63)
1825:
Frederick
William Beechey, ein britischer Seeoffizier und Geograph,
erreicht als Kommandant der HMS Blossom am 16. November
1825 die Osterinsel. Beechey kennt die Reiseberichte
seiner Vorgänger und möchte sich deshalb mehr auf
die Nordostküste konzentrieren. Er sichtet zwischen Poike
und Papa te Kena noch eine intakte Ahu-Anlage mit
vier Moai. Beechey versucht vergeblich, an der Nordspitze
ein Boot an Land zu schicken und landet letztlich doch in
der Cook-Bucht an der Westküste.
Wie
beim Landungsversuch von Otto von Kotzebue (1816), eskaliert
die Situation bereits nach kurzer Zeit. Als die Boote der
Küste sehr nahe sind, beginnt ein Steinregen der Insulaner.
Die Crew der Blossom reagiert mit Gewehrfeuer. Fast alle Crew-Mitglieder,
in beiden Landungsbooten, werden von Steinen getroffen und
teilweise schwer verletzt. Mindestens
ein Würdenträger und vermutlich
ein weiterer Insulaner werden tödlich
getroffen.
Zwei weitere Mitglieder der Schiffscrew fertigen von dieser
Begebenheit ebenfalls Reiseberichte. Dies sind:
Georg
Peard, Leutnant auf der von Frederick Beechey geführten
HMS Blossom, ist während des versuchten Landganges
auf der Osterinsel, am 17. November 1825 der leitende Führungsoffizier
von den Landungsbooten. Er erlebt hautnahe, wie die Boote
der HMS Blossom durch nicht zu kontrollierenden Insulaner
bereits im Wasser derart bedrängt werden, dass diese
zu sinken drohen. Auf die Abwehrversuche der Bootsmannschaften
reagieren die Einheimischen mit Steinwürfen. Matrosen
und Offiziere werden zum Teil schwer verletzt, ein Insulaner
wird durch eine Gewehrkugel tödlich getroffen.
James
Wolfe, Matrose auf dem Schiff "HMS Blossom",
ist einer der Matrosen, die versuchen, am 17. November 1825
auf der Osterinsel an Land zu kommen. Er wird somit Zeuge
der Eskalation während des Landungsversuches. Auch
er wird durch einen Steinwurf verletzt.
Wolfe beschreibt, wie eigentlich viele der Osterinsulaner
nur Waren tauschen möchten. Da es jedoch keine Autorität
auf der Insel gibt, die die Bevölkerung zur Ordnung
rufen kann, schlägt die anfängliche Herzlichkeit
dann plötzlich in Aggression um. Wolfe beschreibt auch
die Menschen, ihre Eigenheiten oder ihre Tattoos.
1827:
Der
britische Malakologe Hugh Cuming unternimmt
1827/28 eine privat finanzierte Forschungsreise von Valparaíso
aus nach Tahiti und erreicht mit seiner Yacht "Discoverer"
am 27. November 1827 die Osterinsel. Cuming selber geht nicht
an Land, wird jedoch von einer Vielzahl von Osterinsulanern
auf seiner Yacht besucht. Nachdem bereits mehr als 50
Insulaner an Bord sind und versuchen, Einzelteile
vom Schiff abzubrechen, wird ihm seine Situation hinsichtlich
der Erfahrungen von Otto von Kotzebue und F. W. Beechey bewußt.
Cuming bittet einen Insulaner mit Autorität, seine Landsleute
aufzufordern, das Schiff zu verlassen. Zum Glück kommt
es zu keiner Konfrontation. Cuming kann die Osterinsel am
28. November 1827 ohne Komplikationen wieder verlassen.
1829:
Jacques-Antoine
Moerenhout, ein britischer Reisekaufmann, kontaktiert
in den Jahren 1829 + 1830 die Osterinsel. Moerenhout selber
geht nicht an Land, wird jedoch von den Osterinsulanern auf
seinem Schiff besucht. Die Insulaner bieten Frauen + Sex im
Tausch gegen Waren an. Moerenhout lehnt den intimen Kontakt
mit Frauen ab, weil er von anderen Kapitänen gehört
hat, dass auf der Insel Geschlechtskrankheiten
sehr verbreitet sind.
1830:
William
Waldegrave, Kapitän vom britischen Kriegsschiff
"HMS Seringapatam" ankert am 06.März
1830 vor der Osterinsel. Eine Abordnung der Besatzung versucht
zwei Mal, die Insel zu betreten. Die Boote werden von den
Insulanern derart stark bedrängt, dass die Landungsversuche
abgebrochen werden. So bleibt Waldegrave nur, die Insel aus
der Ferne zu beobachten. Hierbei sichtet er an der
Südküste noch zwei intakte Ahu-Anlagen.
Zwei weitere Mitglieder der Schiffscrew fertigen von dieser
Begebenheit ebenfalls Reiseberichte. Dies sind:
Robert
Guthrie, Schiffsarzt auf der HMS. Seringapatam,
beschreibt die Insel als "plakativ", als baumlos
mit einem "Schweif" von Grün im "Hochgebirge"
und Anpflanzungen in den Ebenen. Sehr detailliert beschreibt
Guthrie das Aussehen der einheimischen Bevölkerung
sowie die Vorkommnisse mit den Insulanern an und auf dem
Schiff mit ihrem Wunsch, Tuchjacken oder Hüte gegen
einige Kartoffeln einzutauschen.
John
Orlebar, Fähnrich auf dem Schiff "HMS
Seringapatam" beschreibt, wie rund 200 Insulaner zum
Schiff schwimmen. 40 Insulaner werden an Bord gelassen,
die alles stehlen was ihnen unter die Finger kommt. Orlebar
ist vom Liebreiz der hübschen Frauen genau so fasziniert
wie von der Hinterlistigkeit der Insulaner angeekelt. Orlebar
erwähnt drei "große Figuren",
die er noch an der Südseite der Insel
gesehen hat.
1833:
Das Schiff "Maria" aus Nantucket mit Kapitän
Alexander Macy hält sich am 4. und 5. September 1833
an der Osterinsel auf. Das Schiff war seit 7 Monaten auf See
und Macy hätte gerne frisches Gemüse eingetauscht.
Kapitän Macy fürchtet die feindselige Haltung der
Insulaner und wagt zu seinem Bedauern keinen Landgang.
(aus dem Buch: "Easter Island 1793 to
1861: Observations by Early Visitors Before the Slave Raids"
von Rhys Richards von 2008, Seite 63-64)
1837:
Leoncio Señoret, chilenischer Marineleutnant und Kommandant
des Kriegsschiffes "Colo Colo", macht im April 1837
kurzzeitig Zwischenstation an der Osterinsel. Nach einem versuchten
Putschversuch des chilenischen Oppositionsführers Ramón
Freire soll er den verhafteten Dissidenten nach Australien
bringen. Es ist der erste Besuch eines chilenischen Kriegsschiffes
an der Osterinsel.
1838:
Admiral
Abel du Petit-Thouars erreicht mit seinem
Schiff "La Venus" die Osterinsel und bleibt für
einen Tag ohne vor Anker zu gehen. An der Nordküste erhält
er Besuch von Inselbewohnern, die mit fünf Kanus kommen.
An der Westküste nimmt er zwei Insulaner im Wasser auf,
die mit einer "Pora"-Schwimmhilfe zum Schiff schwimmen
wollten. Alle Inselbewohner fragen nach Holz zum Bau
von Kanus. Die Insulaner werden auf dem Schiff mit
einem russischen Bären konfrontiert, der den Namen "Kamtschatka"
trägt. Sie zeigen sich jedoch wenig beeindruckt.
Abel du Petit-Thouars sieht vom Schiff aus "dunkle Pyramiden",
die von weißen Steinen gekrönt sind, erwähnt
jedoch keine aufrechtstehenden Moai.
Louis
D. Masselot, Schiffszeichner auf der "La Venus",
fertigt von den Insulanern zwei Zeichnungen. Eine Studie von
einer Frau mit Korb und einem Mann mit einer Pora-Schwimmhilfe.
Ein weiteres Bild zeigt, wie die Rapanui an Bord tanzen.
Von Alfred
Métraux kommt die Information, dass die an Bord gekommenen
Rapanui "[...] unter wildem Geschrei Holzbretter
verlangten. [...] Aus Angst nicht verstanden zu werden, führten
sie überaus groteske Bewegungen aus und lehnten jedes andere
Geschenk verachtungsvoll ab. Sogar Speisen und Getränke
die man ihnen anbot, wurden von ihnen zurückgewiesen".
1838:
In der Literatur (McCall 1990, W. J. Thomson 1891) taucht
der Name "Kapitän Rugg" vom Schiff "Friends"
aus Valparaíso auf, der 1838 (möglicherweise auch
1840/41) ein Massaker
auf der Osterinsel verübt haben soll.
Thomson (1891 S. 465) wird dabei mit dem Satz:
"Die Verbrechen von der "Friends" und
andere Freibeuter, einschließlich der peruanischen
Sklavenhändler, erfordert keinen Kommentar."
zitiert. Konkrete Beschreibungen zum Vorfall sind bisher
nicht bekannt. (aus dem Buch: "Easter
Island 1793 to 1861: Observations by Early Visitors Before
the Slave Raids" von Rhys Richards von 2008, Seite 74-76)
1839:
Thomas
Pease, ein Mitglied des unter Kapitän George
Lawrence geführten Schiffes "Campion" berichtet,
wie auf Bitten des Kapitäns ein etwa 12-jähriger
Junge von der Osterinsel aufs Schiff
gelockt und "entführt"
wird. Nach anfänglicher Scheu entwickelt sich der Junge
zu einem guten Walfänger. Von der Crew erhielt der Junge
den Namen Georg Lawrence. (aus dem Buch: "Easter
Island 1793 to 1861: Observations by Early Visitors Before
the Slave Raids" von Rhys Richards von 2008, Seite 65-67)
1840:
George
S. Brewer, Kapitän auf dem Schiff "George"
aus Stonington, besucht am 6. und 7. Juli 1840 die Osterinsel.
An der Nordostküste tauscht die Schiffsbesatzung
Walfischfett gegen einer großen Menge
Yamswurzeln und Kartoffeln. Sie segeln am Folgetag weiter
zur Westküste. Der Kapitän entsendet zwei Boote
mit Bekleidungsgegenständen an die Küste und tauschen
diese gegen Kartoffeln. Bei einem weiteren Besuch zeigen sich
diese Insulaner durch Steinwürfe sehr aggressiv.
Kapitän Brewer kann sich das Verhalten der Insulaner
nicht erklären und segelt mit dem Eindruck des Bedauerns
weiter. (aus dem Buch: "Easter Island
1793 to 1861: Observations by Early Visitors Before the Slave
Raids" von Rhys Richards von 2008, Seite 64-65)
1843:
In
der Literatur zur Osterinsel finden sich immer wieder Berichte
über den französischen Bischof Étienne
Jérôme Rouchouze, der im Jahre 1842
mit 13 Ordensbrüder und 10 Ordensschwestern in den Pazifik
aufgebrochen ist, um die Menschen auf den polynesischen Inseln
zum christlichen Glauben zu bekehren. Bischof Étienne
Jérôme Rouchouze soll im Jahre 1843
mit seinen Glaubensbrüdern und Schwestern auf der Osterinsel
gelandet und dort Menschenfressern zum Opfer gefallen
sein. Wirklich nachgewiesen ist diese Geschichte, hinsichtlich
der Osterinsel, allerdings nicht.
1843:
Am
26. Dezember 1843 läuft das Walfangschiff "Margaret
Rait" unter Führung des Kapitäns James
Coffin die Osterinsel an, um Walfischfett
gegen Yams-Wurzeln und Kartoffeln zu tauschen. Coffin schreibt
in seinen Aufzeichnungen eine Empfehlung nieder, wie gefahrlos
Waren an der Insel getauscht werden sollten. Obwohl in Coffins
Aufzeichnungen nichts über eingetauschte Ritualfiguren
zu lesen ist, tauchen später im kanadischen "New
Brunswick Museum" ummantelte Artefakte aus Borkenrinde
des Papier-Maulbeerbaumes auf, die dem Walfangschiff "Margaret
Rait" zugeschrieben werden.
1841 - 1851:
In den 1840er Jahren besuchen mindestens 24 weitere Schiffe
die Osterinsel. Zumeist handelt es sich um Walfangschiffe,
die frischen Proviant einhandeln möchten. Allerdings
werden auch Insulaner als Arbeitskräfte
mitgenommen, so 1847 die "Francis" aus New Bedford
oder 1848 die "Drei Brüder" aus Nantucket.
1853:
Am 24. Februar 1853 erreicht die "HMS Portland"
die Osterinsel und bleibt für zwei Tage. Mit an Bord
ist der Schiffsarzt Dr. John Linton
Palmer, der 1868 noch einmal die Osterinsel besuchen
wird. Sowohl die Crew als auch Palmer können wegen der
starken Brandung nicht an Land. Palmer sowie der Leutnant
Marcus Lowther fertigen vom Schiff aus jeweils
Skizzen. Die Skizzen zeigen Osterinsulaner mit ihren Tattoos
am Strand und im Wasser.
#
1856:
James
A. Hamilton ist Kapitän des Schiffes "Prudent"
(Präsident), als er am 01. Mai 1856 die Osterinsel erreicht
und dort für zwei Tage bleibt. Um Handel mit den Einheimischen
zu treiben, lässt Hamilton zwei Boote zu Wasser. Er begibt
sich persönlich in eines der Boote und lässt diese
dann an die Küste bringen. Ein Boot wird von den Insulanern
angegriffen und zum Kentern gebracht. Diesen Matrosen werden
die Kleider vom Leib gerissen. Der zweite Offizier
wird getötet, der Bootsführer auf die Insel
verschleppt. Nur mit Mühe können der Kapitän
Hamilton und Freiwillige aus seiner Crew am nächsten
Tag den noch lebenden Bootsführer retten.
1862:
Nach dreimonatiger Präsenz an der peruanischen Küste
und auf den Chincha-Inseln, erreicht die Crew mit der französischen
Fregatte Cassini am 07.September 1862 die Osterinsel.
Das Schiff steht unter dem Kommando von Joseph Laurent Lejeune.
Ohne besonderen Auftrag unternimmt die Crew für mehrere
Stunden zwei Landgänge. Kommandant Lejeune zählt
an Land zwischen 1.200 und 1.400 Inselbewohner und zeigt sich
beeindruckt von "den gesunden, robusten und gut aussehenden
Insulanern. Als die Fregatte Mitte Oktober 1862 in Valparaíso
ankommt, gibt Lejeune an die "Kongregation
von den Heiligsten Herzen Jesu und Maria" (SS-CC)
einen Zustandsbericht von der Osterinsel.
Die SS-CC ist Frankreichs führende katholische missionarische
Gesellschaft in dieser Region. Lejeune weist daraufhin, dass
auf der Osterinsel bisher von keiner Nation missionarische
Tätigkeiten durchgeführt werden.
1862/63:
1862/63
vermitteln peruanische Menschenhändler
über 1.400 Rapanui nach Peru. Nachweislich werden 898
Inselbewohner gegen ihren Willen verschleppt. Unter ihnen
befinden sich auch der König "Kamakoi" und
sein Sohn "Maurata". Bereits im September 1863 beginnt
die Rückführungsaktion,
wobei nur noch 15 Rapanui lebend auf der Osterinsel ankommen.
Zu diesen Überlebenden gehört auch der Bruder des
in Peru gestorbenen letzten Großkönigs (Maurata)
"Te Pito". Die meisten dieser Rapanui sind an Pocken
oder Tuberkulose erkrankt mit der Folge, dass ein großes
Sterben beginnt.
1863:
Im Februar versucht die Crew der chilenischen Barkasse "La
Concepcion" auf der Osterinsel an Land zu gehen und "Arbeitskräfte"
für Peru einzusammeln. Nach den Dezember-Überfällen
sind die Rapanui jedoch derart feindlich
eingestellt, dass die "La Concepcion" ohne
menschliche Fracht wieder fortsegeln muss.
1863:
Étienne
(Tepano) Jaussen, Bischof von Tahiti, wird erstmals
auf die Osterinsel aufmerksam, als Menschenhändler 1862/63
Einheimische von der Insel entführen und diese gegen
ihren Willen in Peru zur Arbeit verpflichte werden. Er setzt
sich erfolgreich für die Rückführung der noch
lebenden Insulaner ein und will ab 1864 Missionare zur Osterinsel
schicken. Bischof Jaussen ist der erste Nicht-Polynesier,
der sich (1869) um die Rongorongo
Schrifttafeln der Rapanui bemüht. Seine späteren
Versuche die Schrift zu entziffern, scheitern.
1863:
In
Peru beginnt eine große Rückführungsaktion
der Polynesier zu ihren Heimatinseln. Doch für die noch
lebenden Arbeitsemigranten ist es zu spät. Für die
Rückführung werden die Rapanui wieder zurück
nach Callao gebracht und müssen dort in Lagerschuppen
darauf warten, dass für sie ein Schiff zurecht gemacht
wird. Dieser Aufenthaltsort ist jedoch die Brutstätte
vieler Keime und Viren, darunter auch Pocken oder Tuberkulose.
Und spätestens hier werden auch die letzten Rapanui infiziert.
Als das Schiff am 18. August 1863 bereit ist, sind von den
470 Passagieren bereits 162 gestorben und viele der restlichen
318 leiden an infektiösen Krankheiten. Als die "Barbara
Gomez" endlich im September 1863 an der Osterinsel ankommt,
leben von den an Bord aufgenommenen 100 Osterinsulaner nur
noch 15. Bis auf "Pakomio Ma’ori Ure Kino"
werden alle Rückkehrer sterben und mit ihnen ¾
der bis dahin noch lebenden Bevölkerung.
1864:
Eugéne
Eyraud, ein französischer Novize im Dienste
der "Kongregation der heiligen Herzen Jesu und Maria"
(SS-CC), ist der erste Vertreter einer christlichen
Kirche, der sich als Mönch für die Zeit vom 02.
Januar 1864 bis 11. Oktober 1864 auf der Osterinsel behaupten
kann.
Eyraud
bringt unter anderem sechs Rapanui von Tahiti zurück
zur Osterinsel. Einer davon ist der 8-jährige Erbprinz
"Rokoroko He Tau" (Manu-Rangi)" - legitimer
Anwärter auf den Thron des "ariki-mau" (Großkönig).
Der junge Prinz war während der Dezember-Überfälle
aus dem Jahr 1862 vom Sklavenschiff "Cora" (Anfang
1863) zunächst zur kleinen Insel "Rapa" verschleppt
und anschließend von Einheimischen nach Tahiti gebracht
worden. Während der Fahrt von Rapa nach Tahiti ist auch
der Name "Rapa
Nui" für die Osterinsel entstanden. Aus der
Insel "Rapa" wurde "Rapa Iti" (für
klein), aus der bis dahin für Polynesier namenlosen Osterinsel
wurde "Rapa Nui" (für groß).
"Rokoroko He Tau" (später
getauft als "Gregorio") war der Urenkel vom großen
König Nga'ara und Neffe von letzten Großkönig
Maurata. "Gregorios" Vater war "Te Pito",
der zu den letzten (15) überlebende Heimkehrer aus
der gewaltsamen Entführung von 1862/63 gehörte.
"Te Pito" ist einige Monate nach seiner Rückführung
auf der Osterinsel, 1864, gestorben.
Eyraud ist auch der erste westliche Besucher, der Schriftzeichen
[Rongorongo] auf Holzplatten
und Stäben erwähnt. Nach Einschätzung Eyrauds
leben 1864 noch rund 1800 Rapanui auf der Insel.
Eugéne Eyrauds Bericht vom Dezember 1864 bildet die
Grundlage für den Aufbau einer ersten christlichen Mission
auf der Osterinsel. Der Zeitraum: 23. März 1866 bis zur
Schließung am 06. Juni 1871.
1864:
Ioane
Torometi, ein umtriebiger "mata-to'a" (Miru-Krieger),
tritt erstmals in Erscheinung, als der "SS-CC"-Missionar
Eugéne Eyraud 1864 versucht auf der Osterinsel Fuß
zu fassen. Eyraud will in diesem Jahr eine Basis für
eine christliche Mission einrichten. Sprachprobleme und unterschiedliche
Normen hinsichtlich Besitz und Eigentum führen zu großen
Missverständnissen und Problemen. Eyraud errichtet beispielsweise
seine Hütte auf Torometis Grundbesitz. Torometi vereinnahmt
daraufhin Eyraud und seine Habseligkeiten komplett für
sich. In seinem späteren Bericht betitelt Eyraud Torometi
als seinen "bösen Geist", der ihm letztlich
aber doch einen gewissen Schutz vor Angriffen aus der übrigen
Bevölkerung bietet.
Als die Missionare ab 1866 versuchen, auf der Osterinsel
eine dauerhafte Mission zu etablieren, lässt Torometi
sich vom französischen Siedler Dutrou Bornier als Handlanger
verpflichten und marodiert (ab 1870) gegen die Mission und
schließlich gegen die gesamte Bevölkerung.
1866:
Hippolyte
Roussel, ein französischer Priester, kommt am
25. März 1866 in Begleitung seines Helfers
Eugéne Eyraud auf die Osterinsel,
um eine dauerhafte katholische Mission zu gründen. Sie
werden unterstützt von vier Polynesiern aus Mangareva.
Durch seine herrische Art verschafft sich Roussel schnell
Respekt auf der Insel. In relativ kurzer Zeit sorgt er für
eine funktionierende Ordnung. Es wird eine erste Kapelle errichtet
in der rund 100 Personen Platz finden. Die Rapanui verlassen
ihre Hütten und ziehen in einfache Wohnhäuser im
europäischen Stil.
Roussel
nutzt den gerade einmal 10-jährigen Erbprinzen Rokoroko
He Tau, um seine Ziele für die Missionierung der
Osterinsulaner durchzusetzen. Zunächst lässt er
dem jungen Prinzen, unter dem Vorwand der Hygiene, die Haare
abschneiden. Obwohl der Prinz sich energisch gegen diese Aktion
wehrt und das Abschneiden der Haare ein Tabubruch um die Unversehrtheit
des Prinzen darstellt, lässt Roussel sich nicht beirren
und zeigt durch diese Aktion, welche Macht das Christentum
gegenüber dem alten Glauben hat. Zeitgleich unterrichtet
Eugéne Eyraud den jungen Prinzen in der christlichen
Lehre und die Missionare beeinflussen ihn dahingehend, dass
er sich als erster von den Rapanui zum Christlichen Glauben
bekennt. Damit erreicht Roussel, dass die gesamte Bevölkerung
ihrem Prinzen folgt und sich ebenfalls taufen lässt.
1866: Am 17. Juni 1866
ankert ein Dreimaster-Schoner vor der Osterinsel. Im Auftrag
der chilenischen Millionärin Isidora Goyenechea werden
für die katholische Mission eine kleine Anzahl von
Kühen, ein Stier,
zwei Stuten und ein Fohlen
abgegeben. Für die Rapanui eine göttliche Fügung,
Beistand und Hilfe vom Ausland.
1866:
Der letzte Vogelmann:
Im August / September 1866 finden die traditionellen Ausscheidungskämpfe
zur Ermittlung des neuen Vogelmannes statt. Als Sieger und
neuer Vogelmann wird
der Name "Rokunga" genannt (bürgerliche
Name "Rue"). Er ist ein Onkel aus der väterlichen
Linie des späteren Routledge-Informanten Juan
Tepano. Angesichts der Anwesenheit und Dominanz der Missionare,
verpufft der alte Glaubenskult zugunsten der christlichen
Lehre. "Rokunga" ist der letzte Vogelmann der Osterinsel,
aber ohne Amt, "Mana" und Macht. Der neue Gott ist
einfach zu stark.
1866:
Am 06. November 1866 kommen zwei weiteren Missionare auf
die Osterinsel. Es sind der Deutsche Pater Kaspar Zumbohm,
sowie der Franzose Théodule Escolan.
1866:
Gaspard
(Kasper) Zumbohm, ein deutscher Priester im Dienste
der "Kongregation der heiligen Herzen Jesu und Maria"
(SS-CC), hat so ganz andere Vorstellung von der Führung
einer Mission als der herrische Roussel. Aus diesem Grund
teilen sich die Missionare die Insel in zwei Missionarsstationen
auf. Von Zermürbung und Krankheit gezeichnet wird Zumbohm
die Mission [von "Vaihu"] wieder aufgeben und die
Insel Ende 1870 für immer verlassen.
1866:
Théodule
Escolan, ein Laienbruder der "Kongregation der
heiligen Herzen Jesu und Maria" (SS-CC) - Valparaíso,
ist, wie Eyraud auch, die helfende und ausführende Hand
der Missionare. Er gerät ab 1868 nach und nach zwischen
den sich streitenden Fronten Roussel, Zumbohm und Dutrou Bornier.
Es gelingt ihm, eine gewisse Neutralität zu bewahren,
ist aber dennoch froh, als Bischof Jaussen Anfang April 1871
die Auflösung der Mission anordnet und er am 06. Juni
1871 nach Tahiti abreisen kann.
1866 / 1867:
Die
beiden Mönche Gaspard (Kasper) Zumbohm und Théodule
Escolan wurden [am 06. November 1866] von dem französischen
Kapitän Jean Onésime Dutrou Bornier
gebracht. Er war als Eigner des Schoners "Tampico"
eigentlich nur beauftragt worden, Personen und Güter
von Tahiti zur Osterinsel zu bringen. An der Osterinsel erkennt
Dutrou Bornier sofort das Potential, auf und mit der Insel
Geschäfte machen zu können. Er kehrt am 25. März
1867 zurück, um Arbeitskräfte für Tahiti anzuwerben.
Dutrou Bornier kann zwar keine Rapanui verpflichten, nutzt
aber die Gelegenheit, um von zwei Rapanui [Torometi und seinem
Bruder Daniel] 9,1 Hektar Land abzukaufen.
1867:
Am 27. April 1867 stirbt der Vize-Provinzial der SS-CC-Präsenz
in Valparaíso, Pater Pacôme Olivier. Pater Roussel
auf der Osterinsel verliert dadurch seinen wichtigsten Befürworter.
Bischof Jaussen in Tahiti zeigt offen seine Abneigung gegen
Roussel und favorisiert Kaspar Zumbohm. Es kommt unter den
Missionaren zu Kompetenzstreitigkeiten.
1867:
Der
letzte Erbprinz "Rokoroko
He Tau oder Manu Rangi" (getauft:
"Gregorio") aus der königlichen
Linie der "ariki-mau" stirbt im Oktober 1867 im
Alter von 12 Jahren in der katholischen Mission an Tuberkulose.
1867:
Im Oktober 1867 sterben zwei von den Mangarevan Helfern ("Araki"
und "Akilio") an Tuberkulose. Sie waren im März
1866 von Pater Roussel und Eugéne Eyraud als Dolmetscher
mit auf die Insel gebracht worden.
1867: Eine frühe Form der Tuberkulose,
die Eugéne Eyraud seit 1864 in sich
trägt, bricht Ende 1867 auch bei ihm aus.
1868:
Am 19.08.1868 stirbt Eugéne Eyraud
an Tuberkulose und wird auf dem Friedhof an der "Te Pito
o Te Henua" Straße (hinter dem heutigen Sportplatz)
bestattet. Pater Eyraud wird 1995 umgebettet und erhält
ein Ehrengrab
direkt neben der Kirche.
In dieser 1995 erbauten Ehrenkapelle werden noch 3 weitere
Personen beigesetzt und zwar die 1915 verstorbene Christenführerin
Angata Veri (Pakomio), der 1927 verstorbene Inselgeistliche
Nicolas
Pakarati sowie der 1969 verstorbene Missionspriester Pater
Sebastian
Englert.
1868:
Dutrou
Bornier macht sich im März 1868 mit seinem neuen
Schiff "Aorai" von Tahiti auf den Weg zur Osterinsel.
Mit an Bord sind seine schwangere Lebensgefährtin Moo
Otare, Pierre Murat (der bereits auf der "Tampico"
für ihn tätig war), der Zimmerman Pierre
Mau, sowie der Deutsche Christian Schmidt. Moo Otare
entbindet auf See ein Mädchen [29. März 1868 - Marthe
Jeanne], verstirbt aber selber an den Folgen der Entbindung.
Am 06. April 1868 erreicht Dutrou Bornier die Osterinsel.
Er entlädt seine mitgebrachte Fracht, doch in dieser
Zeit havariert die "Aorai" an den Felsen der Insel
und das Schiff muss aufgegeben werden.
Im Mai 1868 gründet Dutrou Bornier gemeinsam mit den
Missionaren einen Staatsrat für die Osterinsel,
deren Präsidentschaft er übernimmt. Das Amt des
"Generalsekretärs" übernimmt Kaspar Zumbohm,
den Vorsitz der Justiz übernimmt Hippolyte Roussel.
Am 3. August 1868 vollzieht Dutrou Bornier den ersten dokumentierten
Landkauf auf der Osterinsel. Er erwirbt von sieben Rapanui-Familien
unter anderem die Vulkan-Erhebung Rano
Kau, den Bezirk Mataveri und das Areal der Ahu-Anlage
Vinapu. Die erworbenen Gebiete
haben eine Gesamtgröße von 706 Hektar.
Personen, die in Zusammenhang mit Dutrou Bornier zu nennen
sind:
Marie
Valentine Foulon |
Moo
Otare |
Koreta
Pua Akurenga |
John
Brander |
A.
Salmon Senior |
|
|
|
|
|
die
legitime Ehefrau |
Mutter
der Tochter
Marthe Jeanne |
Mutter
der Töchter
Caroline + Henriette |
Geschäftspartner
von Dutrou Bornier |
Geschäftspartner
von John Brander |
1868:
Am 15. Oktober 1868 kauft Pater Roussel im Namen der SS-CC-Mission
335 Hektar Landfläche um Hanga
Roa. Dutrou Borniers Begleiter Pierre
Mau nutzt ebenfalls die Gelegenheit und kauft rd. 300
Hektar Landfläche, die sich an die Fläche der Mission
angliedert und sich bis zur Südküste (Vaihu) erstreckt.
1868:
Vom
01. bis 06. November 1868 besucht die britische
"HMS Topaze" die Osterinsel. Hauptziel
des Kommandanten Richard Powell ist es, die Lage einer möglichen
französischen Präsenz zu sondieren. Gegenüber
dem Missionar Roussel lässt Powell verlauten, dass in
Valparaíso Gerüchte zirkulieren, Chile zieht in
Erwägung, die Osterinsel zu annektieren.
Nachdem die Offiziere vom Landgang einen "hässlichen
Klumpen" (Moai "Hoa Hava") mit aufs Schiff
bringen, lässt Kapitän Richard Powell nach einem
weiteren "Souvenir" suchen. Vom Vogelmann-Kultplatz
"Orongo"
wird schließlich der Moai
"Hoa Hakananani'a" mitgenommen.
Laut Einschätzung Schiffs-Crew leben noch rund 900
Rapanui ** auf der
Insel. Pater Kaspar Zumbohm schreibt, Ende Juli
1868 leben noch 930 Rapanui auf der Insel.
1868: Von der HMS Topaze berichten insgesamt
sechs Crew-Mitglieder von der Begebenheit auf der Osterinsel.
Dies sind:
Richard
Powell ist der leitende Kommandant des Dampf-Seglers
HMS Topaze und schickt Erkundungstrupps auf die Insel, um
die Gesamtlage zu sondieren. Powell selbst geht nur an Land,
um mit den Missionaren zu sprechen und fertigt dann einen
allgemeinen Bericht an die Admiralität. Die darin getätigten
Aussagen entsprechen dem damaligen Wissens- und Kenntnisstand,
aus denen er teilweise falsche Schlüsse zieht.
Der
archäologisch interessierte Schiffsarzt John
Linton Palmer. Er war bereits
1853 mit der HMS Portland für zwei Tage an der
Osterinsel, konnte die Insel damals jedoch nicht betreten,
sondern lediglich einige Skizzen von den Insulanern fertigen.
Nun, im Jahre 1868, versucht Palmer sich an einer wissenschaftlich
orientierten Abhandlung und zitiert dabei mehr die Beobachtungen
von vorausgegangenen Besuchern. Palmer fertigt 1868 mehrere
Zeichnungen von Örtlichkeiten auf der Osterinsel, verliert
dabei teilweise aber eine gewisse Detailgenauigkeit.
Richard
Sainthill ist als Marineoffizier auf der HMS Topaze
und ist derjenige, der am 02. November 1868 mit seinem Erkundungstrupp
von einheimischen Führern zu einem Moai aus Granitstein
geführt wird und entscheidet, dass dieser Moai auf
die HMS Topaze gebracht werden soll. Der Moai nennt sich
"Hoa Hava" und befindet sich heute im Britischen
Museum, London. Am längsten hält Sainthill sich
auf der Hochebene des Rano Kau
auf, wobei er den Leutnant Mathew-James Harrison beschreibt,
wie dieser gerade den Moai "Hoa Hakananai'a" zeichnet.
Colin
Mackenzie Dundas ist ein junger Leutnant auf der
HMS Topaze, der als Hobby-Botaniker versucht, die Pflanzenwelt
der Osterinsel zu erkunden. Auf der Osterinsel betätigt
er sich als Landvermesser, sammelt Gegenstände und
nimmt Pflanzenproben. Neben J. L. Palmer erwähnt Dundas
erstmals auch die "tiefen Augenhöhlen" der
Moai und schreibt (wie Palmer) die Vermutung nieder, dass
in diesen Augenhöhlen früher wohl "Augäpfel"
aus Obsidian eingelegt waren.
Matthew
James Harrison ist ein junger englischer Leutnant
auf der HMS Topaze und wird vom Kommandanten als Teilnehmer
zur Erkundung der Osterinsel eingeteilt. Harrison ist ein
talentierter Zeichner und fertigt von allen Stationen Skizzen,
die er später als Aquarelle gestaltet. Harrison entdeckt
zusammen mit Leutnant William Metcalfe Lang am Orongo
den Moai "Hoa Hakananai'a" und fertigt eine Zeichnung
von dem Moai, bevor dieser von der Topaze-Crew aus dem Steinhaus
"Taura Renga" entfernt und auf die HMS Topaze
gebracht wird.
Henry
V. Barclay ist ein junger englischer Marine-Offizier
auf der HMS Topaze, der erst 32 Jahre später in Dossier
über die Insel erstellt. Leider sind in diesem Papier
wenige Informationen über seine eigenen Erlebnisse
erhalten.
1869:
1869: Anfang 1869 gehen Pater Zumbohm und
Bruder Escolan nach Vaihu (Südküste), um dort eine
zweite Missionsschule sowie eine Kirche
aufzubauen.
1869: Dutrou Bornier will gemeinsam mit
seinem britischen Geschäftspartner John Brander Schafe
auf der Insel züchten. Hierzu handelt er im April mit
der John-Brander-Gesellschaft einen Versorgungs- und Lieferungsvertrag
aus. Die SS-CC-Mission beteiligt sich an dieser Idee.
1869: Dutrou Bornier fängt an, im großen
Stil Landflächen von den Rapanui aufzukaufen. Pater Roussel
verweigert ihm die Zustimmung zu diesen Verträgen. Dutrou
Bornier attackiert und terrorisiert daraufhin die SS-CC-Missionen
in Hanga Roa und Vaihu,
einschließlich der dort lebenden Rapanui-Christen. Dutrou
Bornier hat hierzu den Miru-Führer Torometi mit 40 Gefolgsleuten
als "Schutztruppe" verpflichtet. Er sichert diesen
Rapanui zu, unter seiner Führung ihre alte Religion wieder
ausüben zu dürfen.
1869:
Am 19. Juni 1869 besucht Kaspar Zumbohm - Bischof Jausen und
zeigt ihm ein Holzfragment, das mit einer 16 Meter langen
Schnur aus Menschenhaar umwickelt ist. Beim Anblick dieser
"Kuriosität" zeigt sich Jaussen total begeistert
und meint, dass die dort eingeschnittenen Zeichen möglicherweise
die erste Spur einer Schrift sei. Zumbohm übergibt Jaussen
das Fragment als Geschenk. Es ist heute als Rongorongo-Tafel
"D" (échancrée) bekannt.
Pater Zumbohm segelt im Juli 1869 weiter nach Valparaíso
und wirbt für Geld- und Sachspenden für die Osterinsel.
Die chilenische Öffentlichkeit wird auf die Osterinsel
aufmerksam. Am 02. Dezember 1869 kehrt Zumbohm zurück
und kauft von dem eingesammelten Geld weitere 300 Hektar Landfläche
für die SS-CC-Mission. Es sind die 300 Hektar, die der
Zimmermann Pierre Mau im
Oktober 1868 von den Rapanui erworben hatte. Pierre Mau will
die Osterinsel wegen der dort herrschenden Spannungen verlassen.
1869: Dutrou Bornier ist entrüstet
über den Landankauf der Missionare von Pierre Mau. Damit
verliert er den Zugang von der Westküste zu den Inselflächen
im Osten.
Ende 1869 nimmt Dutrou Bornier sich die Rapanui-Frau Koreto'-Pua'Aku
Renga ko Reto zur Frau und ruft sie zur Königin aus.
Als Mann der Königin erreicht er dadurch gegenüber
den Rapanui einen "Tapu"-Status.
1870:
Vom
22. bis 29. Januar 1870 führt der Kommandant Don José
Anacleto Goñi von der chilenischen Korvette O'Higgins
[mit Ignacio Luis Gana als Kapitän] den ersten offiziellen
Besuch Chiles auf der Osterinsel durch. Dabei wird eine Karte
von der Osterinsel erstellt, auf der erstmalig
unterschiedliche Regionen eingezeichnet sind.
Von Pater Roussel erhält José Anacleto Goñi
zwei Rongorongo-Schrifttafeln ("Kleine
Santiagotafel", "Große
Santiagotafel"). Don José Anacleto Goñi
versichert Kaspar Zumbohm, die chilenische Regierung habe
nicht die Absicht, die Osterinsel zu annektieren.
Während seines Besuches bei Dutrou
Bornier tauscht Don José Anacleto Goñi
bzw. Ignacio Luis Gana, den großen (Rongoronog) "Santiago-Stab"
gegen einen Fass Schießpulver. Außerdem nehmen
sie noch einen 1,45 Meter großen Moai, sowie einige
Basis-Reliefs (MakeMake, Fisch, Vogelmann) für das "Museo
Nacional de Historis Natural de Chile, mit an Bord. Später
berichtet der Kommandant, trotz der Christianisierung habe
er eine heidnische Zeremonie beobachten können. Er schreibt:
"Männer und Frauen tanzen
nackt in der Öffentlichkeit, während sie
gleichzeitig unanständige und unmoralische Bewegungen
vollführen."
Auf Bitten der Missionare nimmt José Anacleto Goñi
insgesamt 12 Rapanui-Jungen mit aufs Schiff, um sie als Kabinen-Jungen
und Kellner für die Offiziere auszubilden.
Nach Einschätzung Don José Anacleto Goñi
leben 1870 noch rund 600 Rapanui
** auf der Insel.
1870:
Dutrou Borniers Männer attackieren erneut das Territorium
der SS-CC-Mission. Sie zerstören dabei Gebäude,
den Friedhof sowie landwirtschaftliche Anbauflächen und
lösen dadurch einen blutigen Konflikt zwischen dem Dutrou
Bornier Lager und dem Lager der Rapanui-Christen aus. Dieser
Konflikt dauert bis Ende Juli 1870. Pater Zumbohm bittet Dutrou
Bornier, mit dem Krieg aufzuhören.
1870: Im September 1870 ist Dutrou Bornier
bereits in Besitz von 13.237 Hektar Landfläche der 16.059
Hektar großen Osterinsel. Dutrou Bornier hat rund 80
Rapanui um sich versammelt, die wieder ihre alte Religion
praktizieren.
1870: Pater Kaspar Zumbohm verlässt
schwer krank die Osterinsel und findet nach seiner Genesung
eine neue Wirkungsstätte in Santiago. Er wird die Osterinsel
nie wieder besuchen.
1871:
1871: Anfang 1871 strandet der amerikanische
Holzfrachter "Huntewell". 13 Besatzungsmitglieder
geben das Schiff auf und können sich retten.
1871: John Brander besucht im Februar 1871
die Osterinsel, um die Lage zu sondieren. Auf der Rückreise
nimmt er 28 Rapanui mit nach Tahiti, die er als Arbeiter für
seine Plantagen verpflichtet hat. Das Branders Schiff "Marama"
nimmt auch die gestrandeten Seeleute der Huntewell mit.
1871: Bruder Escolan empfiehlt Bischof Jaussen
im Februar 1871, die SS-CC-Mission auf der Osterinsel aufzulösen
und die Rapanui nach Mangareva zu evakuieren.
1871: Bischof Jaussen ermächtigt Pater
Roussel, die SS-CC-Mission aufzulösen und jeden Rapanui
nach Mangareva zu evakuieren, der dazu bereit ist. Die SS-CC-Liegenschaften
sowie das Inventar, dass nicht mitgenommen werden kann, soll
Roussel verbrennen lassen, damit es nicht als Schafstallungen
entweiht wird.
1871: [Evakuierung der Rapanui]
06.
Juni 1871: Kapitän Schaffner von der "Sir
John Burgoyne" nimmt am 06. Juni 1871 insgesamt 275 Rapanui
an Bord. 166 Rapanui davon bringt er in Begleitung von Pater
Roussel nach Mangareva, die übrigen 109 Rapanui gehen
als Hausangestellte und Plantagenarbeiter mit Bruder Escolan
nach Tahiti.
24.
Juni 1871: Nikolai Nikolaevich Miklukho-Maklai, ein
russischer Gelehrter und Wissenschaftler erreicht am 24. Juini
1871 auf der Korvett "Vityaz" die Osterinsel, um
Informationen über die Rongorongo-Schrift
zu sammeln. Dutrou Bornier teilt ihm mit, dass die meisten
Rapanui am 06. Juni 1871 mit den Missionaren
nach Mangareva und Tahiti ausgewandert sind. Laut Dutrou Bornier
leben aktuell noch 230 Rapanui auf der Insel,
davon 30 Frauen. Miklukho-Maklai reist noch am selben Tag
auf der Vityaz nach Mangareva, um die dort lebenden Rapanui
zu befragen.
1871: Am 06. Oktober 1871 kommen weitere
67 Rapanui in Pepe'ete (Tahiti) an, die als Plantagenarbeiter
für John-Brander arbeiten sollen.
1871: Im November 1871 segelt Dutrou Bornier
nach Australien, um 458 Merino-Schafe, Heu und Ziegelsteine
zu kaufen. 51 Schafe verenden auf der Rückreise im Februar
/ März 1872.
1872:
Am
03.01.1872 erreicht das französische Kriegsschiff
"La Flore" unter Führung des französischen
Admirals François-Théodore de Lapelin
die Osterinsel und bleibt bis zum 08.01.1872. Die Mannschaft
des La Flore scheitert bei einem Versuch einen Moai von der
Ahu-Anlage O'rongo an Bord zu bringen. Daraufhin wird der
Kopf abgesägt, mit an Bord genommen und später dem
französischen Museum übergeben. Der Moai-Kopf steht
heute im "musée du quai Branly" (Paris).
Die La Flore bringt erstmals eine
Inselkarte mit, auf der 20 ehemals bewohnte
Distrikte eingezeichnet sind. Möglicherweise
handelt es sich hier um zusammengetragene Informationen der
Missionare aus den Jahren 1866-1871.
1872:
Mit
an Bord der La Flore ist der Matrose und späteren Schriftsteller
sowie exzellenten Zeichner Julian Viaud, später als Piere
Loti bekannt. Durch die Nähe zu seinem Kapitän
als "Offizier", erhält Julian Viaud die Freiheit,
sich am 04. Januar 1872 auf der Insel aufhalten zu dürfen.
Loti berichtet von einer absoluten Rückkehr der Rapanui
zu ihren alten Sitten und Gebräuchen. Die Insulaner haben
die europäischen Holzhäuser verlassen und leben
wieder in ihren ursprünglichen Paenga Hütten.
Vor den Eingängen sind wieder die alten Kultfiguren als
Wächter aufgestellt. Aufgrund seiner zeichnerischen Fähigkeiten
erhält er für die folgenden Tage (05. und 06. Januar
1872) den Auftrag, Zeichnungen von den Statuen anzufertigen.
1872: [Schaffarm]
1872
fängt Dutrou
Bornier an, im großen Stil Schafe und Rinder
zu züchten.
Mit einem Darlehen seines Geschäftspartners, dem Reeder
John Brander aus Tahiti, kauft Dutrou Bornier 500 Schafe,
30 Ochsen und Kühe, 10 Pferde, sowie Materialien zum
Bau von Gebäuden und Anlagen. Dies ist der Beginn für
die Ausbeutung der Osterinsel mit bis zu 100.000 Schafen in
den 1950er Jahren und der Unterdrückung der Rapanui bis
ins Jahr 1964.
1872:
Am 19. März 1872 nimmt das schwedische Schiff
"Diamat" unter Kapitän Karström
auf hoher See Wasser und läuft die Osterinsel an. Während
das Schiff entladen wird, muss es aufgegeben werden und sinkt.
13 Passagiere und 17 Besatzungsmitglieder können sich
retten. Die Gestrandeten werden Ende April 1872 mit dem Brander-Schiff
"Mahina" nach Pape'ete (Tahiti) gebracht. Der Kapitän
soll den Einheimischen zwei oder drei Rongorongo-Tafeln
abgehandelt und mit nach Europa genommen haben. Deren Verbleib
ist bis heute unbekannt.
1872: Das französische Marine-Ministerium
lehnt eine Bitte der Insulaner ab, die Insel unter französischem
Schutz zu stellen.
1873:
1873: Anfang April 1873 strandet
das amerikanische Holzschiff "Wilhelm and Thomas"
an der Osterinsel und verliert sehr viel Holz.
Die Mannschaft kann sich retten, bleibt jedoch Monate auf
der Osterinsel.
1873: Dutrou Bornier beginnt aus den Wrak-Teilen
der gestrandeten Schiffe "Diamant" und "Wilhelm
and Thomas" ein 18-Meter langes Schiff zu bauen.
1875:
Das
chilenische Schiff "O´Higgins" erreicht vom
19. - 20. März 1875 erneut die Osterinsel, dieses Mal
unter dem Kommando des Kapitäns Lopez. Mit an Bord: Leutnant
zur See Policarpo Toro. Die chilenische Regierung
wurde einige Male von Bischof Éitenne Jaussen kontaktiert
und gebeten, die Insel unter ihren Schutz zu stellen. Toro
hat die Aufgabe, die Lage auf der Osterinsel zu sondieren.
Die Dominanz Dutrou Borniers sowie der kurze Aufenthalt der
"O'Higgins" lassen dies jedoch nicht zu.
1875: Dutrou Bornier lässt nach zweijähriger
Bauzeit sein Schiff "Indiaman" zu Wasser und segelt
Nonstop nach Tahiti.
1876:
Im
August 1876 verstirbt Dutrou Bornier plötzlich. Zeitzeugen
wie seine Frau Koreto behaupten später, Dutrou Bornier
sei vom Pferd gestürzt und infolge dieses Sturzes gestorben.
Eine andere Version besagt, es habe Spannungen zwischen dem
Despoten und einigen Inselbewohnern gegeben mit der Folge,
das Dutrou Bornier erschlagen worden sei.
1877:
Am
15. Juni 1877 verstirbt auch Dutrou Bornier´s Partner
John Brander eines natürlichen Todes. Die Brander-Erben
klagen (später) vor französischen Gerichten die
Osterinsel als ihren Besitz ein.
1877:
Besorgt
über die Entwicklung auf der Osterinsel entsendet Frankreich
eine Delegation unter Leitung des Anthropologen und Linguisten
Alphonse Pinart [Wikipedia:
Adolphe Pinart] zur Osterinsel, die sich über
den Stand der aktuellen Situation informieren sollen. Als
Pinart am 01. April 1877 mit dem französischen
Kriegsschiff "Le Seignelay" auf die Osterinsel kommt
und nach Dutrou Bornier fragt wird ihm von einem Einheimischen
erzählt, Dutrou Bornier sei vom Pferd gefallen und tödlich
verunglückt.
Auch beim Besuch der "Königin" Koreto wird
der Delegation dieselbe Geschichte erzählt. Pinart gewinnt
von Königin Koreto einen schlechten Eindruck. Von dem
verstorbenen Dutrou Bornier zeichnet er in seinem Bericht
allerdings ein sehr positives Bild.
Die Illustration zeigt ein Treffen zwischen Adolphe Pinart
und der "Queen Mother" - Koreto
- mit ihren Töchtern Caroline und Harriette im Jahre
1877.
Pinart wird von der Inselköngin Koreto
darüber informiert, dass nur noch 111 Menschen
auf der Osterinsel leben, davon 26 Frauen.
1877:
Paul-Émile
Lafontaine, ein französischer Marineoffizier,
hat das Kommando über eine 14-köpfige Expeditionsgruppe
die Pinart begleiten soll. Während des ersten Landganges
erfährt Lafontaine, dass der französische Siedler
Dutrou Bornier nicht mehr leben soll. Lafontaine geht mit
allen Teilnehmern wieder an Bord und meldet Dutrou Borniers
Tod seinem Kapitän. Daraufhin erhält er den Auftrag,
Pinarts Expeditionsreise wie geplant abzusichern und möglichst
genaue Informationen über das Ableben des Siedlers in
Erfahrung zu bringen.
1877:
1877: Im Juni 1877 schickt die Brander-Gesellschaft
ihren chilenischen Mitarbeiter Juan Chávez als neuen
Verwalter der Schafranch auf die Osterinsel. Chávez
vertreibt Koreto aus ihrer Residenz und bleibt für 1
Jahr.
1877 strandet an der Südküste
der Osterinsel der amerikanische Holzfrachter "Black
Eagle" mit einer Ladung Fichtenholz. Die Insulaner fertigen
später aus den Brettern einfache Holzhäuser nach
europäischem Stil und verlassen ihre einfachen Wohnhütten.
Außerdem werden aus den Holzbrettern zwei große
Boote gebaut, die dann zur Schaffarm gehören.
1878:
1878:
Im Oktober 1878 kommt Alexander Salmon jr.,
John Branders Neffe auf die Insel um die Geschäfte auf
der Schaffarm fortzuführen. Er erbt einen Teil
des Salmon / Branders Unternehmen, wozu auch die
Ländereien auf der Osterinsel gehören. In seiner
Zeit auf der Osterinsel [1878-1888] bringt Alexander Salmon
so etwas wie, Ruhe und Stabilität auf die Insel. Salmon
ist Arbeitgeber, Kontrollorgan und Richter in einer Person.
Neben Original-Artefakte, trägt Salmon auch viele Legenden
über die Geschichte der Rapanui zusammen.
1878:
1878
kommt auch Pater Roussel auf die Insel zurück,
um die im Jahre 1871 zurückgelassenen Besitztümer
der "SS-CC" zu sichern. Vornehmlich geht es darum,
eine genaue Inventarliste zu erstellen, um den Transport,
Verkauf und / oder eine angemessene Entschädigung zu
ermöglichen. Gleichzeitig will er seinen Aufenthalt nutzen,
um Taufen und Eheschließungen vorzunehmen.
1879:
Maria
Angata Veri, eine im Jahre 1853 auf der Osterinsel
geborene Rapanui, kehrt nach der Vertreibung der Missionare
und ihrer Umsiedelung (1871) nach Mangareva zurück und
übernimmt die Betreuung der kleinen katholischen Rapanui
Gemeinde als Religionslehrerin. Als Mittlerin zwischen den
Menschen und der neuen Religion gewinnt Maria Angata Veri
schnell an Einfluss. Die Inselgemeinde hört beispielsweise
auf sie, als sie 1892 empfiehlt den jungen Siméon
Riro'a Kainga zum König zu wählen. Sie ermutigt
ihre Mitmenschen auch immer wieder, sich gegen die Fremdherren
aufzulehnen.
1881:
1881 reist eine Delegation von den Rapanui nach Tahiti um
Frankreich um Schutz für die Osterinsel zu bitten. Die
Vertreter Frankreichs lehnen ab.
1882:
1882:
Bouverie F. Clark, Kapitän des britischen
Schiffes "HMS Sappho", besucht am 16. Juni
1882 für zwei Tage die Osterinsel. Im Auftrag
Großbritanniens soll Clark feststellen, was sich seit
dem Besuch der "HMS Topaze"
unter Kommandant R. Powell auf der Osterinsel verändert
hat. Clark lässt sich von Alexander Salmon informieren
und fertigt einen allgemeinen Bericht.
1882
Alexander Salmon vermittelt an den Ehemann seiner fast gleichaltrigen
"Nichte Margaret (Brander)" - Heinrich Schulbach
folgende drei Rongorongo-Schrifttafeln:
1882
Wilhelm
Geiseler, Kapitänleutnant und Kommandant auf
dem deutschen Vermessungsschiff "SMS. Hyäne",
hält sich in der Zeit vom 20. September 1882 bis 23.
September 1882 auf der Osterinsel auf. Er hat von der Königlichen
Marine den Befehl, auf der Osterinsel nach Resten einer früheren
Kultur zu forschen und für die Ethnologische Abteilung
der Königlichen Museen in Berlin, nach Kräften tätig
zu werden. Geiseler selbst besucht und besichtigt zwar Teile
der Osterinsel, die eigentlichen ethnographischen Untersuchungen
überträgt er jedoch seinem Zahlmeisteraspiranten
Jakob Weißer.
1882 meldet Geiseler insgesamt 150 Menschen
** auf der Insel, 100 in
Mataveri und 50 in Hanga
Roa und zwar 67 Männer, 39 Frauen und 44 Kinder,
darunter 20 Tahitianer.
1882
Jakob
Weisser, Zahlmeisteraspirant auf dem deutschen Vermessungsschiff
"S.M.S. Hyäne", hat von seinem Kapitän
Wilhelm Geiseler den Befehl erhalten, für die Ethnologische
Abteilung der Königlichen Museen in Berlin, auf der Osterinsel
nach Kräften tätig zu werden. Weißer arbeitet
seinen Auftrag in geradezu preußischer Gründlichkeit
ab und sammelt in nur 4 Tagen eine erstaunliche Vielfalt an
Informationen und Artefakte. Neben einem sehr bildlich beschriebenen
Untersuchungs- und Erfahrungsbericht über 54 Seiten sowie
20 Zeichnungen können am Ende 87 unterschiedliche Artefakte
(in rd. 250 Einzelteilen) nach Berlin geschickt werden.
1883:
1883:
Atamu
Tekena, ein Rapanui aus dem königlichen Clan
der "Miru", wird 1883 von den Missionaren [Pater
H. Roussel und Bischof É. Jaussen] zum König
der Osterinsel ausgerufen. Damit soll die Osterinsel
wieder einen offiziellen Souverän erhalten. Atamu Tekena
hat allerdings keine politische Macht, weil er von dem Verwalter
der örtlichen Schafranch Alexander Salmon nicht als Autorität
akzeptiert und anerkannt wird. Tekena ist nicht vom Volk gewählt
und für Salmon daher nicht der König der Osterinsel,
sondern nur der Sprecher der Rapanui im Reservat Hanga
Roa.
Eine Volkszählung ergibt eine Einwohnerzahl
von 157 **.
1883:
Das
chilenische Schulschiff, die Korvette "Abtao" erreicht
die Osterinsel. Mit an Bord ist Policarpo Toro,
der die Insel aus einem früheren
Besuch kennt. Toro ist zwischenzeitlich vom ehemaligen
chilenischen Seekadetten zum Professor der Naval Academy aufgestiegen
und führt nun auf der Osterinsel hydrographische Vermessungen
durch. Dieses Gutachten bildet 1888 die Grundlage für
die Annektierung der Insel durch Chile.
1885:
1885:
Alexander
Salmon jr. expandiert hinsichtlich des Exportes seiner Schafswolle,
fördert aber auch den Tourismus auf der Insel. Er ermutigt
die Rapanui, die alte Schnitzkunst der Vorfahren wieder aufzunehmen
und die Nachbildungen an kaufkräftige Touristen zu verkaufen.
1885:
Im
Jahre 1885 kommt der damals 19-jährige Franzose Vincent
- (Varta) Pont von Brest mehr zufällig auf die
Osterinsel. Pont hatte bis dahin als Matrose auf mehreren
Schonern den Pazifik befahren. Er ist ausgebildeter Schreiner
und wählt seinen Wohnsitz bei Anakena.
Er will weg von der katholischen Kirche
in Hanga-Roa und weg von dem Schaffarmer Alexander Salmon
in Vaihu. Pont heiratete die Rapanui-Frau Maria Heremeta.
Um 1896 wird er eine Holzhütte in Hanga-Roa beziehen,
weil der neue Schafranch-Besitzer Enrique Merlet die gesamte
Bevölkerung in Hanga-Roa konzentriert. Pont ist
der erste Europäer, der sein gesamtes Erwachsenenleben
auf der Osterinsel verbringt.
1886:
Der
Amerikaner Willima J. Thomson erreicht mit
der USS Mohican am 18. Dezember 1886 die Osterinsel und bleibt
dort bis zum 31. Dezember 1886. Thomson ist im Auftrag des
"Smithsonian"-Museums in Washington D.C. unterwegs
und soll unbedingt einen Moai, für das im Bau befindliche
Museum, mit nach Washington bringen.
Thomson schildert, wie die Vegetation von den vielen Schafen
vernichtet wird, er kartiert systematisch die Küstenlinien
und zeichnet erstmals die richtige Form der Osterinsel
als Karte. Auf der Suche nach Artefakten bricht
Thomson unsachgemäß die Ahu-Anlage Vinapu
I sowie einige Steinhäuser am Orongo
auf, erstellt aber auch eine erste Liste mit 113 Ahu-Anlagen
sowie 555 Moai.
Thomson
kann durch Vermittlung des örtlichen Schaf-Ranch-Besitzers
A. Salmon jr., den Einheimischen
noch zwei Rongorongo-Schrifttafeln (Tafel
"R" und Tafel
"S") abhandeln. Thomson ist auch der erste,
der von der Osterinsel Fotografien macht.
Laut Thomson leben insgesamt 155 Menschen
** auf der Insel, die sich
in 68 erwachsenen Männern, 43 Frauen, 17 Jungen und 27
Mädchen unter 15 Jahren aufteilten.
Auftragsgemäß bergen
Thomsons Männer für das "Smithsonian"-Museum"
einen 2,24 Meter großen Moai, zusätzlich aber auch
noch einen 1,20 Meter hohen Moai-Kopf. Beide Statuen stammen
von der Ahu-Anlage O’Pepe, die sich außergewöhnlich
weit im Inland der Osterinsel befindet. Die Moai werden mit
einem Ochsen-Schlitten in die rd. 4 km entfernte Hanga O Hônu
Buch (Ahu Heki’i) gezogen und von dort aufs Schiff gebracht.
1886:
Die Profite der Schafranch sinken. Alexander Salmon nimmt
Kontakt mit einer Gruppe chilenischer Unternehmer für
einen möglichen Verkauf auf. Die Verhandlungen scheitern.
1887:
1887:
Policarpo
Toro beginnt, mit Alexander Salmon
jr., mit John Brander jr. und mit dem SS-CC-Vikariat in Valparaíso
über den Ankauf ihrer Besitztümer
auf der Osterinsel zu verhandeln. Mit den
Rapanui, den Eigentümern der Osterinsel, wird nicht verhandelt.
Toro nimmt aber mit dem König der Rapanui Atamu
Tekena Kontakt auf und bietet ihm und seinen Landsleuten
den Schutz durch Chile an.
1887:
1887 versuchen verschiedene Mönche
vom Johanniter-Orden auf der Insel Fuß zu fassen. Die
Besuche unter den jetzt 187 Bewohnern dauern zumeist nur wenige
Tage.
1888:
Insgesamt leben 178 Menschen auf der Insel.
**
Verkauf | Ankauf:
Am
2. Januar 1888 verkaufen Alexander Salmon
jr. und sein Bruder Tati ihre Anteile der Schafranch
für 2.000 Pfund Sterling an die chilenische Regierung
und treten damit sämtliche Rechte an Chile ab. Am gleichen
Tag (2. Januar 1888) schließt auch John Brander
jr. mit Toro eine Absichtserklärung zum Verkauf
seiner Anteile an die Osterinsel für 4.000 Pfund Sterling.
1888:
Nach den Vertragsabschlüssen zum Verkauf der Salmon
/ Brander - Anteile der Osterinsel-Schafranch an Chile,
will Policarpo Toro Chiles Anspruch auf
die Insel unumkehrbar machen und übergibt das Salmon-Anwesen
in Vaihu an drei chilenische Kolonisten-Familien. Führer
und Sprecher der Kolonisten ist Pedro Pablo Toro,
der Bruder von Policarpo Toro.
Am 08. August 1888 kauft Toro vom apostolischen
SS-CC-Vikariat für 5.000 Francs, deren (635 Hektar
große) Ländereien um Hanga-Roa.
Übergabe | Annektierung:
Am 09. September 1888 wird ein Vertrag in
spanischer und Tahitian-Rapanui Sprache geschlossen, den Toro
und 12 weiteren Stammeshäuptlingen an Bord des Kriegsschiffes
Angamos unterzeichnen. Chile verspricht sich mit der Annektierung
der Osterinsel einen strategischen Seefahrerstützpunkt
im Pazifik. Der Panamakanal ist im Bau und soll vorbeifahrende
Schiffe mit Kohle beliefern.
1888:
Mit der Delegation zur Annektierung der Osterinsel kommen
auch Pater Albert Montiton und der fromme Rapanui Nikolas
Pakarati mit seiner Frau auf die Osterinsel. Nikolas
Pakarati wurde in Tahiti als Katechist ausgebildet und wird
nun als neuer Inselgeistlicher eingeführt. Pakarati wird,
mit wenigen kurzen Unterbrechungen, dieses Amt bis zu seinem
Tod im Jahre 1927 ausüben.
1888: Am 08. September
1888 kehrt auch eine Rapanui Familie aus Tahiti zurück,
die auf der Brander-Plantage gearbeitet hatten. Sie sind an
Lepra erkrankt und
halten sich deshalb abseits der Bevölkerung in einer
Höhle
auf.
1888:
Pedro Pablo Toro verwaltet die Schafe und das Vieh und initiiert
den Verkauf der Produkte an Tahiti und Chile. Pedro Pablo
Toro akzeptiert König Atamu Tekena
auch als Autorität der Insel und verhandelt mit ihm harmonisch
alle Insel-Angelegenheiten. Bereits 1888 vereinbaren beide,
auf der Osterinsel eine kleine Schule
für Spanischunterricht zu eröffnen.
1888: Alexander
Salmon verlässt am 14. Dezember 1888 die Osterinsel mit
einer großen Anzahl an echten und unechten Artefakten
aus der Inselkultur. Sie befinden sich heute als "Salmon"-Sammlung
im chilenischen "Museo de la Basílica de la Merced
in Santiago". Salmons Hirten und Arbeiter ziehen nach
Hanga-Roa um, um näher an der Kirche
zu sein. Damit haben die Neusiedler aus
Chile das Vaihu-Anwesen für sich.
Salmon vermittel zuvor noch drei Rongorongo-Schrifttafeln
an den Händler "James Lyle Young", die später
als:
bekannt werden.
1889:
Die Lepra-Krankheit ist in Hanga-Roa
ausgebrochen. Die Kranken werden zunächst etwas abseits
(in der Nähe von Tahai)
isoliert.
1889: Am 20. Juni 1889 verlassen zwei der
drei chilenischen Kolonisten-Familien auf der "O'Higgins"
bereits wieder die Osterinsel. Einen Monat später ist
die letzte und dritte Kolonisten-Familie verstorben.
Als die britische "HMS Kormoran" die Osterinsel
am 20. Juli 1889 erreicht um die Auswirkungen der chilenischen
Annexion und Kolonisation zu beurteilen, finden die Britten
in der Vaihu-Residenz nur noch Pedro Pablo Toro als Verwalter
der Schafranch und einige chilenische Schafhirten vor. Die
wenigen Rapanui haben sich auf der Insel verstreut, die meisten
davon halten sich an der Westküste bei Hanga-Roa auf.
1890:
Policarpo Toro will die Osterinsel nicht aufgeben und schließt
im November 1890 mit Chile einen Pachtvertrag über die
ehemaligen SS-CC-Liegenschaften [635 Hektar] zwischen Hanga-Roa
und Vaihu. Der Pachtvertrag ist auf 20 Jahre ausgelegt und
beinhaltet, dass Policarpo Toro - Chile auf Tahiti und auf
der Osterinsel vertritt und die Brander-Liegenschaften auf
eigne Rechnung kaufen kann.
1890:
Für die Rapanui ändert sich wenig. Der Inselgeistliche
Nikolas
Pakarati kann nicht verhindern, dass die Rapanui in ihre
alten Rituale zurückfallen. Der US-Amerikaner V.S. Frank
berichtet von einer Zeremonie in deren Verlauf es zu kannibalischen
Handlungen an peruanischen Seefahrern und Einheimischen gekommen
sein soll.
1890: Insgesamt leben 188 Menschen
auf der Insel. **
1892:
Der
von der katholischen Mission berufene König Atamu
Tekena stirbt an Tuberkulose. Auf Initiative von Maria
Angata Veri wählen die Rapanui in demokratischer
Wahl im August 1892 ihren neuen König
Siméon Riro'a Kainga und proklamieren
mit einer eigenen Fahne ihre "Unabhängigkeit".
Der Kapitän des im September 1892 ankommenden chilenischen
Versorgungsschiffes "Abtao" - L.A. Castillo - hält
als chilenischer Repräsentant Gericht. Er spricht den
Rapanui das Recht zur Wahl eines Königs ab und unterbindet
"diesen Unsinn" mit einem Schiedsspruch.
1892: Insgesamt leben 201 Menschen
auf der Insel, davon 112 Männer und 89 Frauen. **
1892: Die ehemalige Schaffarm wird von dem
Leiter der chilenischen Kolonisten, Pedro Pablo Toro, aufgegeben.
Die Ausgaben der Farm übersteigen die Einnahmen. Das
Vorhaben, Kohle an vorbeifahrende Schiffe im Pazifik zu verkaufen
hat sich zerschlagen, weil sich die Fertigstellung des Panama-Kanals
verzögert. In Chile herrscht zudem seit 1891 ein Bürgerkrieg.
1892 - 1895: "Rapanui-Manuskripte"
In
dieser Zeit besinnen sich die Rapanui auch auf ihre eigene
Geschichte. Nikolas Pakarati, Pua Ara
Hoa, Carlos Teao Tori, Pakomio Ure Kino, Daniel
Ure Va'e Iko und Tomenika VakeTuku Onge versuchen erstmals,
die Legenden und Traditionen der Osterinsel
zu sammeln und diese in lateinischer Schrift niederzuschreiben.
Die alten Legenden um Hotu
Matu'a sind gefärbt von Überlieferungen anderer
Inseln, wie beispielsweise die der Mangareva. Pater Hippolyte
Roussel hatte 1866 vier Missions-Helfer von Mangareva
mit zur Osterinsel genommen die unter anderem als Dolmetscher
fungierten.
1895:
Chile
verpachtet die Osterinsel für 20 Jahre an den chilenischen
Viehzüchter- und Händler Enrique Merlet.
Später wird eine Handelsgesellschaft zu Ausbeutung der
Insel gegründet und bis 1953 im großen Stil Schafzucht
betrieben. Mit Ausnahme von Hanga-Roa, einem Areal von 200
Hektar (ab
1936 bzw. 1945 = 2000 Hektar) an der Westküste,
wird die gesamte Insel in eine Schaffarm umgewandelt. Mit
der Farm beginnt allerdings auch ein regelmäßiger
Linienverkehr durch Schiffe von und nach Chile.
1895: Der chilenische Lehrer Alberto
Sánchez Manterola zieht mit seiner Familie
auf die Osterinsel. Seine Versuche, die Rapanui in Spanisch
zu unterrichten dauern allerdings nur 5 Monate. Sánchez
übernimmt im Auftrag des Viehzüchters Merlet die
Verwaltung der Schaffarm. Chile hatte durch
die Verpachtung der Insel jegliches Interesse an den Rapanui
verloren. Sánchez ist bemüht, mit den Rapanui
in friedlicher Co-Existenz zu leben, gerät aber in Konflikt
mit den Vorgaben des Pächters Merlet.
1896:
Insgesamt leben 214 Menschen auf der Insel.
**
1896:
Alberto Sanchez Manterola
wird staatlicher Inselchef
Die chilenische Regierung erklärt per Dekret vom 15.
Juni 1896 die Osterinsel zu einer Marinedependance. Chile
erklärt
Alberto Sanchez Manterola zum staatlichen
Inselchef. Die Rechte der Schaffarm bleiben davon
unberührt. Das Betreten der Weideflächen ist für
die Rapanui fortan nur noch mit einer Sondergenehmigung des
Militärgouverneurs möglich.
1896: Am 15. Juli 1896 erreicht das französische
Schiff "Apolline Emilie" die Osterinsel, um für
"E. Merlet & Co." Material
zur Fortführung der Schaffarm zu bringen. Dabei havariert
das Schiff an den Klippen der Insel und geht verloren. Zehn
Besatzungsmitglieder, darunter der deutsche Kapitän und
der Lotse, ertrinken. 14 Mann überleben, darunter drei
Deutsche, zehn Chilenen und ein Italiener. Einige Monate später
nimmt das Merlet-Schiff "Maria Luisa" die gestrandeten
auf und nimmt sie mit zurück nach Valparaíso.
Nur der 23-jährige Italiener Rafael Cardinali
bleibt zurück, um sich für immer auf der Osterinsel
niederzulassen.
1896: Im Streit ersticht
der Farm-Mitarbeiter Felipe Rehhoef den Rapanui Simon Teao
Kiroké. Obwohl Sanchez versucht, Rehhoef zu schützen,
kann König Siméon Riro'a Kainga
erwirken, dass der Mörder einer ordentlichen Gerichtsbarkeit
zugeführt wird.
1896:
Im Dezember kommt es zwischen den Rapanui und Sanchez
zu einem Streit über eine Tränke für Tiere.
Zum ersten Mal treten die Rapanui für eine Woche in Streik.
Sanchez Männer werden mit Steinwürfen aus Hanga
Roa vertrieben.
1896:
Der chilenische Pater Albert Montiton unternimmt
einen weiteren Versuch zur Christianisierung der Insulaner.
Nachdem die Insulaner christlich beerdigte Rapanui sofort
wieder aus ihren Gräbern entfernen und die Körper
in versteckten Höhlen
beisetzen, übergibt er die seelsorgerischen Pflichten
wieder an den SS-CC-Katechisten Nikolas Pakarati.
Pater Montiton verlässt die Insel.
1896/97: Der neue
Ranch-Verwalter Enrique Merlet lässt alle Rapanui an
die Westküste (um Hanga-Roa) umsiedeln. Darunter befinden
sich auch die Lepra-Kranken, die sich
seit 1888 abseits der Bevölkerung aufgehalten haben.
1897:
Es
kommt zwischen den Rapanui und dem Verwalter der Schaffarm
erneut zu Streitigkeiten bezüglich der Bezahlung der
Arbeiter. Die Rapanui treten in Streik. Infolge dieser Zwistigkeiten
werden die Insulaner komplett entrechtet. Pächter Merlet
lässt die Tiere der Rapanui
konfiszieren und eine Mauer um das Areal
von Hanga Roa
bauen. Sämtliche Männer und Frauen über 14
müssen fortan unentgeltlich für die Farm
arbeiten. Die Flagge der Rapanui wird verboten. Niemand
darf ohne Erlaubnis das Gebiet von Rapa
Nui verlassen.
1898:
Rapa
Nui König Siméon Riro'a Kainga
bewirkt eine Audienz bei der chilenischen Regierung in Valparaíso
und reist mit drei weiteren Rapanui dort hin. Noch bevor Siméon
Riro'a Kainga mit dem chilenischen Präsidenten sprechen
kann, stirbt er in Valparaíso unter mysteriösen
Umständen an einer Alkoholvergiftung. Seine Begleiter,
darunter Juan
Tepano bleiben in Chile und werden Soldaten in der chilenischen
Armee.
Die
Bevölkerung ist unzufrieden. Im Reservat Hanga-Roa herrschen
unhaltbare Zustände. Die Rapanui entschließen sich
daraufhin, bis zum Eintreffen des nächsten chilenischen
Schiffes (dessen Kapitän Recht sprechen soll) erneut
in den Streik zu treten.
1899:
Im März erreicht den Rapanui die Nachricht vom Tod ihres
Königs Siméon Riro'a Kainga.
Pächter Merlet behauptet, Kainga hätte sich zu Tode
getrunken. Die Rapanui sind der Meinung, ihr König sei
vergiftet worden. Siméon Riro'a Kaingas Körper
kann nicht auf die Insel überführt werden, angeblich
ist der Aufenthaltsort von Kaingas Grabstelle unbekannt.
1899:
Die
Ausbreitung der Lepra-Krankheit
ist nicht mehr aufzuhalten. Die Kranken werden in ein Gebiet,
drei Kilometer nördlich von Hanga-Roa verlegt.
Im 19. Jahrhundert haben insgesamt mehr als 150 Schiffe
die Osterinsel kontaktiert.
**
= Statistik
Walter Knoche "Die Osterinsel".
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